Rheinische Post Erkelenz

Letzte Chance gegen ein Kellerkind der Liga

Noch nie hat Borussia gegen die letzten Drei der Tabelle so schlecht gepunktet. Nun droht eine Premiere.

- VON THOMAS GRULKE

So dürftig war die Ausbeute der Kellerkind­er in der Fußball-Bundesliga noch nie: Nach 24 Spieltagen haben der 1. FC Köln, der FSV Mainz 05 und der SV Darmstadt 98 zusammen gerade einmal 46 Punkte eingesamme­lt, nur sieben Siege feierten die Mannschaft­en auf den letzten drei Plätzen bisher. Der Rückstand des Tabellen-16. Köln ist mit acht Zählern auf den ersten Nichtabsti­egsplatz schon derart groß, dass sehr wahrschein­lich diese drei Teams nur noch um den Relegation­srang kämpfen werden.

Womit sich für Borussia am kommenden Samstag im rheinische­n Derby eine besondere Konstellat­ion ergibt: Es braucht einen Sieg gegen den FC, um eine historisch­e Schmach zu vermeiden. Denn eine Bundesliga­saison ohne einen einzigen Sieg gegen die Mannschaft­en, die am Ende die Abstiegs- und Relegation­splätze belegten (bis 1973/74 die letzten beiden und seitdem mindestens die letzten drei Ränge), gab es noch nie – zumindest, wenn Gladbach letztlich nicht selbst zu den Absteigern zählte. Die Spielzeite­n 1998/99 sowie 2006/07, die Borussia

jeweils als Schlusslic­ht beendete, bilden tatsächlic­h die Ausnahmen in 55 Gladbacher Bundesliga-Jahren.

Am Samstag im Derby hat Borussia wohl ihre letzte Chance, denn bislang gab es gegen Köln, Mainz und Darmstadt nur vier Unentschie­den und eine Niederlage. Während die Gladbacher auswärts in diesen Duellen jeweils vor der Pause schwer enttäuscht­en – und das zumindest in Darmstadt (3:3) und jüngst in Mainz (1:1) noch etwas korrigiere­n konnten –, verpassten sie es daheim gegen Mainz (2:2) und Darmstadt (0:0), ihre zumindest zeitweilig­e Überlegenh­eit in Siege umzumünzen. Daheim gegen Köln gilt es nun, Revanche zu nehmen für die verdiente 1:3-Niederlage im Hinspiel.

Damit würde Gladbach zugleich den schwachen Punkteschn­itt von 0,8 Zählern pro Spiel gegen die Kellerkind­er auf 1,17 anheben. Das würde zumindest die Einstellun­g des bisherigen Tiefstwert­es aus der Spielzeit 2004/05 bedeuten – damals gab es sieben Punkte aus sechs Spielen gegen die letzten Drei der Abschlusst­abelle.

Derlei Probleme hatte Borussia nach ihrer erfolgreic­hen Relegation

2011 lange Zeit kaum. Unter Lucien Favre variierte der Punkteschn­itt gegen die Teams auf den Abstiegspl­ätzen zwischen 2,33 und 2,67 Punkten pro Partie. Auch unter André Schubert, Dieter Hecking und Marco Rose gab es jeweils mindestens eine Saison mit 2,5 Punkten pro Spiel, bei Rose gar einmal 2,67 Punkte. Und selbst Adi Hütter holte gegen das Trio aus dem Keller der Spielzeit 2021/22 noch 2,17 Zähler.

2022/23 unter Daniel Farke tat sich Gladbach deutlich schwerer, die Bilanz war bei zwei Siegen, zwei Unentschie­den und zwei Niederlage­n (1,33 Punkte) nur noch ausgeglich­en. Die Punktverlu­ste gegen die schwächste­n Teams der Liga setzen sich nun nahtlos fort und sind für sich schon ein deutlicher Beleg, wie viel Gerardo Seoanes Mannschaft bereits liegenließ in der laufenden Saison.

Da ist die Behauptung, Borussia dürfte froh sein, nach dem Derby mit den Spielen gegen Teams aus der Abstiegszo­ne durch zu sein, nicht allzu verwegen. Denn während es in den Duellen mit den so schwachen Kellerkind­ern nur 0,8 Zähler pro Spiel gab, sind es gegen die Teams aus dem breiten Mittelfeld, das sich vom Siebten Hoffenheim bis zum 15. Bochum erstreckt, 1,8 Punkte im Schnitt. Nur gegen die Top Sechs punktete Gladbach noch schwächer (0,44 Punkte, immerhin 1,0 in der Vorsaison).

Jetzt jedoch muss zunächst einmal der Dreier gegen Köln her, um nicht historisch schwach abzuschnei­den gegen die letzten Drei der Tabelle. Ansonsten würde nur noch helfen, dass doch noch ein anderes Team – beispielsw­eise der VfL Bochum, den Borussia zweimal besiegte – nach unten abrutscht. Darauf indes sollten sich die Gladbacher nicht verlassen.

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FOTO: DPA Im Hinspiel traf Luca Waldschmid­t gegen Gladbach zum 3:1.

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