Raffael begeistert von Nordkurven-Besuch
Der Fußball nimmt auch nach der Profi-Karriere einen großen Teil in Raffaels Leben ein.
Raffael hat sich zu Hause ein Fußballzimmer eingerichtet. An der Wand haben besondere Erinnerungsstücke ihren Platz: Alte Fußballschuhe, Bälle aus ChampionsLeague-Zeiten mit Autogrammen von Mitspielern, Torwart-Handschuhe von Manuel Neuer und das eingerahmte Trikot, das Raffael im letzten seiner 199 Pflichtspieleinsätze für Borussia im Juni 2020 getragen hat. „Danke Maestro, mein absoluter Lieblingsspieler und bester Mitspieler. Es war mir eine Ehre“, ist dort zu lesen. Die Worte stammen von Oscar Wendt, sieben Jahre lang ein Team-Kollege Raffaels. „Du bist eine Legende“, lauten die Worte von Christoph Kramer.
Eine Foto-Collage, die es vom Klub zum Abschied gab, zeigt 32 Bilder aus Raffaels Zeit in Gladbach. „Das hier“, sagt er, und zeigt auf ein Foto aus dem Duell mit dem FC Barcelona in der Königsklasse im Jahr 2016. Es ist eines seiner LieblingsMomente. Er, der Zauberfuß, ist in dem Moment kurz vor dem gegnerischen Sechzehner von fünf Gegenspielern umringt, darunter Gerard Pique, Sergio Roberto und Ivan Rakitic, doch der Ball, der gehört Raffael. Auf einem weiteren Bild ist er nach einem Spiel im Borussia-Park mit seinen Kindern auf dem Rasen zu sehen, besonders gerne denkt er zudem an das Duell mit Ronny und Hertha BSC zurück, das Foto mit seinem Bruder erinnert ihn daran.
Nun, acht Jahre später, ist Raffael vom Borussia-Profi zum -Fan geworden. Vor anderthalb Wochen war er beim 5:2-Sieg gegen den VfL Bochum noch einmal im Stadion, allerdings nicht im Vip-Bereich, sondern in der Nordkurve.
„Das war seit langem ein Wunsch von mir. Ich habe einen sehr guten Freund, der mich immer gefragt hat, wann ich mal mit ihm in die Nordkurve komme“, erzählt Raffael. „Ich habe ihm nichts verraten, es war eine Überraschung. Ich habe dann noch meinen Schwager und seinen Sohn mitgenommen, die aus Brasilien zu Besuch waren.“Raffael stehend in der Nordkurve? Das hatte sich unter den Gladbach-Fans schnell herumgesprochen. „Viele waren überrascht und haben mir gesagt, wie schön es ist, mich zu sehen. Gladbach hat gewonnen, es war perfekt“, sagt Raffael.
Seit vergangenem Sommer ist er als Amateurfußballer im Trikot von Ay-Yildizspor Hückelhoven in der Kreisliga A aktiv. In bislang elf Spielen hat er elf Tore und sieben Assists gesammelt, die zwei Trainingseinheiten in der Woche sind für ihn Pflichttermine, nur selten lässt er mal ein Training sausen. „Ich gehe sehr gerne dahin. Ich kann mir vorstellen, auch in der nächsten Saison weiterzumachen – bis mein Körper irgendwann ‚Stopp‘ sagt“, schildert der 38-Jährige lachend. Von seiner Erfahrung und der Ruhe am Ball profitieren die teils deutlich jüngeren Mitspieler, Yildizspor liegt nach 16 absolvierten Partien auf Rang drei, das Ziel ist der Aufstieg.
Auch in der Familie spielt der Fußball eine große Rolle, seine Söhne
Raffael (15 Jahre) und Raicky (12) spielen für den 1. FC Mönchengladbach. „Mal schauen, ob sie eines Tages bei Borussia spielen“, sagt er. Wie der Papa sind die beiden in der Offensive zu Hause. „Auf der Außenbahn oder der Zehn“, sagt Raffael.
Durch die Tatsache, dass er nun im Amateurfußball unterwegs ist, hat er sich in den vergangenen zwei Jahren ein neues Hobby angeeignet: Skifahren. Erst kürzlich war er mit der Familie im Schnee in Italien. „Es klappt schon ganz gut, mir macht das super viel Spaß, den Kindern gefällt es auch“, sagt Raffael. In den Osterferien steht aber mal wieder eine Reise nach Brasilien an, auch von dort wird er die Spiele verfolgen. „Gladbach-Spiele schaue ich mir immer an, egal, wo ich gerade bin. Manu Koné und Rocco Reitz gefallen mir besonders gut“, sagt Raffael, der auch für die Weisweiler Elf aufläuft, wenn es die Zeit zulässt.
Darüber hinaus hilft er seinem Freund Chiquinho, der eine Fußballschule betreibt. „Die Kinder kommen neben ihrem Vereinstraining noch zu uns. Es geht um Details: Wie bewege ich mich zum Ball? Wie nehme ich einen Pass an? Das üben wir mit ihnen, das macht großen Spaß“, sagt Raffael.
Für das Wochenende hofft der Ex-Borusse auf einen Derbysieg, er selbst gewann einst vier seiner acht Duelle mit Köln, der Last-Minute-Sieg dank des Kopfballtores von Granit Xhaka sei seine schönste Derby-Erinnerung. „Das haben wir gefeiert“, sagt Raffael. Einen 1:0-Sieg würden die Borussen wohl auch dieses Mal nehmen.