Artenvielfalt auf mageren Böden
Ungewöhnliche Landschaften verdienen einen besonderen Schutz.
In Mitteldeutschland gibt es einzigartige trockene nährstoffarme Magerwiesen. Kalkreich oder sandig beschaffen, sind sie oft gekennzeichnet durch felsige Strukturen und südlich exponierte Lagen. Diese Landschaften bilden einen starken Kontrast zu den flächenmäßig viel größeren urbanen Zonen, intensiv bewirtschafteten Feldern und Wäldern. Magerböden wurden durch geologische Ereignisse und menschliche Einflüsse geformt. Muschelkalkböden etwa enthalten Ablagerungen von Schalentieren, die vor Hunderttausenden von Jahren den Meeresboden bevölkerten. Da ungeeignet für den intensiven Pflanzenanbau, wurden diese Gebiete extensiv beweidet. Dadurch siedelten sich dort besondere Pflanzenarten an, die trotz der kargen
Bedingungen blühen und gedeihen. Je größer, umso besser – das zählt hier nicht. Pflanzen an mageren Standorten haben faszinierende Anpassungsstrategien, um an Nährstoffe und Wasser zu gelangen oder einfach robust zu sein. Einige Beispiele sind der Wiesensalbei mit seinem kräftigen Pfahlwurzelsystem, kleinwüchsige, aber trittfeste Steinbrechgewächse und Sandthymian mit ledrigen, wassersparenden Blättchen.
Pflanzen haben erstaunliche Fähigkeiten zu kooperieren. Gräser teilen eisenbindende Stoffe. Schmetterlingsblütler wie der charakteristische Wundklee stellen Wurzelknöllchen bereit, damit Bakterien Luftstickstoff nutzen können, und wilde Orchideen wie die Knabenkräuter keimen mithilfe von Pilzgeflechten. Räuberische
Pflanzen gibt es auch. Die parasitierenden Sommerwurzgewächse zapfen einfach ihre Wirtspflanzen an. Zu Beginn des Frühjahrs locken in Naturschutzgebieten die lila Küchenschelle und gelb blühende Adonisröschen. Die Biodiversität auf Magerböden kann erhalten und auch zukünftig erforscht werden, wenn diese Gebiete durch natur- und landschaftschützende Maßnahmen erhalten werden und die Verbuschung dort verhindert wird; denn die Verwilderung der Flächen ist eine große Gefahr für die empfindlichen Magerboden-Ökosysteme.