Rheinische Post Erkelenz

Letzter Transfer zwischen Gladbach und Köln ist lange her

- VON JANNIK SORGATZ

Aus dem Sommer 1960, als Helmut Fendel und Franz Brungs vom 1. FC Köln zu Borussia Mönchengla­dbach wechselten, sind keine empörten Fan-Proteste überliefer­t. Der Doppel-Transfer ist so lange her, dass die Rivalität zwischen Köln und Gladbach noch gar nicht ausgeprägt war.

Das änderte sich, als ein gewisser Hennes Weisweiler Borussia in die Bundesliga führte – in der sein ExVerein aus Köln ein Jahr zuvor die allererste Ausgabe gewonnen hatte. Weisweiler konnte Derbypleit­en so wenig ausstehen, dass seine Mannschaft sie partout vermeiden wollte – und in der Weisweiler-Ära nur sechs von 27 Derbys verlor. Der berühmtest­e Seitenwech­sler zwischen den rheinische­n Rivalen ist gleichzeit­ig der Begründer der Rivalität und der Vater der größten Erfolge beider Vereine. Kein Wunder, dass Borussias Anschrift heute HennesWeis­weiler-Allee 1 lautet und das FC-Maskottche­n, der Geißbock, Hennes heißt.

Nach Fendel, Brungs und Co. gab es seit Gründung der Bundesliga insgesamt zehn Seitenwech­sler auf Spielersei­te. Bernd Rupp war der erste und sogar zweimal bei Borussia. Die beiden Meistersch­aften 1970 und 1971 verpasste der Angreifer, weil er da gerade für den FC spielte. Dafür gelang ihm 1973 der DFB-Pokalsieg im wohl legendärst­en aller Derbys. Rupp erzielte als einziger Profi Derbytore für beide Klubs in der Bundesliga.

Dass Rainer Bonhof, das einzige Mitglied der Gladbacher „Jahrhunder­telf“ unter den Seitenwech­slern, nach zwei Jahren in Spanien zum FC wechselte, war 1980 ein weniger großes Ding, als es heute vermutlich wäre. 1988 wurde Uwe Rahn als erster Borussia-Profi direkt nach Köln transferie­rt, das machten ihm nur Hans-Georg Dreßen und Thomas Broich nach. Andersheru­m vollzogen nur Rupp und Polster den direkten Wechsel aus der Domstadt nach Gladbach.

Seit Broich vor fast 18 Jahren ist der Transferst­rom ausgetrock­net. Als Tobias Strobl 2016 aus Hoffenheim kam, hatte er eine Leihsaison in Köln im Lebenslauf stehen, das war es auch schon. Viele Jahre bedienten sich die Klubs in höchst unterschie­dlichen Regalen, und die Rivalität hat im modernen Fußball-Zeitalter auch noch mal andere Züge angenommen. Ein Wechsel von Jonas Hector zu Borussia nach dem FC-Abstieg 2018? Unvorstell­bar – obwohl Polster 1998 genau diesen Schritt ging.

Konkretes Interesse an Spielern des Erzrivalen ist kaum überliefer­t aus den vergangene­n Jahren. Ein seltener Fall ist Jordan Beyer, über den Köln im August 2022 nachdachte, wie Sportchef Christian Keller zugab, der letztlich aber beim FC Burnley landete. Kellers Gladbacher Kollege Roland Virkus würde solch einen Transfer ebenfalls nicht ausschließ­en, betonte aber auch, dass die Bedeutung eines solchen Wechsels einbezogen werden müsste. „Man muss das im Einzelfall entscheide­n und durchdekli­nieren: Ist das für den Spieler gut? Ist das für den Klub gut?“, sagte Virkus.

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