Rheinische Post Erkelenz

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07.03.1988 Depeche Mode treten in Ost-Berlin auf

- TEXT: JENI | FOTO: ANDREAS ENDERMANN

Die Zeitzeugen erinnern sich an Schneerege­n im OstBerline­r Stadtteil Prenzlauer

Berg. Doch von dem ungemütlic­hen Wetter ließ sich an diesem Abend niemand abschrecke­n. Sehnsüchti­g wurden diejenigen beäugt, die eine Eintrittsk­arte für die Werner-Seelenbind­er-Halle hatten: „Geburtstag­skonzert der FDJ“stand auf den Tickets. Wer auf der Bühne stehen sollte, war nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Doch die Gerüchtekü­che brodelte seit Wochen: Depeche Mode, die Synthie-Rock-Band aus Großbritan­nien, gab ihre erstes und einziges Konzert in Ost-Berlin. Es war eine Sensation. Die Musiker hatten Fans im ganzen Land, in den meisten größeren Städten hatten sich Fanclubs gegründet. Platten wurden zu hohen Preisen auf dem Schwarzmar­kt gehandelt. Selbst einfache Bravo-Plakate, per Post aus dem Westen versendet, wurden zu Raritäten. Und nun das: Für nur 5000 D-Mark hatte die DDR-Führung die Band zum 42-jährigen Bestehen der FDJ engagiert. Dave Gahan (Foto) und Martin Gore, bis dahin nur aus der Ferne bewundert, standen vor ihren Ost-Berliner Fans. Die Karten für das Ereignis waren eigentlich nur an Berliner Schulen und ausschließ­lich an Mitglieder der FDJ ausgegeben worden, gerieten aber schnell auf den Schwarzmar­kt und wurden für mehrere Hundert Ostmark gehandelt. Die Musiker sollen ihr Konzert später bereut haben, sie hätten nicht gewusst, dass die Karten nur für FDJ-Mitglieder waren, sagten Gahan und Gore. Die SED hingegen feierte sich für ihren Erfolg. Zu Unrecht: Als Depeche Mode das nächste Mal während einer Tour Berlin besuchten, im Oktober und November 1990, gab es die DDR nicht mehr.

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