Wie ein Pater in Rom jüdischen Menschen das Leben rettete
Der Priester Pankratius Pfeiffer versteckte in der Zeit der Nazi-Diktatur Verfolgte auf seinem Dachboden. Sein Einsatz war Thema eines Vortrags im Kloster.
Pater Pankratius Pfeiffer, der von 1872 bis 1945 lebte, gehörte dem Salvatorianer-Orden an. Er gilt als der „Römische Schindler“. Oskar Schindler war ein Industrieller und Nationalsozialist, der aber schließlich hunderten jüdischen Menschen in der Zeit der Nazi-Diktatur das Leben gerettet hatte. Pater Pankratius Pfeiffer versteckte damals auf dem Dachboden seines Ordenshauses in Rom Juden und Widerstandskämpfer, bewahrte auf diese Weise rund 100 Menschen vor der Deportation in Konzentrationslager.
Das war jetzt Thema eines Vortrags in Mönchengladbach. In der Bibliothek der Salvatorianerinnen berichtete der aus München angereiste Pater Leonhard Berchtold aus dem Leben des ungewöhnlichen Kirchenmannes. Der 80-Jährige sprach auf Einladung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Salvatorianerinnen.
Berchtold benutzte ein Manuskript, das er geschrieben hatte, nachdem aus Waltenhofen bei Füssen, dem Heimatort von Pater Pankratius Pfeiffer, eine entsprechende Anfrage gekommen war. Die gut 30 Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass der auf den Namen Markus getaufte Pater zunächst in der Ziegelei seines Vaters gearbeitet hatte. Der Job war zu anstrengend für den schmächtigen jungen Mann und deshalb absolvierte er eine Bäckerlehre. 1888 kam die Erkenntnis, der Ordensberuf wäre etwas für ihn. Am 30. Mai 1896 wurde er in Rom zum Priester geweiht.
Pater Leonhard Berchtold berichtete von beachtlichen intellektuellen und charakterlichen Qualitäten des jungen Priesters. Ohne Abitur studierte Pfeiffer
Philosophie und Theologie, promovierte, eignete sich eine Vielzahl von Fremdsprachen an und bewies Talent als Diplomat. „Schon in seinen ersten Priesterjahren zeigte er, dass er über viel Fingerspitzengefühl verfügte“, sagte Berchtold. Was Pater Pankratius Pfeiffer wichtig war: „Jeder Einzelne soll sich hüten, Menschen anderer Rassen und Sprachen gering zu schätzen.“Später, als die deutsche Wehrmacht in Rom einmarschierte, fand er offenbar den richtigen Ton im Umgang mit den braunen Machthabern.
Dass er im Dachboden Juden versteckte, wussten nur der Koch und der Pförtner, und die hielten dicht. Pater Pankratius sei sehr offen, immer gesprächsbereit gewesen, so der Referent. „Was er gemacht hat, hat er mit dem Herzen gemacht.“Die Rettung der Juden und anderer Verfolgter war ein großes Risiko, das er bewusst auf sich genommen habe. Im Auftrag von Papst Pius XII. habe Pfeiffer als Mittelsmann zwischen NSKommandeuren und dem Vatikan agiert. Sein Verdienst sei es auch, dass Städte bei den Rückzugsgefechten der Wehrmacht nicht zerstört worden seien. Geehrt wurde Pfeiffer dafür, indem in Rom eine Straße nach ihm benannt wurde.
Er starb unmittelbar nach Kriegsende durch einen Verkehrsunfall: Er war von einem britischen Militärfahrzeug überfahren worden. Wer mehr über den Pater erfahren möchte: Am 24. März wird um 20.15 Uhr ein Film über ihn auf ARD Alpha ausgestrahlt.
Info Die nächste Veranstaltung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Mönchengladbach ist ein informativer und musikalischer Abend mit Liedern von Mordechai Gebirtig am 19. März um 19 Uhr in Brandts Kapelle, Rudolfstraße 5