Wie weiblich Mönchengladbach ist
Heute ist Weltfrauentag. Doch ob das auch in unserer Stadt ein Grund zum Feiern ist? Darüber geben Zahlen, Daten und Fakten aus verschiedenen Bereichen Aufschluss. Wo es sich verbessert, wo es sich verschlechtert hat.
Der 8. März steht seit über 100 Jahren für die Rechte der Frauen und ihren Kampf für Gleichberechtigung. Deutschlandweit gibt es an diesem Tag besondere Aktionen – auch in Mönchengladbach. Im Internationalen Kulturzentrum Sonnenblume an der Hindenburgstraße 57 soll es an diesem Tag zum Beispiel darum gehen, Frauen in ihrer Vielfalt wertzuschätzen, unter anderem in Bezug auf Herkunft, Alter, Religion und Identität. Wie sieht es in der Stadt in der Realität aus?
Bevölkerung
Zum 31. Dezember 2023 lebten in Mönchengladbach genau 274.783 Menschen, dabei sind die Frauen um rund 2500 Personen in der Überzahl im Vergleich zu den Männern. Genau 138.611 Frauen und Mädchen waren zum Jahresende in der Stadt gemeldet, das sind 50,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei der nichtdeutschen Bevölkerung ist es umgekehrt, da liegt der Anteil der Männer mit 52,3 Prozent (29.329 Personen) über dem der Frauen. Bei Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit überwiegen dagegen wieder die Frauen mit 112.379 gegenüber den Männern mit 107.069 (Stand 2022). Es gibt aber je nach Stadtteilen durchaus Unterschiede: In neun von 44 Stadtteilen sind die Frauen dann doch in der Unterzahl. Das sind Gladbach, Westend, Dahl, Mülfort, Heyden, Odenkirchen-West, Lürrip, Hardterbroich/Pesch und Hauptquartier (Letzteres zeigt die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, in der zum Stichtag 31. Dezember demnach 557 Männer und 201 Frauen untergebracht waren). Ein kurioser Ausnahmefall ist Geistenbeck, wo die Geschlechter beinahe genau ausgeglichen sind: Dort stehen 2299 Frauen genau 2295 Männern gegenüber. Die Bevölkerungsstatistik der Stadt weist keine Personen mit diversem Geschlechtseintrag aus.
Rathaus In der Stadtverwaltung sind die Frauen seit Langem in der Mehrheit.
Laut dem Personaldezernenten Matthias Engel sind es 2530 der inzwischen insgesamt 4004 Dienstkräfte. Die Zahl der städtischen Beschäftigten ist im Vergleich zum Vorjahr um 115 gestiegen, der Frauenanteil liegt aber unverändert bei 63 Prozent. Ebenfalls ein weiteres Mal gestiegen ist die Zahl der Führungspositionen von Teamleitungen bis zu Beigeordneten. Sie liegt jetzt bei 428, vor zwei Jahren waren es noch 386. Gestiegen ist immerhin auch der Frauenanteil in dieser Ebene: Sie sind nun mit 53,5 Prozent vertreten, vor einem Jahr waren es 52 Prozent, vor zwei Jahren noch 47 Prozent. Im Verwaltungsvorstand herrscht jetzt Ausgewogenheit: Nachdem Claudia Schwan-Schmitz als Beigeordnete für
Mobilität, Bauen und
Umwelt auf Gregor
Bonin gefolgt ist, ist die sechsköpfige
Spitze im Rathaus mit Oberbürgermeister Felix Heinrichs sowie den Beigeordneten Dörte Schall
(Soziales, Recht, Jugend, Gesundheit),
Christiane Schüßler
(Schule, Sport, Kultur), Matthias Engel
(Allg. Verwaltung,
Bürgerservice, Ordnung Feuerwehr) und
Kämmerer Michael
Heck eine 50-Prozent-Quote. Insgesamt sind auf den oberen drei Ebenen Männer aber noch immer klar in der Mehrheit, ihr Anteil beträgt 63 bis 70 Prozent – der obere Wert ist im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar leicht gestiegen. „Die Stadt Mönchengladbach, als Teil des Öffentlichen Dienstes, ist ein Vorbild beim Thema der Gleichberechtigung von Frauen und Männern“, betont Engel.
Stadttöchter Hier waren Frauen an der Spitze der Unternehmen schon immer eine absolute Minderheit, der Wert hat sich seit vergangenem Jahr weiter verschlechtert: Denn mit Gabriele Teufel, Chefin der GEM, ist die einzige Frau auf der obersten Ebene Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen. Ihr folgte mit Jens Hostenbach ein Mann. Auch bei der Mags, dem Energieversorger NEW, der Entwicklungsgesellschaft EWMG und dem Flughafen Airport MGL stehen ausnahmslos Männer an der Spitze. Mit der Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP hat sich die Bilanz sogar verschlechtert: Bei der Nachbesetzung der Flughafengeschäftsführung wurde ein männlicher Bewerber ausgewählt, als Nachrücker in den Sparkassenvorstand entschied sich der Verwaltungsrat gegen eine Bewerberin und für einen Mann. 2022 wurde die Spitze der städtischen Marketingtochter MGMG zwar um einen Verantwortungsbereich erweitert, nämlich um die Wirtschaftsförderung WFMG – jedoch mit einem Mann besetzt. Spätestens Ende 2025 gibt es die nächste Gelegenheit, die Frauenquote bei den Führungspositionen in der städtischen Firmenfamilie zu erhöhen: Dann geht Ulrich Schückhaus, Chef der für Immobilien zuständigen EWMG, in den Ruhestand.
