Die Experten für Weltanschauungsfragen
Unseriöse Heiler, Radikalisierung sowie Verschwörungstheorien – es gibt vieles, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt. Wer diese Türen passiert, findet Informationen und Unterstützung bei Herbert Busch.
An spirituellen Angeboten interessierten Menschen helfen, sich ein eigenes Bild zu machen und zu entscheiden, ob Therapie oder Religion das Richtige für sie ist. Aufklären über unseriöse Heiler, Radikalisierung und Verschwörungstheorien, Weiterbildungen für Fachleute durchführen – das ist ein breites Gebiet. Eine Dachgeschosswohnung in Rath-Anhoven ist Sitz der bundesweit tätigen Unabhängigen Fachgruppe für Weltanschauungen, kurz UFW. Hier beim Vereinsvorsitzenden Herbert Busch laufen die Fäden zusammen.
Der ausgebildete Sozialarbeiter und Sozialtherapeut hat bis zu seinem Ruhestand als Experte für Weltanschauungsfragen beim Bistum Aachen gearbeitet. Auch der Wegberger Zahnarzt Günter Arnolds, vielen bekannt als Chef der Hobbyautoren „Die Siebenschreiber“, ist im Verein aktiv. Recherchen sind dabei sein Schwerpunkt. Spannend wie ein Krimi klingt das, was Arnolds berichtet, wenn er von seiner Arbeit für die UFW berichtet. So war er über einen längeren Zeitraum stiller Mitleser in einschlägigen Foren, ehe das Capitol in den Vereinigten Staaten gestürmt wurde. Die beiden Männer verbindet eine jahrzehntelange Zusammenarbeit, seit sie sich irgendwann in den 1980er-Jahren im Beecker Pfarrgemeinderat engagierten. Beide kennen sich gut aus mit den Aktivitäten verschiedener
Gruppen, mit Heilversprechen und sogenannten Wunderheilern. Dabei möchten sie sich aber nicht angreifbar machen. Grundsätzlich könne jeder glauben, woran er wolle, macht Busch deutlich.
Das Team der vor sieben Jahren gegründeten Fachgruppe versteht sich nicht als Gegner von Religion, Spiritualität oder alternativen Therapieangeboten. Vorsicht sei aber geboten, wenn die Suche nach Gott, spiritueller Entwicklung oder Heilung missbraucht werde, sagt Arnolds. Denn dann bestehe ein berechtigter Anlass zur Kritik, sachlichen Auseinandersetzung und Beratung. Besonderheiten oder Risiken, die mit den Angeboten verbunden seien, würden konkret benannt, während das Angebot oder die Gruppe so sachlich wie möglich beschrieben werde.
„Multiprofessionell“– so umschreibt Vorsitzender Busch die Fachgruppe mit Mitgliedern in ganz
Deutschland, darunter Rechtsanwälte, Jugendseelsorger und Sozialpädagogen. Ein wichtiger Vorteil für die Klienten aus der gesamten Bundesrepublik sei die ehrenamtliche und somit unabhängige Tätigkeit, erläutert Arnolds. „Hierdurch ist unsere Arbeit frei von Vorbehalten und Interessen möglicher Arbeitgeber oder Trägerorganisationen.“Fragen würden aus medizinischer, psychologischer und pädagogischer Perspektive betrachtet. Ratsuchende könnten von der Vielzahl der Herkunftsberufe und den damit verbundenen jahrzehntelangen Erfahrungen profitieren, ergänzt Busch. Der langjährige Beauftragte für Weltanschauungsfragen weiß, welchen Schaden Hilfsangebote anrichten können. Auch Günter Arnolds kennt die im Kreis Heinsberg tätigen Gruppierungen oder Kirchen. Es gehe aber nicht darum, Schuldzuweisungen auszusprechen, sondern darum, „mit den Nachfragern zusammen die Wechselwirkung zwischen Kultangebot und Persönlichkeit verständlich zu machen und damit zu einem besseren Umgang mit der Situation beizutragen“.
Nach einem ersten Kontakt zur UFW beginnt in der Fachgruppe der sogenannte Clearing-Prozess, in dem herausgefunden werden soll, ob und wie man dem Ratsuchenden beistehen könne. Busch gibt Einblicke in diese mitunter sehr komplexe Arbeit: „Je nach Anfrage arbeiten verschiedene Mitglieder der UFW zusammen an der Beantwortung der Fragen beziehungsweise an unserem Angebot. Aber auch Anfragen aus Behörden und verschiedenen Institutionen gehen in Wegberg ein, darunter das Landeskriminalamt, Kirchengemeinden, Jugendämter sowie Politiker. Wie funktionieren Verschwörungstheorien? Woran kann man sie erkennen? Und ist im vorliegenden Fall das Kindeswohl gefährdet? „In ihrer seelischen und körperlichen Not suchen viele Menschen Hilfe. Der esoterische Markt boomt“, weiß Herbert Busch. Die herkömmliche Schulmedizin stehe oft in der Kritik, „weil sie zu wenig auf die Menschen eingeht“. Selbstheilungskräfte zu entwickeln, um gesund zu werden, sei „grundsätzlich nicht verkehrt“, fügt der UFWVorsitzende an.