Rheinische Post Erkelenz

Doppelte Premiere lockt 400 Besucher ins Forum

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(DG) „Und hören Sie auf zu singen!“Miss Daisy Werthan (Doris Kunstmann) ist die starrköpfi­ge Witwe eines wohlhabend­en Textilfabr­ikanten. Die 72-Jährige vertritt die Auffassung, dass sie immer noch bestimmt, was in ihrem Auto geschieht. Nach einem von ihr verschulde­ten Unfall stellt ihr Sohn Boolie (Benjamin Kernen) aus Sicherheit­sgründen den schwarzen Hoke Colburn (Ron Williams) als Fahrer für sie ein – gegen ihren Willen. „Ich brauche Sie nicht, ich will Sie nicht!“: Die dominante pensionier­te Lehrerin lässt den neuen Angestellt­en nur allzu deutlich spüren, dass er in ihrem Haus alles andere als willkommen ist. Doch mit der Zeit entwickelt sich eine tiefe Freundscha­ft, die auf Toleranz und Verständni­s basiert.

Für die Wiederaufn­ahme-Premiere der Theaterins­zenierung „Miss Daisy und ihr Chauffeur“hatte das Tournee-Theater Thespiskar­ren das Forum der Mühlenstad­t ausgewählt. Rund 400 Zuschauer sahen sich das zweistündi­ge Schauspiel von Alfred Uhry an. Kunstmann wird in diesem Jahr 80 Jahre alt und ist vor allem bekannt durch ihr Mitwirken in populären TV-Serien wie „Nesthäkche­n“, „Adelheid und ihre Mörder“oder „Freunde fürs Leben“. Und auch ihr Bühnenpart­ner Ron

Williams ist kein Unbekannte­r. Der mittlerwei­le 82-Jährige kam 1961 als junger GI nach Stuttgart, wo er sich zum Radiosprec­her und Printjourn­alisten

umschulen ließ. Beim berühmten Soldatense­nder American Forces Network, wurde der Kalifornie­r zum ersten afroamerik­anischen Nachrichte­nsprecher in Deutschlan­d. Als Schauspiel­er, Sänger, Synchronsp­recher und Moderator ist Ron Williams bis heute aktiv.

Bevor das Drei-Personen-Stück das Publikum für einen Abend nach Atlanta und in das Jahr 1948 versetzte, stand Wegbergs neuer Bürgermeis­ter Christian Pape auf der Bühne – für den früheren Bühnenküns­tler gewohntes Terrain. Er gab bekannt, dass die große Resonanz auf das erste Theaterang­ebot seit der langen Corona-Zwangspaus­e wohl dazu führen werde, „dass solche Veranstalt­ungen wieder fest installier­t werden in Wegberg“. Der parteilose Rathaus-Chef verwies auf die lange Tradition der Theaterins­zenierunge­n in Wegberg: Seit Anfang der 1980er-Jahre habe es Theaterabe­nde gegeben. Etwa 140 Aufführung­en seien zu verzeichne­n, was auch dem Engagement der früheren Wegberger Bürgermeis­terin Hedwig Klein zu verdanken sei. „Dann kam Corona. Die Kunstszene lag auf dem Boden“, machte Verwaltung­schef Pape deutlich. Bei der doppelten Premiere – Wiederaufn­ahme des Stücks und Wiederbele­bung der Wegberger Theaterabe­nde – gab sich die Stadtverwa­ltung ganz unkonventi­onell. Aus Beamten wurden Kellner, die an der Forum-Theke Getränke ausgaben.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Doris Kunstmann als Miss Daisy und Ron Williams als Chauffeur Hoke im voll besetzten Forum in Wegberg.

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