Kreatives aus dem „Tat.Ort“
Die Orsbecker Künstlerin Gabriele Bröcher – auch als Betonessa bekannt – hat sich einen großen Wunsch erfüllt: Im Herzen Wassenbergs ist ihr Atelier entstanden. Was dort künftig möglich ist und warum der Stadt ein Förderprogramm half.
Sie waren vor einigen Monaten der Hingucker vor dem Birgelener Wohnhaus von Heinz Küppers-Schilling, vielen Menschen viel besser bekannt unter seinem Künstlernamen als Travestiefigur Gräfin Henriette von Küppersbusch: die originellen Betonfiguren von Gabriele Bröcher. Auch im Garten ihres eigenen Hauses in Orsbeck machten die lustigen, oft knollennasigen Gesellen und eigenwillig gestylten Damen Furore bei Jung und Alt. Zumal die Künstlerin ihnen auch häufig Namen gibt. Da sieht man dann etwa Holger und Richard oder Brigitte und Günther, und „Herr Schröder“gibt unterdessen den Hochnäsigen.
Bislang bot die Künstlerin Kurse für interessierte Laien in der zur Werkstatt umfunktionierten Garage ihres Hauses an der Weilerstraße in Orsbeck und auch bei der Volkshochschule des Kreises Heinsberg an. Schon bei unserem Besuch vor rund zwei Jahren erzählte „Betonessa“Gabriele Bröcher uns von ihrem großen Wunsch, in einem leerstehenden Ladenlokal in der Wasserberger Innenstadt ein solches Mitmach-Atelier zu eröffnen, und das nicht nur fürs Anfertigen der Figuren in unterschiedlicher Größe, die aus Styropor entstehen, auf den dann eine spezielle Betonspachtelmasse aufgetragen wird, die
individuell modelliert werden kann.
Gabriele Bröcher, die neben einem Kunststudium auch eine Modisten- und Textildesign-Ausbildung absolviert hat, schwebte zudem eine Ledernähschule vor, in der Kursteilnehmerinnen ihre eigenen, besonders gestalteten Handtaschen herstellen können. Jetzt ist der Wunsch schließlich Wirklichkeit geworden. Das Atelier mit dem Namen „Tat.Ort“ist an der Kirchstraße 6 eröffnet worden. Unter den Gästen auch „Gräfin Henriette“und Bürgermeister Marcel Maurer. Im Schaufenster des Ladenlokals sehen Interessierte eine Auswahl der stylischen Taschen, die unter Gabriele Bröchers Anleitung in GruppenKursen oder nach individueller Absprache auch im Einzelunterricht entstehen. Drinnen natürlich auch die charakteristischen Betonskulpturen, zu denen auch Vogelwesen gehören.
Die Orsbeckerin freut sich, dass mit „Tat.Ort“in Wassenbergs Innenstadt ein guter Treffpunkt für Menschen entstanden ist, die nicht
Kunst nur anschauen, sondern auch selbst schaffen wollen. Das Gestalten mit den eigenen Händen als Erfahrung ist ihr wichtig. Dabei bietet sie den Kursteilnehmenden vor Ort ein komplettes Baukastensystem an, wie sie es nennt: „Alle benötigten Materialien halte ich im Atelier bereit, dort stehen auch die Ledernähmaschinen für die Taschenkreationen.“Aber wer etwa seine alte Lederjacke mit verwerten will,
kann die natürlich mitbringen. An den Betonskulpturen könne sich jeder und jede auch ohne große Vorbildung versuchen und man werde etwas Ansehnliches mit nach Hause nehmen können, verspricht die Künstlerin. Fürs Taschennähen jedoch seien Grundkenntnisse an der klassischen Nähmaschine nötig. Bröcher freut sich, dass ihr Angebot perfekt ins kulturelle Image passt, mit dem die Stadt für sich wirbt und zudem ein Leerstand beseitigt wird. Durch die Aufnahme ins Förderprogramm freut sich Bröcher zudem über besonders günstige Mietkonditionen.
Das Konzept erläuterte Wassenbergs Bürgermeister Marcel Maurer genauer, der Bröcher bei ihrem Vorhaben viel Erfolg wünschte. „Der Umstand, dass es gelungen ist, das Kunstatelier Tat.Ort von Frau Bröcher in der Wassenberger Innenstadt anzusiedeln, freut uns gleich unter mehreren Gesichtspunkten sehr: Zum einen passt das Atelier natürlich perfekt zur Ausrichtung der Stadt mit ihrem Schwerpunkt Kunst und Kultur. Zum anderen ist es uns über das Förderprogramm ,Zukunft Innenstadt‘ des Landes Nordrhein-Westfalen gelungen, ein geeignetes Ladenlokal anzumieten und damit aktiv dem Leerstand entgegenzuwirken und die Innenstadt weiter zu beleben. Mein besonderer Dank gilt daher auch der Eigentümerin der Immobilie, mit der die Stadt dieses Projekt realisieren konnte.“