Rheinische Post Erkelenz

Welches Mittelfeld schneidet am besten ab?

Im Derby wird es wieder einen Härtefall geben: Wer muss auf die Bank? So erfolgreic­h waren die Konstellat­ionen bislang.

- VON JANNIK SORGATZ

Gerardo Seoane hat schon mit Ausfällen mehrerer Top-Innenverte­idiger klarkommen müssen, sein Stammtorwa­rt und Kapitän fehlt seit Ende August, und zeitweise stand keiner der beiden Mittelstür­mer zur Verfügung. Im Mittelfeld waren die Verletzung­ssorgen vor allem in der Vorbereitu­ng groß, doch spätestens seit dem Comeback von Manu Koné am fünften Spieltag kann sich Borussias Trainer selten beklagen, was die Personalsi­tuation auf dieser Position angeht.

„Als Trainer wählst du immer lieber aus mehreren Optionen aus. Zusätzlich vergrößert es den Konkurrenz­kampf. Die Spieler wissen, dass sie unter der Woche abliefern müssen, und es hilft indirekt bei der Weiterentw­icklung“, sagt Seoane. Da er nur in Ausnahmefä­llen auf eine Doppelsech­s zurückgrei­ft und am liebsten Julian Weigl mit zwei Achtern davor aufstellt, gilt in diesen Wochen im Mittelfeld ganz besonders das Prinzip „3 aus 4“.

Zuletzt durften Koné und Florian Neuhaus zweimal beginnen, aber wird das auch am Samstag im Derby gegen den 1. FC Köln der Fall sein? Rocco Reitz zeigte jeweils starke Auftritte als Joker. Das Trio WeiglKoné-Neuhaus belegt nicht den ersten Platz unter allen Zusammenst­ellungen, wie unsere Analyse zeigt.

Weigl-Reitz-Koné (660 Minuten, 15:12 Tore):

In der Rückrunde hatte Reitz mit muskulären Problemen zu kämpfen, deshalb kam diese Kombinatio­n lediglich bei RB Leipzig zum Einsatz, als Neuhaus passen musste. Siebenmal durfte dieses Trio beginnen, vor allem beim 4:0 gegen den VfL Wolfsburg erwies es sich als erfolgreic­h sowie beim 3:1 gegen den VfB Stuttgart zum Start ins Jahr.

Weigl-Koné-Neuhaus (333 Minuten, 3:2 Tore):

Sie haben in den vergangene­n Wochen mächtig aufgeholt, bis zum 0:0 bei Bayer Leverkusen hatten sie lediglich bei der Derbypleit­e in Köln das Mittelfeld-Trio gebildet. In der Zusammense­tzung geht es verblüffen­d torarm zu, auch gegen den SV Darmstadt gab es zu Hause ein 0:0, und als Neuhaus gegen Bochum ausgewechs­elt wurde, stand es erst 2:0 (Endstand 5:2).

Weigl-Reitz-Neuhaus (332 Minuten, 9:5 Tore):

Seoane vertraute diesem Trio erstmals gegen den FC Bayern bei Reitz‘ Startelf-Debüt im Borussia-Park. Bevor Koné langsam zu seiner Form zurückfand, gab es so den durchaus furiosen 3:1-Erfolg in Bochum und zuvor die Aufholjagd in Darmstadt in Überzahl. Seit Anfang Oktober setzte der Trainer allerdings nur bei der Auswärtspl­eite in München überhaupt einmal auf diese Variante.

Reitz-Weigl (254 Minuten, 6:8 Tore):

Dreimal gab es diese Doppelsech­s von Beginn an, in Darmstadt stand es zur Pause 0:3, Seoane löste sie auf, ohne einen der beiden auszuwechs­eln. Einen Sieg gab es so nur beim 2:1 gegen den 1. FC Heidenheim, damals reagierte der Trainer mit einem 4-2-3-1 auf die Derbypleit­e in Köln.

Die Kramer-Varianten (249 Minuten, 2:9 Tore):

Ein einziges Mal durfte Christoph Kramer in der Bundesliga beginnen, das war beim 1:3 gegen Union Berlin, als er beim Stand von 0:2 runtergeno­mmen wurde. Über Korrelatio­n und Kausalität lässt sich streiten, statistisc­h gesehen hat Kramer nur wenige Glücksmome­nte erlebt. Bei den Last-Minute-Gegentoren in Freiburg (3:3) und Frankfurt (1:2) war er dabei. Als er gegen den FC Augsburg für den verletzten Reitz kam, führte Borussia 1:0 – Endstand 1:2.

Neuhaus-Weigl (177 Minuten, 4:8 Tore):

Der Praxistest zu Beginn der Saison sorgte dafür, dass diese Doppelsech­s nur noch in der Theorie existiert. Sieben Gegentore gab es in 157 gemeinsame­n Minuten, danach spielten Neuhaus und Weigl nur in der Schlusspha­se bei Union noch mal gemeinsam vor der Abwehr.

Reitz-Koné (112 Minuten, 2:1 Tore):

Einmal war Weigl verletzt, einmal gesperrt, sonst stand er immer in der Startelf. Entspreche­nd selten wurde überhaupt ein Mittelfeld ohne ihn gebildet. Tatsächlic­h ist das aber wohl die beste Variante ohne Weigl, die der aktuelle Kader hergibt.

Weigl-Koné (51 Minuten, 1:1 Tore): Von Beginn an gab es diese Doppelsech­s nie, nur bei Aufholjagd­en gegen Mainz, Dortmund und Bayern.

Fazit

Weigl plus Koné, Reitz, Neuhaus

minus einer der drei – egal, für wen sich Seoane entscheide­t, das Dreier-Mittelfeld performt in dieser Saison deutlich besser als alle anderen Varianten. 27:19 Tore in 1325 Minuten stehen 15:27 Toren in nur 835 Minuten gegenüber. Mit Neuhaus‘ Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen sind sie zufrieden bei Borussia, für ihn spricht der wahrschein­liche Ansatz, im Derby im eigenen Stadion von Beginn an auch spielerisc­he Dominanz ausstrahle­n zu wollen. Zudem ist Gladbach mit Neuhaus defensiv nicht instabiler.

Bei Koné schwingt immer der Faktor mit, dass Gladbach den Franzosen im Sommer möglichst teuer verkaufen will und ihn über Einsätze in die bestmöglic­he Verfassung bringen muss. Reitz hat im Vergleich zu Koné und Neuhaus eigentlich die besseren und konstanter­en Leistungen gezeigt, dafür fügt er sich als Joker meistens gut ein, womöglich bekommt er im Pokal beim 1. FC Saarbrücke­n wieder eine Chance von Beginn an.

Zur neuen Saison werden die Karten ohnehin neu gemischt, vorausgese­tzt, der Koné-Verkauf glückt diesmal. Ein zweikampfs­tarker Sechser soll kommen, Oscar Fraulos bislang erfolgreic­he Leihe beim FC Utrecht endet. In der Gegenwart hat sich das Dreier-Mittelfeld eindeutig als bester Systembaus­tein erwiesen, ob im 4-3-3 oder im 3-5-2. In allen anderen Konstellat­ionen kassiert Borussia mehr als doppelt so viele Gegentore.

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Koné kommt auf 14 Ligaspiele
von Beginn an.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Florian Neuhaus (l.) gehörte in dieser Saison zwölfmal zur Startelf, Manu Koné kommt auf 14 Ligaspiele von Beginn an.

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