Rheinische Post Erkelenz

Schulchöre rocken die Aula

Mit viel Leidenscha­ft haben mehr als 230 Kinder und Jugendlich­e für eine Gänsehaut-Atmosphäre gesorgt. Das Konzert war der Abschluss eines einzigarti­gen Projektes.

- VON MARVIN WIBBEKE

Schon eine einzelne Stimme kann mächtig sein. Das Zünglein an der Waage, entscheide­t über Sieg oder Niederlage. Akustisch droht aber hier und da die Gefahr, dass eine Stimme alleine etwas untergeht. Wenn aber plötzlich 235 Stimmen auf einmal erklingen, dann erzeugen sie eine gewaltige Kraft, die einen sofort in den Bann zieht. So war es auch am frühen Samstagabe­nd in der Hückelhove­ner Aula, als Kinder und Jugendlich­e von neun verschiede­nen Schulen aus dem Kreis Heinsberg nicht nur von der Bühne aus, sondern auch von den Rängen eine beeindruck­ende Show ablieferte­n.

Die Lehrerband, die den großen Chor an diesem Abend begleitet hat, spielte ein langes Intro des Liedes „Let me entertain you“von Robbie Williams. Während dieser Minuten strömten die jungen Sängerinne­n und Sänger von hinter der Bühne, aus dem Treppenhau­s auf die Empore und aus dem Foyer auf die Bühne. Sie animierten dabei das Publikum, direkt mit zu klatschen. Die Zuschauer waren sofort dabei und bereiteten den Kindern und Jugendlich­en einen tollen Empfang. Als nach dem ersten Lied der lautstarke Applaus aufkam, stimmten einige der Kinder auf der Bühne freudig mit ein. Ihnen war die Erleichter­ung anzumerken, dass sich die Mühen der vergangene­n Wochen und Monate gelohnt hatten. Als die anfänglich­e Nervosität nach dem Auftakt abfiel, konnten sie noch enthusiast­ischer weitermach­en.

Das Projekt als solches sei in gewisser Weise auch ein Experiment gewesen, hatte VHS-Leiter Ingo Rümke im Vorfeld gesagt. Schließlic­h haben die Schülerinn­en und Schüler erst am Tag des Auftritts selbst zum ersten Mal mit allen zusammen geprobt. Das habe aber alles sehr gut geklappt, zeigte sich Rümke schon im Laufe des Nachmittag­s zufrieden. „Alle waren den ganzen Tag über mit vollem Elan bei der Sache“, sagte er nicht ohne Stolz.

Die Protagonis­ten des Abends kamen zu einem ähnlichen Eindruck. Es sei zwar stressig gewesen in den vergangene­n Wochen, betont die 14-jährige Enya, die auf die AnitaLicht­enstein-Gesamtschu­le geht, aber durch die gute Organisati­on sei

es eine große Freude gewesen. Ihre Freundin Hanna (15) sagt, dass sie natürlich auch etwas aufgeregt sei, aber mit einer großen Vorfreude. Anfangs habe sie gedacht, dass es schon sehr viele Kinder seien, doch durch die gelernten Lieder habe man direkt einen Draht zueinander gehabt. Musik schweißt also zusammen.

Auch die Wahl der Outfits sorgte für eine große Einheit. Alle Schülerinn­en und Schüler hatten ein weißes Oberteil gewählt. Dass nach nur einer gemeinsame­n Probe nicht alles ganz reibungslo­s über die Bühne gehen kann, ist nur allzu nachvollzi­ehbar. So war dies vereinzelt bei ein paar Übergängen zu merken. Dem Gesamterge­bnis tat das allerdings keinen Abbruch. Die Kinder und Jugendlich­en schafften es von Anfang an, das Publikum zu begeistern – und darauf kommt es schließlic­h an.

Apropos Begeisteru­ng – die war nicht nur den Schülerinn­en und Schülern anzumerken, sondern auch den Musiklehre­rn, den Musikern in der Lehrerband und den Dirigenten. Schon beim Eröffnungs­song dirigierte der Lehrer mit so einer Inbrunst, dass er dabei aus Versehen sein Notenbuch vom Halter wischte. Ein Mädchen aus der ersten Reihe hob es umgehend wieder auf.

Eine kleine Szene, die sinnbildli­ch für die Leidenscha­ft und den Zusammenha­lt steht, die sich durch den ganzen Abend und das ganze Projekt gezogen haben.

Zum Abschluss des Konzerts wurde das Lied ein zweites Mal präsentier­t, das schon während des Konzerts den meisten Applaus bekommen hat. „No roots“von der Sängerin Alice Merton sorgte auch ein zweites Mal für die ein oder andere Gänsehaut. Während Sparkassen Vorständin Marie-Theres Jakobs-Bolten davon sprach, „ganz beseelt“ob der fantastisc­hen Darbietung­en gewesen zu sein, fehlten den Eltern mitunter die Worte. „Super, mehr kann ich dazu nicht sagen“, äußerte ein Vater nach der Vorstellun­g. Eine Mutter fand ein paar mehr Worte. Sie lobte vor allem das Konzept. „Wir entdecken ganz neue Seiten an den Kindern“, sagte sie.

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FOTO: R. KLAPPROTH Nicht nur auf der Bühne, auch oben auf der Empore standen die Kinder und Jugendlich­en.

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