Welches Geheimnis erwähnte Manfred G.?
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden im Landgericht Aachen im Dorota-Prozess die Audiodateien der verdeckten Ermittler abgespielt. Dennoch spricht die Verteidigung darüber. Auch eine Freundin des Angeklagten kam zu Wort.
Rund 100 Stunden Audiomaterial – so viel haben die verdeckten Ermittler gesammelt, nachdem sie gut anderthalb Jahre auf Manfred G. angesetzt waren. G. muss sich derzeit vor dem Aachener Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine am 18. Oktober 2016 verschwundene Ehefrau Dorota getötet zu haben. Im August 2023 fanden die Ermittler ihre Leiche. Auch nach intensiver Untersuchung der Leichenteile konnten Rechtsmediziner des rechtsmedizinischen Instituts in Köln nicht sicher klären, was die Todesursache war.
Was dagegen sicher ist: Das Gericht schützt die verdeckten Ermittler, die bislang noch nicht im Verlauf des Prozesses aussagen mussten. Sollten sie das tun, würde dies ohnehin unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen, um die Identität dieser Ermittler, die sich häufig im kriminellen Milieu bewegen, zu wahren und zu schützen.
Insofern sind auch die Audiodateien Gegenstand der nicht-öffentlichen Verhandlung. Was dann aber doch auf den Tisch kam: Nikolai Doszna, neben Harald Bex der Verteidiger des Angeklagten, mahnte erneut die Nutzung dieser Dateien vor Gericht an. Zu den Gründen hatte die Verteidigung an einem früheren Verhandlungstag bereits gesagt, dass der Angeklagte schon bei seiner ersten Verhaftung kurz nach dem Verschwinden seiner Ehefrau von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht habe. Zudem geht es in diesem Zusammenhang um die Frage, ob in den aufgezeichneten Gesprächen eine Vernehmungssituation entstanden sei.
Immerhin: Manfred G. soll unter anderem gegenüber den verdeckten Ermittlern gesagt haben: „Ich habe noch ein Geheimnis.“Oder auch: „Egal, was und wie viel ich trinke: Ich sage nichts.“Der Angeklagte soll ebenso erklärt haben, seine Frau zu lieben. Er hasse sich für das, was passiert sei.
Der fünfte Verhandlungstag begann jedoch mit der Aussage eines heute in Erkelenz tätigen Polizisten,
der an den ersten Vernehmungen des Angeklagten beteiligt war. Unter anderem bei ihm wurde Manfred G. 2016 in Heinsberg vorstellig, um seine Frau als vermisst zu melden. In diesen Vernehmungen ging es auch darum, dass der Angeklagte im Frühjahr 2016 einen Suizidversuch unternehmen wollte, weil es um die Ehe nicht mehr gut bestellt war. Auch habe Manfred G. gesagt, etwa acht Jahre vor dem Verschwinden Dorota ins Gesicht geschlagen zu haben – dies bereue er bis heute. Der Polizist berichtete weiter von den bereits bekannten Beziehungsproblemen und Affären der Getöteten.
Auch Frauke K. wurde in den Zeugenstand gerufen, eine gute Freundin des Angeklagten. Vor rund 18 Jahren habe man sich kennengelernt.
Und zwar über die Eltern der Zeugin, bei denen Manfred G. verschiedene Arbeiten ausgeführt habe. Zu Dorota will sie dagegen fast gar keinen Kontakt gehabt, sie aber flüchtig gekannt haben. Sie habe sich mit Manfred G. gut verstanden, Dorotas und sein Sohn soll zu den drei Kindern der Zeugin ebenfalls guten Kontakt gehabt haben. Als Dorota verschwand, durchlebte die Zeugin „keine schöne Trennung von meinem Mann“. In der Zeit habe sie daher Manfred G. nicht gut auffangen können.
Im Verlauf ihrer Bekanntschaft und dann Freundschaft habe der Angeklagte ihr erzählt, dass seine Frau Dorota nicht treu sei, dass es Affären gebe. Auch wusste sie von den Problemen in der Ehe. Ganz offen habe Manfred G. dann auch berichtet, dass seine Frau verschwunden sei.
Etwa im Jahr 2017 soll Manfred G. eine neue Beziehung begonnen haben zu einer Frau mit Namen Andrea. Diese Beziehung habe nicht lange gehalten. Zur Beziehung zur Zeugin Sabrina B. merkte Frauke K. an, dass diese Partnerschaft äußerst schwierig gewesen sei, B. solle mehrfach gedroht haben. Auch soll B. zu G. gesagt haben, sie verfluche den bereits im Kleinkindalter gestorbenen zweitgeborener Sohn Dorotas.
Letztlich beschrieb Frauke K. den Angeklagten als fürsorglich, liebevoll seinem Sohn gegenüber, fleißig und zuverlässig. Sie habe nie ein Problem gehabt, wenn ihre Kinder mit G. alleine waren.