Politik Im Stadtrat ist der Frauenanteil innerhalb eines Jahres erneut leicht gesunken, nur noch 25 Mitglieder sind Frauen, eine weniger als 2023. Ohne Oberbürgermeister liegt der Frauenanteil somit bei 33 Prozent (2023: 34 Prozent, 2022: 37 Prozent). Bei den Fraktionen kommt die CDU auf 23 Prozent Frauenanteil. Die Grünen verschlechterten sich von 50 auf 43 Prozent Frauenanteil und mussten den Spitzenplatz für die SPD räumen, die ihre 45 Prozent halten konnte. Es folgen wie im vergangenen Jahr die Linke und das Bündnis Deutschland mit jeweils 33 Prozent. Die FDP hat ihre Fraktionschefin Nicole Finger verloren. Die Fraktion der Liberalen bleibt bei 25 Prozent Frauenanteil. Auch an den Spitzen der Fraktion stehen überwiegend Männer: Die
CDU hat mit Fred Hendricks einen neuen Vorsitzenden, bei der SPD ist das Janann Safi, bei den Grünen ist die Doppelspitze mit einer Frau, Ulla Schmitz, und einem Mann, Boris Wolkowski, besetzt. Die FDP-Fraktion führt Achim Wyen. Nur bei Bündnis Deutschland steht mit Corinna Bülow eine Frau allein an der Fraktionsspitze. Bei den Parteien wird nur die SPD mit Gülistan Yüksel von einer Frau geführt. Bei der Grünen-Doppelspitze ist die Frauenhälfte mit Beate Wyen wieder besetzt. Insgesamt ist eine leichte Verschlechterung zu sehen.
Arbeitsmarkt
Frauen verdienen weniger Geld als Männer, was auch, aber nicht nur, an ungleicher Bezahlung für gleiche Tätigkeiten liegt. Frauen sind häufiger als Männer in Teilzeit beschäftigt. Insgesamt gab es laut IT NRW 2022 in Mönchengladbach rund 111.000 Erwerbstätige (Personen, die eine Anstellung haben, selbstständig oder marginal beschäftigt sind). Davon sind 61.000 Männer und 50.000 Frauen. 76,7 Prozent der Männer sind als Normalarbeitnehmer geführt, aber nur 59 Prozent der Frauen. Umgekehrt sind 18.000 Frauen atypisch beschäftigt, das sind 36,7 Prozent der weiblichen Erwerbstätigen. Aber nur 12,7 Prozent der männlichen Erwerbstätigen sind atypisch beschäftigt. 55 Prozent der Erwerbstätigen sind demnach Männer und 45 Prozent Frauen, dasselbe gilt für die Arbeitslosigkeit: Im Februar 2024 waren 8010 Männer (54,9 Prozent) und 6582 Frauen (45,1 Prozent) arbeitslos gemeldet.
Alles zusammen sorgt dafür, dass es laut jüngster Statistik von IT NRW in der Region Mittlerer Niederrhein einen Lohnabstand von rund zehn Prozent gibt – ähnlich wie landesweit. Vollberufstätige Männer verdienen in Mönchengladbach 243 Euro brutto mehr als Frauen bei gleicher Arbeitszeit. Immerhin ist die Lücke kleiner geworden: 2023 betrug die Lohnlücke noch 274 Euro. Das hat die Agentur für Arbeit Mönchengladbach im Auftrag unserer Redaktion aus aktuellen Statistiken errechnet. Während das mittlere monatliche Vollzeit-Bruttoentgelt bei den Männern bei 3417
Euro im Monat liegt, beträgt es 3174 Euro bei den Frauen. Verglichen wurden dabei Vollzeittätigkeiten zu einem bestimmten Stichtag. 520 Frauen mehr als im Vorjahr gingen 2023 einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach (49.457). Das entspricht einem Plus von 1,1 Prozent und liegt laut Rainer Imkamp, Chef der Arbeitsagentur Mönchengladbach, auch über dem Landesdurchschnitt. Bei den Männern lag dieses Plus bei 1,0 Prozent (plus 543 Personen auf 56.012). Von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit sind 35 Prozent Frauen, bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Teilzeit liegt deren Anteil bei 76,4 Prozent.
Kultur Die höchste Quote von Frauen in Führungspositionen gibt es im Bereich Kultur. Susanne Titz ist seit Jahren die Leiterin des Museums Abteiberg, und das Kulturbüro rund um ihre Leiterin Agnes Jaraczewski ist ausschließlich weiblich besetzt. Mit Christiane Schüßler als Kulturdezernentin ist dieser Posten seit zwei Jahren ebenfalls in weiblicher Hand. An der Spitze der Zentralbibliothek steht mit Brigitte Behrendt eine Frau. Mit Michael Grosse als Generalintendanten wird das Theater von einem Mann geführt, VHS (Thomas Erler), Museum Schloss Rheydt (Karl-Heinz Wiegmann) und Musikschule (Stefan Vörding) haben ebenfalls männliche Leiter.
Kriminalität In Mönchengladbach werden die meisten Straftaten von Männern begangen. Frauen sind hier definitiv in der Minderheit. Die Zahlen für das Jahr 2023 sind noch nicht da. Im Jahr 2022 wurden in Mönchengladbach in Zusammenhang mit 13.443 aufgeklärten Straftaten 9492 Tatverdächtige ermittelt. 2522 oder 26,6 Prozent sind weiblich. Daran hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert. 2021 wurden insgesamt 8596 Tatverdächtige von der Polizei ermittelt. Darunter waren 2147 Frauen. Das machte einen Anteil von 25 Prozent aus. Im ganzen Land sieht das nicht anders aus: Laut Statistik wurden 2022 528.823 Männer rechtskräftig verurteilt. Dem stehen 118.551 Frauen gegenüber.