Lesung in der Leonhardskapelle mit viel Witz und „Mutter Beimer“
(kilu) Vielen ist sie als Mutter Beimer aus der Fernsehserie „Lindenstraße“bekannt, mit ihrer Lese-Tour „Mord mit Muttern“bewies Marie-Luise Marjan nun auch ihr Können als Geschichtenleserin. Einige Lindenstraßenfans und Krimiliebhaber kamen daher in der Erkelenzer Leonhardskapelle zusammen, um den Geschichten des „Königs der Kurzgeschichten“Ralf Kramp zu lauschen.
In einem beinahe schaurigen Ambiente bei Kerzenschein nahm die Schauspielerin das Publikum mit in eine Welt der Verbrechen – doch der Gruselfaktor blieb aus: Schon vor der ersten Geschichte kündigte Marjan an: „Die Geschichten sind immer lustig, gar nicht gruselig“. Sie erzählte von einer Kundin, die ihrer Friseurin den Mord an ihrem Mann verriet, von einem Enkel, dessen Mordkomplott an seiner Oma ganz und gar anders verlief als geplant und von der Witwe eines Zechenkumpels, die ihrem verstorbenen Mann einen außergewöhnlichen Liebesbeweis machte.
Mit charmanten Anekdoten aus ihrem Leben als Schauspielerin und einer Portion Witz verzauberte die „Mutter der Nation“die Zuschauer, von denen es sich einige bei einem Glas Wein in der kleinen Kapelle gemütlich gemacht hatten. Ganz entgegen der gängigen Gepflogenheiten bei Lesungen bat die Interpretin ihre Zuhörer und Zuhörerinnen um Teilhabe: „Sie dürfen schmunzeln und lachen, nur nicht schweigen.“
Ganz fernab von jeglicher Schnelllebigkeit, fernab von Alltagstrubel konnten die Besucher in der Leonhardskapelle einen beinahe entschleunigten, allenfalls anheimelnden Abend genießen. Über zwei Stunden lang las die Schauspielerin teils grotesk anmutende, teils humorige Geschichten vor, die auch ihre Zuhörer sichtlich und hörbar – manch einer von ihnen konnte sich das Lachen stellenweise wohl kaum verkneifen – erheiterten.
Ganz ohne Starallüren, mit einer Eleganz, die ganz und gar nicht arrogant anmutete, zog Marie-Luise Marjan die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann. Auch vor etwas Deftigkeit scheute die ehemalige Lindenstraßen-Schauspielerin nicht zurück: Das derbe Ruhrdeutsch in der „Kumpelgeschichte“imitierte die gebürtige Essenerin authentisch und füllte Kramps Geschichten durch erzählerische Raffinesse mit Leben. Die essenzielle Prise Selbstironie ließ Marjan auch nicht aus: „Als ich anfing mit der Lindenstraße, brauchte ich noch keine Brille“, scherzte sie, bevor sie sich ihre Lesebrille aufsetzte.
Neben Kurzgeschichten hatte sie noch einige Gedichte mit im Gepäck – das Gedicht „Stille Schönheit“las sie zum Schluss und erntete großen Applaus. Damit ging ein nahezu familiärer Abend mit der „Mutter“zu Ende, doch eins ist klar: an die vielen Geschichten wird das Publikum wohl auch in Zukunft zurückdenken – das ein oder andere Schmunzeln wird sich wohl keiner der Gäste dabei verkneifen können.