Funktioniert „Luisa ist hier“in Mönchengladbach?
Im vergangenen Sommer startete in Mönchengladbach eine Kampagne zur Prävention von sexueller Belästigung. Dazu wurde eine Code-Frage eingeführt. Was daraus mittlerweile geworden ist und ob sie genutzt wird.
„Ist Luisa hier?“– eine einfache, kurze Frage, um sich scheinbar nach einer konkreten Person zu erkundigen. Doch dahinter steht mehr. Bei der „Luisa-Frage“handelt es sich um einen Code: Sie kann zum Beispiel bedeuten ‚Ich fühle mich belästigt‘ oder ‚Jemand hat mich, ohne dass ich es wollte, angefasst‘. Die Kampagne wurde von der Beratungsstelle Frauen-Notruf in Münster gestartet und inzwischen gibt es sie deutschlandweit in vielen Städten. Die Mönchengladbacher Frauenberatungsstelle hatte sich vor sieben Jahren angeschlossen. Im vergangenen Jahr wurde schließlich ein Netzwerk mit vielen Mitstreitern daraus.
Um aus einer unangenehmen Situation schnell herauszukommen, kann man sich mit der Frage „Ist Luisa hier?“an Theken- oder Servicemitarbeiter sowie an Sicherheitspersonal wenden. Diese wurden entsprechend vorbereitet. „Wir schulen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastro digital“, sagt Susanne Büdenhölzer-Boms von der Frauenberatungsstelle Mönchengladbach. „Wir haben dazu Videos aufgezeichnet und die Unterzeichnenden in den Läden, die mit uns Kooperationsverträge eingehen, garantieren, dass alle Mitarbeitenden sich mithilfe der Materialien dazu fit machen.“
So weit die Idee hinter der Kampagne. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Wissen die Mitarbeiter der Lokale in der Altstadt tatsächlich etwas mit der Frage anzufangen? Schaut man sich in den Kneipen und Bars um, ist das Thema bei vielen präsent. Auf den Damentoiletten wird mit Plakaten auf die Kampagne hingewiesen und geworben. Auf Nachfrage gibt das Personal gerne Auskunft. Mitarbeitende sind informiert, zeigen im Gespräch sogar Orte an, wo gegebenenfalls betroffene Personen abgeschirmt werden, um in Ruhe reden und ein weiteres Vorgehen besprechen zu können.
Zwar sei es in den befragten Bars noch nicht vorgekommen, dass der Code angewendet wurde, doch eine
Kellnerin berichtet, dass sie selbst beim Feiern in Mönchengladbacher Clubs bereits mitbekommen habe, dass Frauen die Frage „Ist Luisa hier?“dem Personal gegenüber stellten. In der Folge seien Männer verwarnt oder sogar rausgeschmissen worden. „Es funktioniert“, lautet ihr Fazit. Eine weitere Kellnerin sagt, es gebe eine Kollegin, die tatsächlich Luisa heiße. Das habe bisher aber nicht weiter für Missverständnisse gesorgt.
Am Alten Markt wird auf Anfrage jedoch schnell klar, dass der Code noch längst nicht jedem Gastronom geläufig ist. Mehrere schütteln mit dem Kopf und erklären, sie hätten die Frage noch nie gehört. Insbesondere in einer großen Kette überrascht das, denn diese nimmt nachweislich in anderen Städten an der Aktion teil. Versagt hier die digitale Schulung? Büdenhölzer-Boms ist sich der Schwachstellen der Aktion bewusst. „Die Kampagne muss konsequent umgesetzt werden – wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin den Code nicht kennt, funktioniert das System nicht mehr und mögliche Betroffene fühlen sich erneut hilflos.“Außerdem sei es notwendig, dass alle Beteiligten sich eine hohe Sensibilität, Informationen für weitergehende Hilfsangebote und eine Haltung zum Thema aneignen. „Die Fluktuation in den teilnehmenden Gastrobetrieben,
Vereinen und Co. macht das manchmal schwierig, weshalb wir auf die digitale Schulung setzen.“
Darüber hinaus nehmen zwar viele, aber eben nicht alle Bars an der Aktion teil. Unter dem Link www.luisa-ist-hier.de, der auch auf den Werbeplakaten abgedruckt ist, kann man nicht nur erfahren, welche Städte an der Aktion teilnehmen, sondern findet theoretisch auch eine Auflistung der beteiligten Bars und Clubs. Doch unter dem Reiter Mönchengladbach heißt es noch immer: „Die kooperierenden Bars/Clubs werden hier in Kürze aufgelistet“.
Luisa soll aber auch abschreckend wirken. Im besten Fall sorgt die Kampagne dafür, dass es wenig bis gar keine Belästigungsfälle mehr gibt. Ob das tatsächlich so ist, sei aber, wie immer beim Thema Prävention, gerade die Schwierigkeit, da „nicht passierte Fälle“nicht messbar seien, sagt Büdenhölzer-Boms.