Früh übt sich, wer ein Schwimmer werden will
Der Kreissportbund Heinsberg hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern im Rahmen eines Projekts das Schwimmen beizubringen.
Auftauchen statt Untergehen: Mädchen und Jungen im Kindergartenalter an das nasse Element gewöhnen, ihnen die Scheu vor dem Wasser dabei spielerisch nehmen. Die städtische NaturparkKita Waldwiese aus Merbeck startete jetzt gemeinsam mit der AOK und der Kreissparkasse Heinsberg als Sponsoren ein neues Pilotprojekt im Wegberger Grenzlandringbad. Insgesamt sechs Kindergartenkinder sammeln dabei erste Erfahrungen im Lehrschwimmbecken.
Schwimmtrainerin Katharina Borger sowie Sylvia Heinen als ausgebildete Schwimmlehrerassistentin begleiten die kleinen Wasserratten, die zunächst das Schwimmbad der Mühlenstadt gemeinsam erkundeten und sich das große und das kleine Becken erklären ließen. Gemeinsame Planschspiele und der Versuch, das Gesicht das erste Mal vorsichtig ins Wasser zu tauchen, waren ganz nach dem Geschmack der Mädchen und Jungen, die bislang noch keine Bekanntschaft mit einem Schwimmbad gemacht hatten. Katharina Borger stellt immer
häufiger fest, dass diese Erfahrungen wegfallen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, wie Projektbetreuer Lars Abelshausen vom Kreissportbund Heinsberg erkannt hat: Eltern sind berufstätig und haben nicht die Zeit, mit ihrem Nachwuchs ins Schwimmbad zu gehen. Oder sie entstammen fremden Kulturkreisen, „die Wasser einfach nicht kennen“.
Oder das Entkleiden für das Badevergnügen seien einige beispielsweise nicht gewohnt. Plätze in kommerziellen Schwimmschulen oder bei Vereinen seien oft ausgebucht oder nur schwer zu ergattern. Borger, die bei den Freien Schwimmern in Wegberg tätig ist, hat außerdem festgestellt, dass Kinder eine regelrechte Angst vor dem Wasser auf
gebaut haben, die auch nicht so schnell abgebaut werden kann. Sie versucht, ihren jungen Zöglingen beizubringen, „dass es gar nicht schlimm ist, wenn man mal Wasser verschluckt oder wenn Wasser in Ohren und Nase läuft“. Viele Kinder hätten erst einmal Angst davor, nass zu werden. In den 60-minütigen Projekteinheiten, die einmal pro Woche
stattfinden, möchte sie den Kindergartenkindern beibringen, „dass man im Wasser schweben kann und langsamer wird“. Drei weitere Kitas aus dem Kreisgebiet sollen nach den Sommerferien ebenfalls mitmachen bei „Auftauchen statt Untergehen“mit einem Otter als Projekt-Maskottchen. Somit habe sich ein Viertel der insgesamt 16 Bewegungskindergärten aus der Region für eine Teilnahme begeistern können – eine Quote, mit der Abelshausen als zuständige Fachkraft für Kinder- und Jugendsportentwicklung sehr zufrieden ist. „Wir löschen hier gerade Brandherde“, sagt der KreissportbundMitarbeiter im Hinblick auf die zurückliegende Corona-Zeit mit zahlreichen Einschränkungen auch im Schwimmbad-Bereich. Mit den Merbecker Kindern habe man einen „Versuchsballon“gestartet; Änderungen seien nach dieser Testphase durchaus noch möglich, wenn die drei weiteren Projektgruppen an den Start gingen. Taxikosten für die Beförderung der beteiligten Mädchen und Jungen übernimmt die AOK, während die Kreissparkasse unter anderem die Bezahlung des beteiligten Schwimmpersonals übernehme.
Heiko Jansen, Regionaldirektor der AOK für die Bereiche Aachen, Düren und Heinsberg, hat vor allem eins auf den Plan gerufen: „Diese zunehmende Zahl von Badeunfällen, an denen Nichtschwimmer beteiligt sind, können wir so nicht hinnehmen. Durch die geringer gewordenen Schwimmbadkapazitäten und die fehlenden Übungsleiter beziehungsweise Schwimmlehrer lernen viele Kinder das Schwimmen nicht mehr oder nur unzureichend.“Wenn jedoch bereits früh Ängste abgebaut werden könnten, lasse sich später im Schulalter das Schwimmen wesentlich leichter erlernen.
Hier greift dann auch ein weiteres Angebot in Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund und beteiligten örtlichen Schwimmvereinen: das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“mit dem erklärten Ziel, Grundschülern das Schwimmen beizubringen. Beate Hüllen, die Leiterin der Merbecker Kindertagesstätte, ist froh darüber, dass ihre Einrichtung ausgewählt wurde für den Modellversuch. Erstaunlich viele Kinder hätten noch nie Bekanntschaft mit dem nassen Element gemacht.