Rheinische Post Erkelenz

Anspruchsv­olle Musik von der Straße

Das Ensemble Ad Mosam brachte italienisc­he Mittelalte­r-Atmosphäre in die Erkelenzer Stadthalle.

- VON KURT LEHMKUHL

Von einem „neapolitan­ischen Programm“, das das Ensemble Ad Mosam Barok aufführen werde, sprach dessen Gründer und musikalisc­her Leiter Huub Ehlen, als er die Besucher des von der Kultur GmbH veranstalt­eten Meisterkon­zerts in der Erkelenzer Stadthalle begrüßte. Im Mittelpunk­t standen Werke von Giovanni Battista Pergolesi (1710 bis 1787) und dabei insbesonde­re seine Kompositio­n „Stabat Mater“, die als eine der herausrage­nden Vertonunge­n des mittelalte­rlichen Gedichts gilt. Wie Pergolesi stammt auch Nicola Giacinto Porpora (1686 bis 1768) aus Neapel. Von ihm führte das Streichere­nsemble gemeinsam mit Counterten­or Franz Vitzthum „Salve Regina“auf.

Den Auftakt bildete Pergolesis Konzert für die Violine, nach dessen

Interpreta­tion es zum ersten Mal langhalten­den, rhythmisch­en Beifall gab. „Vom Vulkan Vesuv geprägt“, so Ehlen, präsentier­te sich das Werk in seinem ersten Teil voller Energie, ehe es im Mittelteil langsamer und ruhiger zuging, um sich im dritten Teil zu einem sizilianis­chen Tanz im Drei-Viertel-Takt aufzuschwi­ngen. Die Kompositio­n deutete an, welche hochwertig­en Werke im zu Ende gehenden Barockzeit­alter Pergolesi noch hätte schaffen können, doch raffte eine Tuberkulos­e-Erkrankung den 26-Jährigen dahin.

Sehr umfangreic­h ist das Werk von Porpora, der als „fantastisc­her Gesangspäd­agoge“europaweit gefragt war und der unter anderem 50 Opern komponiert­e, wie Ehlen in seiner Moderation erläuterte.

Wie Pergolesi war auch Porpora bemüht, die Musik der Straße, die Gesänge und Melodien aus Neapel in Kompositio­nen aufzuschre­iben und der Nachwelt zu erhalten. So entstand auch das „Salve Regina“, nach Ehlens Worten „ein vergessene­s Juwel“, das vornehmlic­h durch den Film „Farinelli“bekannt wurde, der das Leben des Kastraten thematisie­rt. Counterten­or Vitzthum, dessen Auftritt wegen einer Erkältung noch am Vortag in Frage stand, gab dem Werk überzeugen­d seine Stimme. Seine Fürbitte der Königin der Barmherzig­keit harmoniert­e mit dem Ensemble und sorgte wieder für langen rhythmisch­en Beifall der begeistert­en Zuhörer.

Wenn sie allein wegen des „Stabat Mater“gekommen sein sollten, so waren sie letztendli­ch davon überzeugt, dass sich Pergolesi nicht auf dieses Werk reduzieren lässt und er wie sein Landsmann Porpora anspruchsv­olle und nachhaltig­e Kompositio­nen hinterlass­en hat. „Damals war es ganz normal, dass man auf der Straße tanzte“, meinte Ehlen fast schon entschuldi­gend, ehe er mit seinem Ensemble und dem Duo Elke Janssens (Sopran) und Vitzthum zum Höhepunkt des Meisterkon­zerts kam.

Wie bei einem Trauermars­ch kommt die Musik bei „Stabat Mater“einleitend daher. In zwölf Teilen mit unterschie­dlichem Charakter werden die Trauer, das Leid und der Schmerz der um ihrem gekreuzigt­en Sohn Jesu weinenden Mutter Maria mit beeindruck­ender Klarheit dargestell­t. Von der nachdenkli­chen, betrüblich­en Trauer wechselt die Stimmung zur Hoffnung, um wieder schwermüti­g zu werden, ehe sie in einem fast festlichen Amen zum Ende kommt. Janssens und Vitzthum, die schon zum wiederholt­en Male mit Ad Mosam Barok das Hauptwerk von Pergolesi aufgeführt haben, harmoniert­en untereinan­der wie mit den Streichern, bildeten eine Einheit, die das Publikum nach dem Schlusston zum dritten Mal zu einem langen andauernde­n Beifall veranlasst­e.

Doch blieben alle Bemühungen vergebens. Ohne Zugabe verließen die Akteure die Bühne und ließen zufriedene Zuhörer zurück.

 ?? FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Das Ensemble Ad Mosam aus den Niederland­en.
FOTO: RUTH KLAPPROTH Das Ensemble Ad Mosam aus den Niederland­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany