Weniger Automaten in NRW gesprengt
Im Vorjahreszeitraum war die Zahl der Fälle fünfmal so hoch. Zugleich wird weniger Bargeld aus den Maschinen gebraucht.
Der fast zehnjährige Kampf der nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden gegen die Geldautomatensprenger zeigt offenbar Wirkung. So ging die Zahl der Sprengungen in diesem Jahr bereits deutlich zurück. Landesweit gab es bislang nur sieben Sprengungen. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 35, davor 48. „Wir führen diesen Kampf heute erfolgreicher, taktisch und strategisch klüger“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). „Die Zahlen gehen zurück. Nordrhein-Westfalen ist nicht länger ein Eldorado für Geldautomatensprenger“, so der Innenminister.
Er betonte aber, dass mit dieser Trendwende der Kampf noch lange nicht vorbei sei. „Eine Zauberformel, wie wir jede Sprengung verhindern, werden wir nicht finden, aber wir sind schon einige Schritte vorangekommen“, so Reul.
Nach Angaben des Innenministeriums hat vor allem die Sonderkommission Begas großen Anteil an den rückläufigen Angriffen auf die Geldautomaten. Die aus vier Ermittlern bestehende Ermittlungseinheit war vor zwei Jahren gegründet worden. In dieser Zeit wurden 47 Täter in Nordrhein-Westfalen festgenommen. Zusätzlich halfen Informationen deutscher Ermittler niederländischen Fahndern, 127 Tatverdächtige zu inhaftieren, mutmaßliche Hintermänner.
Denn nach wie vor stammt der Großteil der Täter (80 Prozent) aus den Niederlanden – genauer gesagt: aus den Gegenden von Amsterdam und Utrecht. Die meisten von ihnen haben einen marokkanischen Migrationshintergrund. Sie kommen mit hochmotorisierten Autos über die Grenze nach NRW – oder leihen sich die Fahrzeuge hier. Für ihre Taten benutzen sie selbst gebaute Sprengsätze mit Schwarzpulver. „46 Sekunden, zack, dann ist das Ding auf“, sagte Reul exemplarisch zu einer Sprengung eines Automaten.
Die Trendwende lässt sich auch an den jährlichen Zahlen festmachen. Gab es 2022 noch 182 Sprengungen in NRW, sank die Zahl im vergangenen Jahr auf 153. Die Ermittler führen die Entwicklung auch auf deutlich besser gesicherte Geldautomaten zurück. So sind nach Angaben
des Innenministeriums mittlerweile 75 Prozent der Automaten des Sparkassen- und Giroverbands mit Farbpatronen ausgestattet, die die Geldscheine bei einer Sprengung für die Täter unbrauchbar machen.
Anders als in den Niederlanden gibt es in NRW sehr viele Geldautomaten, auch wenn deren Anzahl seit 2022 von rund 11.000 auf 10.000 gesunken ist. Der Rückgang folgt einem Trend, der auch bundesweit zu beobachten ist. Zwischen 2018 und 2022 verzeichnete die Bundesbank einen Rückgang von rund 59.000 auf aktuell 55.000 Automaten.
Und auch wenn laut Europäischer Zentralbank der Anteil der Barzahlungen an der Ladenkasse im Jahr 2022 immerhin noch bei 59 Prozent lag – das Geld kommt längst nicht immer aus dem Automaten. Viele Einzelhandelsunternehmen wie die Supermarktbetreiber Edeka und Rewe oder der Discounter Aldi Süd stellen seit Jahren einen Bargeldservice in vielen Filialen bereit.
Eine Folge: 2022 stiegen die Bargeldabhebungen im Einzelhandel nach Angaben des Kölner EHI Retail Institute um ein Fünftel auf 10,3 Milliarden Euro. Dass zwischenzeitlich der Anteil derer, die überwiegend eine Filiale für ihre Bankgeschäfte nutzen, wieder von sieben auf 17 Prozent stieg, begründen Experten mit der Rückkehr alter Filialkunden nach der Pandemie. Langfristig, so heißt es in der Branche, werde der Anteil wieder deutlich zurückgehen.