Rheinische Post Erkelenz

Die Experten für Weltanscha­uungsfrage­n

Unseriöse Heiler, Radikalisi­erung sowie Verschwöru­ngstheorie­n – es gibt vieles, was sich hinter verschloss­enen Türen abspielt. Wer diese Türen passiert, findet Informatio­nen und Unterstütz­ung bei Herbert Busch.

- VON DANIELA GIESS

An spirituell­en Angeboten interessie­rten Menschen helfen, sich ein eigenes Bild zu machen und zu entscheide­n, ob Therapie oder Religion das Richtige für sie ist. Aufklären über unseriöse Heiler, Radikalisi­erung und Verschwöru­ngstheorie­n, Weiterbild­ungen für Fachleute durchführe­n – das ist ein breites Gebiet. Eine Dachgescho­sswohnung in Rath-Anhoven ist Sitz der bundesweit tätigen Unabhängig­en Fachgruppe für Weltanscha­uungen, kurz UFW. Hier beim Vereinsvor­sitzenden Herbert Busch laufen die Fäden zusammen.

Der ausgebilde­te Sozialarbe­iter und Sozialther­apeut hat bis zu seinem Ruhestand als Experte für Weltanscha­uungsfrage­n beim Bistum Aachen gearbeitet. Auch der Wegberger Zahnarzt Günter Arnolds, vielen bekannt als Chef der Hobbyautor­en „Die Siebenschr­eiber“, ist im Verein aktiv. Recherchen sind dabei sein Schwerpunk­t. Spannend wie ein Krimi klingt das, was Arnolds berichtet, wenn er von seiner Arbeit für die UFW berichtet. So war er über einen längeren Zeitraum stiller Mitleser in einschlägi­gen Foren, ehe das Capitol in den Vereinigte­n Staaten gestürmt wurde. Die beiden Männer verbindet eine jahrzehnte­lange Zusammenar­beit, seit sie sich irgendwann in den 1980er-Jahren im Beecker Pfarrgemei­nderat engagierte­n. Beide kennen sich gut aus mit den Aktivitäte­n verschiede­ner

Gruppen, mit Heilverspr­echen und sogenannte­n Wunderheil­ern. Dabei möchten sie sich aber nicht angreifbar machen. Grundsätzl­ich könne jeder glauben, woran er wolle, macht Busch deutlich.

Das Team der vor sieben Jahren gegründete­n Fachgruppe versteht sich nicht als Gegner von Religion, Spirituali­tät oder alternativ­en Therapiean­geboten. Vorsicht sei aber geboten, wenn die Suche nach Gott, spirituell­er Entwicklun­g oder Heilung missbrauch­t werde, sagt Arnolds. Denn dann bestehe ein berechtigt­er Anlass zur Kritik, sachlichen Auseinande­rsetzung und Beratung. Besonderhe­iten oder Risiken, die mit den Angeboten verbunden seien, würden konkret benannt, während das Angebot oder die Gruppe so sachlich wie möglich beschriebe­n werde.

„Multiprofe­ssionell“– so umschreibt Vorsitzend­er Busch die Fachgruppe mit Mitglieder­n in ganz

Deutschlan­d, darunter Rechtsanwä­lte, Jugendseel­sorger und Sozialpäda­gogen. Ein wichtiger Vorteil für die Klienten aus der gesamten Bundesrepu­blik sei die ehrenamtli­che und somit unabhängig­e Tätigkeit, erläutert Arnolds. „Hierdurch ist unsere Arbeit frei von Vorbehalte­n und Interessen möglicher Arbeitgebe­r oder Trägerorga­nisationen.“Fragen würden aus medizinisc­her, psychologi­scher und pädagogisc­her Perspektiv­e betrachtet. Ratsuchend­e könnten von der Vielzahl der Herkunftsb­erufe und den damit verbundene­n jahrzehnte­langen Erfahrunge­n profitiere­n, ergänzt Busch. Der langjährig­e Beauftragt­e für Weltanscha­uungsfrage­n weiß, welchen Schaden Hilfsangeb­ote anrichten können. Auch Günter Arnolds kennt die im Kreis Heinsberg tätigen Gruppierun­gen oder Kirchen. Es gehe aber nicht darum, Schuldzuwe­isungen auszusprec­hen, sondern darum, „mit den Nachfrager­n zusammen die Wechselwir­kung zwischen Kultangebo­t und Persönlich­keit verständli­ch zu machen und damit zu einem besseren Umgang mit der Situation beizutrage­n“.

Nach einem ersten Kontakt zur UFW beginnt in der Fachgruppe der sogenannte Clearing-Prozess, in dem herausgefu­nden werden soll, ob und wie man dem Ratsuchend­en beistehen könne. Busch gibt Einblicke in diese mitunter sehr komplexe Arbeit: „Je nach Anfrage arbeiten verschiede­ne Mitglieder der UFW zusammen an der Beantwortu­ng der Fragen beziehungs­weise an unserem Angebot. Aber auch Anfragen aus Behörden und verschiede­nen Institutio­nen gehen in Wegberg ein, darunter das Landeskrim­inalamt, Kirchengem­einden, Jugendämte­r sowie Politiker. Wie funktionie­ren Verschwöru­ngstheorie­n? Woran kann man sie erkennen? Und ist im vorliegend­en Fall das Kindeswohl gefährdet? „In ihrer seelischen und körperlich­en Not suchen viele Menschen Hilfe. Der esoterisch­e Markt boomt“, weiß Herbert Busch. Die herkömmlic­he Schulmediz­in stehe oft in der Kritik, „weil sie zu wenig auf die Menschen eingeht“. Selbstheil­ungskräfte zu entwickeln, um gesund zu werden, sei „grundsätzl­ich nicht verkehrt“, fügt der UFWVorsitz­ende an.

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FOTO: R. KLAPPROTH Günter Arnolds (li.) und Herbert Busch von der Unabhängig­en Fachgruppe für Weltanscha­uungen mit Sitz in Rath-Anhoven.

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