Kalenderblatt
07.03.1988 Depeche Mode treten in Ost-Berlin auf
Die Zeitzeugen erinnern sich an Schneeregen im OstBerliner Stadtteil Prenzlauer
Berg. Doch von dem ungemütlichen Wetter ließ sich an diesem Abend niemand abschrecken. Sehnsüchtig wurden diejenigen beäugt, die eine Eintrittskarte für die Werner-Seelenbinder-Halle hatten: „Geburtstagskonzert der FDJ“stand auf den Tickets. Wer auf der Bühne stehen sollte, war nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Doch die Gerüchteküche brodelte seit Wochen: Depeche Mode, die Synthie-Rock-Band aus Großbritannien, gab ihre erstes und einziges Konzert in Ost-Berlin. Es war eine Sensation. Die Musiker hatten Fans im ganzen Land, in den meisten größeren Städten hatten sich Fanclubs gegründet. Platten wurden zu hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Selbst einfache Bravo-Plakate, per Post aus dem Westen versendet, wurden zu Raritäten. Und nun das: Für nur 5000 D-Mark hatte die DDR-Führung die Band zum 42-jährigen Bestehen der FDJ engagiert. Dave Gahan (Foto) und Martin Gore, bis dahin nur aus der Ferne bewundert, standen vor ihren Ost-Berliner Fans. Die Karten für das Ereignis waren eigentlich nur an Berliner Schulen und ausschließlich an Mitglieder der FDJ ausgegeben worden, gerieten aber schnell auf den Schwarzmarkt und wurden für mehrere Hundert Ostmark gehandelt. Die Musiker sollen ihr Konzert später bereut haben, sie hätten nicht gewusst, dass die Karten nur für FDJ-Mitglieder waren, sagten Gahan und Gore. Die SED hingegen feierte sich für ihren Erfolg. Zu Unrecht: Als Depeche Mode das nächste Mal während einer Tour Berlin besuchten, im Oktober und November 1990, gab es die DDR nicht mehr.