Letzte Chance gegen ein Kellerkind der Liga
Noch nie hat Borussia gegen die letzten Drei der Tabelle so schlecht gepunktet. Nun droht eine Premiere.
So dürftig war die Ausbeute der Kellerkinder in der Fußball-Bundesliga noch nie: Nach 24 Spieltagen haben der 1. FC Köln, der FSV Mainz 05 und der SV Darmstadt 98 zusammen gerade einmal 46 Punkte eingesammelt, nur sieben Siege feierten die Mannschaften auf den letzten drei Plätzen bisher. Der Rückstand des Tabellen-16. Köln ist mit acht Zählern auf den ersten Nichtabstiegsplatz schon derart groß, dass sehr wahrscheinlich diese drei Teams nur noch um den Relegationsrang kämpfen werden.
Womit sich für Borussia am kommenden Samstag im rheinischen Derby eine besondere Konstellation ergibt: Es braucht einen Sieg gegen den FC, um eine historische Schmach zu vermeiden. Denn eine Bundesligasaison ohne einen einzigen Sieg gegen die Mannschaften, die am Ende die Abstiegs- und Relegationsplätze belegten (bis 1973/74 die letzten beiden und seitdem mindestens die letzten drei Ränge), gab es noch nie – zumindest, wenn Gladbach letztlich nicht selbst zu den Absteigern zählte. Die Spielzeiten 1998/99 sowie 2006/07, die Borussia
jeweils als Schlusslicht beendete, bilden tatsächlich die Ausnahmen in 55 Gladbacher Bundesliga-Jahren.
Am Samstag im Derby hat Borussia wohl ihre letzte Chance, denn bislang gab es gegen Köln, Mainz und Darmstadt nur vier Unentschieden und eine Niederlage. Während die Gladbacher auswärts in diesen Duellen jeweils vor der Pause schwer enttäuschten – und das zumindest in Darmstadt (3:3) und jüngst in Mainz (1:1) noch etwas korrigieren konnten –, verpassten sie es daheim gegen Mainz (2:2) und Darmstadt (0:0), ihre zumindest zeitweilige Überlegenheit in Siege umzumünzen. Daheim gegen Köln gilt es nun, Revanche zu nehmen für die verdiente 1:3-Niederlage im Hinspiel.
Damit würde Gladbach zugleich den schwachen Punkteschnitt von 0,8 Zählern pro Spiel gegen die Kellerkinder auf 1,17 anheben. Das würde zumindest die Einstellung des bisherigen Tiefstwertes aus der Spielzeit 2004/05 bedeuten – damals gab es sieben Punkte aus sechs Spielen gegen die letzten Drei der Abschlusstabelle.
Derlei Probleme hatte Borussia nach ihrer erfolgreichen Relegation
2011 lange Zeit kaum. Unter Lucien Favre variierte der Punkteschnitt gegen die Teams auf den Abstiegsplätzen zwischen 2,33 und 2,67 Punkten pro Partie. Auch unter André Schubert, Dieter Hecking und Marco Rose gab es jeweils mindestens eine Saison mit 2,5 Punkten pro Spiel, bei Rose gar einmal 2,67 Punkte. Und selbst Adi Hütter holte gegen das Trio aus dem Keller der Spielzeit 2021/22 noch 2,17 Zähler.
2022/23 unter Daniel Farke tat sich Gladbach deutlich schwerer, die Bilanz war bei zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen (1,33 Punkte) nur noch ausgeglichen. Die Punktverluste gegen die schwächsten Teams der Liga setzen sich nun nahtlos fort und sind für sich schon ein deutlicher Beleg, wie viel Gerardo Seoanes Mannschaft bereits liegenließ in der laufenden Saison.
Da ist die Behauptung, Borussia dürfte froh sein, nach dem Derby mit den Spielen gegen Teams aus der Abstiegszone durch zu sein, nicht allzu verwegen. Denn während es in den Duellen mit den so schwachen Kellerkindern nur 0,8 Zähler pro Spiel gab, sind es gegen die Teams aus dem breiten Mittelfeld, das sich vom Siebten Hoffenheim bis zum 15. Bochum erstreckt, 1,8 Punkte im Schnitt. Nur gegen die Top Sechs punktete Gladbach noch schwächer (0,44 Punkte, immerhin 1,0 in der Vorsaison).
Jetzt jedoch muss zunächst einmal der Dreier gegen Köln her, um nicht historisch schwach abzuschneiden gegen die letzten Drei der Tabelle. Ansonsten würde nur noch helfen, dass doch noch ein anderes Team – beispielsweise der VfL Bochum, den Borussia zweimal besiegte – nach unten abrutscht. Darauf indes sollten sich die Gladbacher nicht verlassen.