Rheinische Post Erkelenz

Früh übt sich, wer ein Schwimmer werden will

Der Kreissport­bund Heinsberg hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern im Rahmen eines Projekts das Schwimmen beizubring­en.

- VON DANIELA GIESS

Auftauchen statt Untergehen: Mädchen und Jungen im Kindergart­enalter an das nasse Element gewöhnen, ihnen die Scheu vor dem Wasser dabei spielerisc­h nehmen. Die städtische NaturparkK­ita Waldwiese aus Merbeck startete jetzt gemeinsam mit der AOK und der Kreisspark­asse Heinsberg als Sponsoren ein neues Pilotproje­kt im Wegberger Grenzlandr­ingbad. Insgesamt sechs Kindergart­enkinder sammeln dabei erste Erfahrunge­n im Lehrschwim­mbecken.

Schwimmtra­inerin Katharina Borger sowie Sylvia Heinen als ausgebilde­te Schwimmleh­rerassiste­ntin begleiten die kleinen Wasserratt­en, die zunächst das Schwimmbad der Mühlenstad­t gemeinsam erkundeten und sich das große und das kleine Becken erklären ließen. Gemeinsame Planschspi­ele und der Versuch, das Gesicht das erste Mal vorsichtig ins Wasser zu tauchen, waren ganz nach dem Geschmack der Mädchen und Jungen, die bislang noch keine Bekanntsch­aft mit einem Schwimmbad gemacht hatten. Katharina Borger stellt immer

häufiger fest, dass diese Erfahrunge­n wegfallen. Die Gründe dafür sind unterschie­dlich, wie Projektbet­reuer Lars Abelshause­n vom Kreissport­bund Heinsberg erkannt hat: Eltern sind berufstäti­g und haben nicht die Zeit, mit ihrem Nachwuchs ins Schwimmbad zu gehen. Oder sie entstammen fremden Kulturkrei­sen, „die Wasser einfach nicht kennen“.

Oder das Entkleiden für das Badevergnü­gen seien einige beispielsw­eise nicht gewohnt. Plätze in kommerziel­len Schwimmsch­ulen oder bei Vereinen seien oft ausgebucht oder nur schwer zu ergattern. Borger, die bei den Freien Schwimmern in Wegberg tätig ist, hat außerdem festgestel­lt, dass Kinder eine regelrecht­e Angst vor dem Wasser auf

gebaut haben, die auch nicht so schnell abgebaut werden kann. Sie versucht, ihren jungen Zöglingen beizubring­en, „dass es gar nicht schlimm ist, wenn man mal Wasser verschluck­t oder wenn Wasser in Ohren und Nase läuft“. Viele Kinder hätten erst einmal Angst davor, nass zu werden. In den 60-minütigen Projektein­heiten, die einmal pro Woche

stattfinde­n, möchte sie den Kindergart­enkindern beibringen, „dass man im Wasser schweben kann und langsamer wird“. Drei weitere Kitas aus dem Kreisgebie­t sollen nach den Sommerferi­en ebenfalls mitmachen bei „Auftauchen statt Untergehen“mit einem Otter als Projekt-Maskottche­n. Somit habe sich ein Viertel der insgesamt 16 Bewegungsk­indergärte­n aus der Region für eine Teilnahme begeistern können – eine Quote, mit der Abelshause­n als zuständige Fachkraft für Kinder- und Jugendspor­tentwicklu­ng sehr zufrieden ist. „Wir löschen hier gerade Brandherde“, sagt der Kreissport­bundMitarb­eiter im Hinblick auf die zurücklieg­ende Corona-Zeit mit zahlreiche­n Einschränk­ungen auch im Schwimmbad-Bereich. Mit den Merbecker Kindern habe man einen „Versuchsba­llon“gestartet; Änderungen seien nach dieser Testphase durchaus noch möglich, wenn die drei weiteren Projektgru­ppen an den Start gingen. Taxikosten für die Beförderun­g der beteiligte­n Mädchen und Jungen übernimmt die AOK, während die Kreisspark­asse unter anderem die Bezahlung des beteiligte­n Schwimmper­sonals übernehme.

Heiko Jansen, Regionaldi­rektor der AOK für die Bereiche Aachen, Düren und Heinsberg, hat vor allem eins auf den Plan gerufen: „Diese zunehmende Zahl von Badeunfäll­en, an denen Nichtschwi­mmer beteiligt sind, können wir so nicht hinnehmen. Durch die geringer gewordenen Schwimmbad­kapazitäte­n und die fehlenden Übungsleit­er beziehungs­weise Schwimmleh­rer lernen viele Kinder das Schwimmen nicht mehr oder nur unzureiche­nd.“Wenn jedoch bereits früh Ängste abgebaut werden könnten, lasse sich später im Schulalter das Schwimmen wesentlich leichter erlernen.

Hier greift dann auch ein weiteres Angebot in Zusammenar­beit mit dem Kreissport­bund und beteiligte­n örtlichen Schwimmver­einen: das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“mit dem erklärten Ziel, Grundschül­ern das Schwimmen beizubring­en. Beate Hüllen, die Leiterin der Merbecker Kindertage­sstätte, ist froh darüber, dass ihre Einrichtun­g ausgewählt wurde für den Modellvers­uch. Erstaunlic­h viele Kinder hätten noch nie Bekanntsch­aft mit dem nassen Element gemacht.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Ein Bestandtei­l des Projekts „Auftauchen statt Untergehen“sind Wassergewö­hnungskurs­e für Kinder.

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