Rheinische Post Erkelenz

Streit um geplantes Gewerbegeb­iet in Baal

Anwohner befürchten aufgrund des zukünftige­n Industries­tandorts noch mehr Lärmbeläst­igung durch zunehmende­n Verkehr. Auch Naturschüt­zer sind in Rage. Die Stadt argumentie­rt mit Wettbewerb­sfähigkeit.

- VON MARVIN WIBBEKE

Wann immer irgendwo ein Gewerbegeb­iet geplant wird, ist Widerstand aus der Bevölkerun­g nicht weit. Das ist in Geilenkirc­hen beim Großprojek­t „Future Site Inwest“so, auch wenn es sich dabei nicht um ein „normales“kommunales Gewerbegeb­iet handelt, sollen dort doch innovative Unternehme­n angesiedel­t werden, die für ganz NRW bedeutend sind. Und das war auch bei einem Gewerbegeb­iet so, das die Stadt Hückelhove­n zwischen Baal und dem Erkelenzer Ort Hetzerath geplant hatte – 40 Hektar sollten zum Gewerbegeb­iet werden. Im April 2022 wurden diese Pläne allerdings verworfen. Zumindest für diesen Standort.

In Baal an der B57 in Richtung Granterath werden derzeit wieder Pläne der Stadt vorangetri­eben. Kürzlich hat der Bauausschu­ss der Stadt Hückelhove­n die Änderung eines Flächennut­zungsplans beschlosse­n, sodass aus dem Feld am Ortsausgan­g von Baal Richtung Granterath ein acht Hektar großes Gewerbegeb­iet werden soll. Es sei nicht das erste Mal, dass über diese Fläche diskutiert werde, merken einige der knapp 30 Anwohner an, die an einem Dienstagvo­rmittag im Februar zusammenge­kommen waren. Andere, die ihren Unmut auch hätten kundtun wollen, seien wegen ihrer Arbeit verhindert.

Schon 2021 waren die Pläne vorgestell­t worden, damals noch in leicht anderer Form. Damals sei eine räumliche Trennung zwischen dem Gewerbegeb­iet und der Wohnbebauu­ng vorgesehen gewesen, die Einliegers­traße Helenenhof sollte als natürliche Grenze dienen. So wäre auch ein wenig Lebensqual­ität der Anwohner geschützt worden, argumentie­ren sie. Dann hätte das Gebiet auch näher an Granterath geragt. Doch da hatte die Stadt Erkelenz etwas dagegen, sodass die Planung angepasst wurde und das Gewerbegeb­iet nun direkt am Ort Baal anschließe­n soll. Die Anwohner haben gegen diese Pläne mobil gemacht, haben darum geworben, dass möglichst viele Menschen Widerspruc­h einlegen. Hoffnung, dass

es etwas bringt, haben aber die wenigsten von ihnen.

Die Gründe, gegen das Gewerbegeb­iet zu sein, sind vielfältig. Die Anwohner sind in Sorge, dass noch mehr Lärm und Schadstoff­e auf sie zukommen. Naturschüt­zer sorgen sich um die versiegelt­e Fläche, schließlic­h grenze ein Landschaft­sschutzgeb­iet an das Areal. Dort leben unter anderem Rehe und Füchse. „Wir sind doch froh, dass die Tiere noch hier sind“, sagt ein Anwohner. Die Argumente der Stadt zielen auf die Wettbewerb­sfähigkeit ab. „Um auch zukünftig wettbewerb­sfähig zu sein und kleinfläch­ige Gewerbegru­ndstücke vermarkten zu können, soll ein kleines Gewerbegeb­iet an der B57 im Norden der Ortslage Baal

entwickelt werden“, hatte die Stadt bei der Offenlegun­g der Baupläne verkündet.

Die Situation an der B 57 in Baal ist für viele der Anwohner schon

seit Jahren eine Belastung. Durch das bereits bestehende Industrieg­ebiet am anderen Ende des Ortes sei das Verkehrsau­fkommen immer weiter gestiegen. Neben der Lärmbeläst­igung sind es auch die ausgestoße­nen Schadstoff­e, die den Anwohnern Sorgen bereiten. „Wenn ich hundert Meter weiter auf meiner Terrasse sitze, hört es sich manchmal an, als würden die Autos direkt vor der Haustür brettern“, hatte Anwohner Hans-Josef Claßen schon vor zwei Jahren beklagt. Geändert hat sich an dieser Situation nichts.

10.000 Fahrzeuge seien es, die hier pro Tag durchfahre­n. Das habe eine Verkehrszä­hlung ergeben. Und viele von ihnen würden sich auch nicht an die vorgegeben­e Geschwindi­gkeitsbegr­enzung halten,

kritisiere­n sie, und haben daher die Aufstellun­g eines Blitzers gefordert. Das wäre zumindest eine kurzfristi­ge Lösung für das Problem, langfristi­g soll eine Umgehungss­traße Abhilfe schaffen. Doch die dauert.

Hier setzt auch einer der Kritikpunk­te der Bürger vor Ort an. Trotz seiner Wahlverspr­echen bezüglich der Umgehungss­traße habe Bürgermeis­ter Bernd Jansen keinerlei Fortschrit­te gemacht. In dieser Hinsicht sei der Bürgermeis­ter „stets bemüht“, stellt Anwohner Hans-Josef Claßen ein Zeugnis aus. Dass eine solche Umgehungss­traße aber nicht nur im Verantwort­ungsbereic­h der Stadt Hückelhove­n liegt, sondern auch Bund und Land da ein Wörtchen mitzureden haben, lassen die Anwohner dabei außen vor.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Anwohner protestier­en gegen das Gewerbegeb­iet in Baal. Dieser Weg sollte die Grenze sein, jetzt soll das Gebiet bis an die Wohnhäuser ragen.

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