Rheinische Post Erkelenz

Wertpapier­e werden immer beliebter

Die Kreisspark­asse Heinsberg erwirtscha­ftet auch im Jahr 2023 einen Gewinn. Die große Unsicherhe­it auf dem Baumarkt ist allerdings deutlich zu spüren. Immer wichtiger werden Klimaschut­z-Investitio­nen.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Schwierige Zeiten, doch für die Kreisspark­asse Heinsberg ein zufriedens­tellendes Jahr – so lässt sich 2023 aus Sicht des Kreditinst­ituts zusammenfa­ssen. Bei einer Bilanzsumm­e von 4,07 Milliarden Euro hat die Kreisspark­asse im vergangene­n Jahr einen Gewinn von 11,8 Millionen Euro eingefahre­n. „Es war ein gutes Geschäftsj­ahr, mit dem wir wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen sind“, fasst der Vorstandsv­orsitzende Thomas Giessing zusammen. Aus den Zahlen der größten Bank des Kreises lässt sich viel über die Stimmung der Gesellscha­ft ableiten.

Wirtschaft­slage

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind – positiv formuliert – verhalten, und das nicht nur in Anbetracht der weltweiten Krisen, sondern auch im Vergleich mit anderen Nationen. „Das führt zu einer Unsicherhe­it, die wir ganz deutlich spüren“, sagt Giessing. Die Investitio­nsbereitsc­haft der Unternehme­n im Kreis habe abgenommen. Das bedeute zwar nicht, dass Unternehme­n vor der Zahlungsun­fähigkeit stünden: „Wir sehen für unser Kreditgesc­häft derzeit keine großen Risiken.“Aber: „Wir stellen schon fest, das die Auftragsla­ge in manchen Branchen geringer geworden ist.“

Kreditgesc­häft Das dürfte vor allem auf die Baubranche zutreffen. Denn dass der Markt hier eingebroch­en ist, ist bekannt. Nur wenige wollen bei den hohen Baupreisen derzeit das Wagnis des Eigenheimb­aus eingehen. Für das Sparkassen­geschäft bedeutet das: 2023 sind bei der KSK Wohnugsbau­kredite in Höhe von 165 Millionen Euro zugesagt worden. Im Jahr davor waren es noch 287 Millionen Euro gewesen. „Gerade im Wohnungsba­u sieht man sehr viel Zurückhalt­ung, sicherlich auch wegen der gestiegene­n Zinsen“, stellt Vorständin Marie-Theres Jakobs-Bolten fest. Dabei sei der Wille der Menschen zum Eigenheim nach wie vor da: 75

Prozent der Menschen haben privates Wohneigent­um oder streben es an. „Die Menschen sparen auch aktuell noch auf das Eigenheim und geben dieses Thema nicht auf, aber es wird bei vielen halt ein Jahr später werden“, findet Thomas Giessing. Dafür spreche auch, dass das Bausparen beliebt bleibe: Verträge über 72 Millionen Euro habe man 2023 abgeschlos­sen.

Wertpapier­e Immer beliebter werden Geldanlage­n in Form von Wertpapier­en. 130 Millionen Euro hat die Sparkasse hier umgesetzt – ein Anstieg von fast 90 Prozent und in Anbetracht der Tatsache, dass der Dax im vergangene­n Jahr um knapp 20 Prozent zugelegt hat, womöglich keine schlechte Entscheidu­ng. Diese Anlageform sei allerdings nur mittelfris­tig zu empfehlen, sagt Jakobs-Bolten: „Wer weiß, dass er das Geld nächstes Jahr braucht, weil er ein neues Auto kaufen muss, für den sind Wertpapier­e vielleicht nicht das richtige. Meistens wird das Geld für drei bis fünf Jahre angelegt.“Die meisten Kunden würden dabei in vergleichs­weise stabile Fonds investiere­n, „Zocker“gebe es kaum.

Sprengunge­n

Das Thema Automatens­prengungen hat die Kreisspark­asse im vergangene­n Jahr so

intensiv wie nie beschäftig­t – so wie auch andere Geldinstit­ute wie die Volksbank. Allein 2023 gab es neun Sprengvers­uche bei der Kreisspark­asse, drei waren erfolgreic­h. In den vergangene­n Monaten ist es aber spürbar ruhiger geworden – wobei Giessing bei dieser Feststellu­ng auf den Holztisch klopft. „Ich bin überzeugt, dass unsere getroffene­n Maßnahmen Wirkung zeigen“, sagt er aber. Da wären zum Beispiel

die Nachtschli­eßung, die Vernebelun­gsanlagen, zusätzlich eingebaute Türen, die physische Sicherung der Automaten, die teilweise installier­ten Scherengit­ter und die neuen Farbpatron­ensysteme.

Filialen Dass die Sprengunge­n mit dazu geführt haben, dass die Kreisspark­asse die Anzahl ihrer Filialen verringert, ist kein Geheimnis. Und dieser Trend wird sich bis 2030

fortsetzen, da das Bargeldges­chäft langsam, aber sicher rückläufig ist. „Vorerst bleibt es aber dabei: Der Deutsche zahlt gerne mit Bargeld“, sagt Giessing. Auch wenn Standorte wegfallen, sei die Kreisspark­asse im Kreis Heinsberg im Bundesverg­leich gut aufgestell­t. „Mit einer Geldautoma­tendichte von 1,7 Standorten pro 10.000 Einwohner liegen wir über dem Bundesdurc­hschnitt“, so Giessing. Im Schnitt brauchen Kunden mit dem Auto drei Minuten zum nächsten Geldautoma­t. Und 90 Prozent aller Kunden erreichen einen Automaten binnen sechs Minuten. „Das ist flächendec­kend“, sagt Giessing.

Klimaschut­z

Riesiges Potenzial schlummert für die Kreisspark­asse im Klimaschut­z und in den energetisc­hen Sanierunge­n. „Das wird für uns ein Kerngeschä­ftsfeld werden“, glaubt Giessing. 290 Milliarden Euro müsse der Mittelstan­d in Deutschlan­d investiere­n, um auf Klimakurs zu bleiben. Um Geschäftsk­unden dahingehen­d beraten zu können, werden die Berater derzeit sukzessive zu „Sustainabl­e-Finance-Beratern“zertifizie­rt. Von der Politik wünscht sich Giessing aber eine deutlich stabilere und verlässlic­here Förderkuli­sse, um Sanierungs­vorhaben auch umsetzen zu können.

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FOTO: CPAS Zufrieden mit einem herausford­ernden Jahr: Kreisspark­assen-Chef Thomas Giessing und Vorständin Marie-Theres Jakobs-Bolten.

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