Wertpapiere werden immer beliebter
Die Kreissparkasse Heinsberg erwirtschaftet auch im Jahr 2023 einen Gewinn. Die große Unsicherheit auf dem Baumarkt ist allerdings deutlich zu spüren. Immer wichtiger werden Klimaschutz-Investitionen.
Schwierige Zeiten, doch für die Kreissparkasse Heinsberg ein zufriedenstellendes Jahr – so lässt sich 2023 aus Sicht des Kreditinstituts zusammenfassen. Bei einer Bilanzsumme von 4,07 Milliarden Euro hat die Kreissparkasse im vergangenen Jahr einen Gewinn von 11,8 Millionen Euro eingefahren. „Es war ein gutes Geschäftsjahr, mit dem wir wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen sind“, fasst der Vorstandsvorsitzende Thomas Giessing zusammen. Aus den Zahlen der größten Bank des Kreises lässt sich viel über die Stimmung der Gesellschaft ableiten.
Wirtschaftslage
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind – positiv formuliert – verhalten, und das nicht nur in Anbetracht der weltweiten Krisen, sondern auch im Vergleich mit anderen Nationen. „Das führt zu einer Unsicherheit, die wir ganz deutlich spüren“, sagt Giessing. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Kreis habe abgenommen. Das bedeute zwar nicht, dass Unternehmen vor der Zahlungsunfähigkeit stünden: „Wir sehen für unser Kreditgeschäft derzeit keine großen Risiken.“Aber: „Wir stellen schon fest, das die Auftragslage in manchen Branchen geringer geworden ist.“
Kreditgeschäft Das dürfte vor allem auf die Baubranche zutreffen. Denn dass der Markt hier eingebrochen ist, ist bekannt. Nur wenige wollen bei den hohen Baupreisen derzeit das Wagnis des Eigenheimbaus eingehen. Für das Sparkassengeschäft bedeutet das: 2023 sind bei der KSK Wohnugsbaukredite in Höhe von 165 Millionen Euro zugesagt worden. Im Jahr davor waren es noch 287 Millionen Euro gewesen. „Gerade im Wohnungsbau sieht man sehr viel Zurückhaltung, sicherlich auch wegen der gestiegenen Zinsen“, stellt Vorständin Marie-Theres Jakobs-Bolten fest. Dabei sei der Wille der Menschen zum Eigenheim nach wie vor da: 75
Prozent der Menschen haben privates Wohneigentum oder streben es an. „Die Menschen sparen auch aktuell noch auf das Eigenheim und geben dieses Thema nicht auf, aber es wird bei vielen halt ein Jahr später werden“, findet Thomas Giessing. Dafür spreche auch, dass das Bausparen beliebt bleibe: Verträge über 72 Millionen Euro habe man 2023 abgeschlossen.
Wertpapiere Immer beliebter werden Geldanlagen in Form von Wertpapieren. 130 Millionen Euro hat die Sparkasse hier umgesetzt – ein Anstieg von fast 90 Prozent und in Anbetracht der Tatsache, dass der Dax im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent zugelegt hat, womöglich keine schlechte Entscheidung. Diese Anlageform sei allerdings nur mittelfristig zu empfehlen, sagt Jakobs-Bolten: „Wer weiß, dass er das Geld nächstes Jahr braucht, weil er ein neues Auto kaufen muss, für den sind Wertpapiere vielleicht nicht das richtige. Meistens wird das Geld für drei bis fünf Jahre angelegt.“Die meisten Kunden würden dabei in vergleichsweise stabile Fonds investieren, „Zocker“gebe es kaum.
Sprengungen
Das Thema Automatensprengungen hat die Kreissparkasse im vergangenen Jahr so
intensiv wie nie beschäftigt – so wie auch andere Geldinstitute wie die Volksbank. Allein 2023 gab es neun Sprengversuche bei der Kreissparkasse, drei waren erfolgreich. In den vergangenen Monaten ist es aber spürbar ruhiger geworden – wobei Giessing bei dieser Feststellung auf den Holztisch klopft. „Ich bin überzeugt, dass unsere getroffenen Maßnahmen Wirkung zeigen“, sagt er aber. Da wären zum Beispiel
die Nachtschließung, die Vernebelungsanlagen, zusätzlich eingebaute Türen, die physische Sicherung der Automaten, die teilweise installierten Scherengitter und die neuen Farbpatronensysteme.
Filialen Dass die Sprengungen mit dazu geführt haben, dass die Kreissparkasse die Anzahl ihrer Filialen verringert, ist kein Geheimnis. Und dieser Trend wird sich bis 2030
fortsetzen, da das Bargeldgeschäft langsam, aber sicher rückläufig ist. „Vorerst bleibt es aber dabei: Der Deutsche zahlt gerne mit Bargeld“, sagt Giessing. Auch wenn Standorte wegfallen, sei die Kreissparkasse im Kreis Heinsberg im Bundesvergleich gut aufgestellt. „Mit einer Geldautomatendichte von 1,7 Standorten pro 10.000 Einwohner liegen wir über dem Bundesdurchschnitt“, so Giessing. Im Schnitt brauchen Kunden mit dem Auto drei Minuten zum nächsten Geldautomat. Und 90 Prozent aller Kunden erreichen einen Automaten binnen sechs Minuten. „Das ist flächendeckend“, sagt Giessing.
Klimaschutz
Riesiges Potenzial schlummert für die Kreissparkasse im Klimaschutz und in den energetischen Sanierungen. „Das wird für uns ein Kerngeschäftsfeld werden“, glaubt Giessing. 290 Milliarden Euro müsse der Mittelstand in Deutschland investieren, um auf Klimakurs zu bleiben. Um Geschäftskunden dahingehend beraten zu können, werden die Berater derzeit sukzessive zu „Sustainable-Finance-Beratern“zertifiziert. Von der Politik wünscht sich Giessing aber eine deutlich stabilere und verlässlichere Förderkulisse, um Sanierungsvorhaben auch umsetzen zu können.