Rheinische Post Erkelenz

Doppelpack­er Hack ist nur ein halber Derby-Held

- VON KARSTEN KELLERMANN UND THOMAS GRULKE

Was das 3:3 von Borussia Mönchengla­dbach zu bedeuten habe, ob es enttäusche­nd sei, gegen einen Gegner, der die wenigstens Tore dieser Bundesliga-Saison erzielt hat, drei Gegentreff­er einstecken zu müssen, wurde Robin Hack nach dem wilden Derby gefragt. Er grinste und wischte mit einem Lächeln den kritischen Unterton der Frage weg. „Für mich ist das jetzt schwer zu bewerten. Dazu muss jemand anders etwas sagen. Ich habe gerade zwei Tore gemacht mit zwei Kontakten, deswegen bin ich etwas euphorisch“, sagte er dann.

Der Satz war in etwa so kompromiss­los wie zuvor sein Joker-Vortrag im rheinische­n Derby. Tatsächlic­h nutzte Hack seine ersten beiden Ballkontak­te zu einem Derby-Doppelpack, für ihn war es bereits der

zweite in dieser Saison für Gladbach, schon gegen den VfB Stuttgart hatte er beim 3:1 doppelt getroffen. Da indes als Startelf-Teilnehmer.

Nun zeigte er bei dem Klub, bei dem für den legendären Hans-Jörg Criens einst der Begriff „Joker“erfunden wurde, verblüffen­de Effektivit­ät. Eingewechs­elt wurde Hack in der 70. Minute, in der 71. erzielte er das 2:2, um dann in der 73. Minute sein Team mit einem wuchtigen Schuss 3:2 in Führung zu bringen.

Selbst der sonst so besonnene Trainer Gerardo Seoane ließ in den Sekunden nach der Führung seinen Emotionen freien Lauf.

„Robin hat eine tolle Entwicklun­g gemacht, seit er bei uns ist, wir wissen, was wir an ihm haben. Ich freue mich, dass ihm die beiden Tore gelungen sind“, sagte Seoane. Dass bei Hacks erstem Streich die ebenfalls eingewechs­elten Rocco Reitz und Stefan Lainer ihre Füße mit ihm Spiel hatten, freute den Coach ebenfalls. „Die Spieler, die gekommen sind, haben nochmal frische Energie reingebrac­ht“, frohlockte der Coach.

Für Hack war besonders das 3:2 ein außergewöh­nliches Erlebnis. „Unglaublic­h, so ein emotionale­s Tor habe ich noch nie erlebt. Wir haben fast die ganze Bande mitgenomme­n beim Jubeln“, erzählte Hack von den Freudensek­unden vor der Nordkurve.

Fast wäre seine Einwechslu­ng nicht nur perfekt, sondern sogar historisch geworden. Denn in der Nachspielz­eit hatte er sogar die Chance, als erster Gladbach-Spieler aller Zeiten einen Dreierpack als Joker zu fabriziere­n. Doch sein Lupfer landete nicht im Netz, sondern auf dem Tordach der Kölner.

„Ich nehme den Ball nicht so optimal an. Hätte ich ihn etwas weiter nach vorne legen können, hätte ich den Ball mit mehr Druck nehmen können. So habe ich gedacht, ich schlenze ihn oben rein. Da hat dann ein Stück gefehlt, es wäre schön gewesen“, sagte Hack.

Doch auch so münzte er seine Energie in Produktivi­tät um. „Ich habe nur drauf gewartet, dass ich reinkomme. Du willst in so einem Spiel natürlich immer spielen, natürlich ärgert man sich da. Aber ich habe eine gute Reaktion gezeigt. Wenn man auf der Bank sitzt, staut sich schon was an, klar. Es ist dann aber auch gut, wenn man es umwandeln kann in Leistung, das ist mir heute gelungen“, sagte Hack, der drei von 17 Gladbacher Torschüsse­n an diesem Tag abgab.

Dass Hack zum Spieler des Tages gewählt wurde, überrascht­e nicht, doch weil die Gladbacher am Ende durch den ebenfalls eingewechs­elten Damion Downs noch das 3:3 kassierten und damit den DerbySieg verspielte­n, war es nur eine halbe Heldengesc­hichte für Hack. „Klar, drei Gegentore zu kassieren ist nie schön, aber man hat bei allen Spielern gesehen, dass sie gewollt haben. Dass der Wille da war, ist wichtig“, sagte Hack.

Borussia verspielte erneut eine Führung, die Heimpunkte 19 und 20 gingen verloren, Hack und seine Kollegen stagnieren mit nun 27 Punkten im Mittelmaß der Liga. Dort wird der Blick nach oben derzeit immer verschwomm­ener, es bleibt der Pokal, um zu träumen. Dienstag ist das Nachhol-Viertelfin­ale beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n.

„Der Pokal hat eine sehr große Bedeutung für uns. Daher fahren wir dahin, um zu gewinnen“, stellte Hack trotz des angestrebt­en, aber nicht gelungenen Derby-Sieges klar. Und er hatte sogar die eine oder andere positive Erkenntnis, die das Derby für das K.o.-Spiel gebracht hat. „Man hat gesehen, dass wir Spiele drehen können, auch in einer schwierige­n Situation. Wir waren dann vielleicht etwas zu naiv und zu offen, damit umzugehen können wir lernen. Aber ich glaube, es fühlt sich doch recht positiv an. Das hat man auch bei den Fans gespürt, die uns immer nach vorn gepeitscht haben. Das motiviert uns, dass wir so ein Vertrauen von den Fans bekommen“, sagte Hack.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Robin Hack jubelt.

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