Virkus stellt klar: „Keine Ausreden“
Von Borussias Manager gibt es für das Spiel in Saarbrücken eine deutliche Ansage.
Diese Marke nimmt Borussia niemand mehr: Mit dem 3:3 im Derby gegen den 1. FC Köln ist Gladbach, der erste Klub, der in der Bundesliga zum 500. Mal unentschieden gespielt hat – und die Remis sind auch noch gerecht auf Heim- und Auswärtsspiele verteilt: Zum 250. Mal gab es daheim eine Punkteteilung. Auf das Bundesliga-Jubiläum hätten die Borussen am Samstagnachmittag aber liebend gerne verzichtet, hatten sie doch nach zweimaligem Rückstand zwischenzeitlich 3:2 geführt.
„Es war sehr unterhaltsam und ein packendes Spiel. Letztlich sind wir enttäuscht, dass wir unseren Fans nicht den Derbysieg schenken konnten“, sagte Borussias Trainer Gerardo Seoane. Ihm und den übrigen Gladbachern fiel es schwer, sich über den Punkt zu freuen, mit dem Borussia zumindest den Abstand in der Tabelle von neun Zählern Vorsprung auf den 1. FC Köln gewahrt hat.
Die Mannschaft habe viel kreiert, doch sei sie im Abschluss zu ungenau gewesen. Und in der Defensive habe sie nicht immer konsequent genug verteidigt, erklärte der Coach. So schaffte es Köln in dieser Saison erst zum zweiten Mal, drei Tore in einem Spiel zu schießen – zum zweiten Mal im Derby gegen Gladbach, das Hinspiel war 3:1 für den FC ausgegangen. So wurde Joker Robin Hack mit seinem Doppelpack nicht zum Derby-Helden, das letzte Wort hatte für die Gäste der ebenfalls eingewechselte Damion Downs mit dem Ausgleich in der 79. Minute.
„Es ist schwer einzuordnen. Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie unbedingt gewinnen wollte. Sie ist zweimal zurückgekommen, da ist dann das Gefühl, das Spiel auf seine Seite gezogen zu haben. Doch wir müssen die Fehler abstellen, die zu den Gegentoren führen und hätten mehr Spielkontrolle nach dem 3:2 gebraucht“, analysierte Gladbachs Sportchef Roland Virkus.
So war das rassige Derby ein Spiegelbild der gesamten Saison: Borussia kam nach Rückschlägen zurück, doch es fehlte der letzte Schritt, um ein richtiges Zeichen zu setzen. 25 Zähler hat Seoanes Team in der laufenden Saison nun schon nach Führungen verspielt, nur noch vier Punkte fehlen, um den vereinsinternen Negativwert einzustellen. „Wenn man die Spiele mit den liegengelassenen Punkten sieht, muss man sagen, dass ein deutlich besseres Ergebnis in der Tabelle möglich gewesen wäre“, sagte Virkus.
So sind es derzeit zwar neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, womit Borussia eigentlich nicht mehr ernsthaft in den Abstiegskampf hineingezogen werden dürfte. Doch weiter nach oben kann sie sich derzeit auch nicht orientieren – was auch daran liegt, dass in dieser Saison gegen die letzten Drei der Tabelle kein Sieg gelang: Nur fünf von 18 möglichen Punkten gab es gegen Köln, Mainz und Darmstadt.
Doch auf die Schwäche gegen die vermeintlich Kleinen wollte Seoane den sicherlich nicht zufriedenstellenden Tabellenstand nicht reduzieren. „Wir hatten gegen alle Teams gute und schlechte Momente, haben aber insgesamt zu viele Gegentore bekommen. Und der mentale Faktor spielt sicherlich auch eine Rolle, wenn man in den Spielen eher der Favorit ist und den Druck da sicherlich mehr spürt. Daran gilt es zu arbeiten“, sagte der Schweizer.
Ähnlich äußerte sich auch Virkus: „Mit dem Druck, der Favorit zu sein, muss jeder Profi umgehen können. Heute haben wir das Spiel gedreht, es war zu sehen, dass wir fußballerisch die bessere Mannschaft sind. Aber wir machen dumme Fehler, die zu Gegentoren führen. Und es sind immer wieder andere Fehler. Die musst du abstellen, wenn du solche Spiele gewinnen willst.“Und schon am kommenden Dienstag folgt das nächste Spiel, dass Borussia ganz sicher für sich entscheiden will.
Dann sind die Gladbacher zum Nachholspiel im Viertelfinale des DFB-Pokals beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken zu Gast. „Wenn du als Bundesligist bei einem Drittligisten spielst, dann gibt es keine Ausreden“, sagt Virkus zur Favoritenrolle. Doch es gelte, sich in jedem Spiel neu zu fokussieren. Gegen Köln führte die hohe Fehlerquote zu einem sehenswerten Derby. „Mir ist ein solches 3:3 lieber als ein 0:0“, sagte Virkus. Am Dienstag zählt aber nur das Ergebnis, und da sollte Borussia möglichst konsequenter in der Defensive zu Werke gehen.