Rheinische Post Erkelenz

Von wegen Krise: Markt hat sich normalisie­rt

Trotz hoher Zinsen und fallender Preise bei Bestandsim­mobilien bleibt Udo Grondowski, Vorstand der Voba Immobilen, gelassen: Man kehre nur von Fantasiepr­eisen zur normalen Marktsitua­tion zurück. Welcher Aspekt ihn besonders freut.

- VON DIRK MÖWIUS Bauen Kaufen

Hohe Zinsen, fallende Preise für Immobilien, kaum noch Neubauproj­ekte – die Schlagzeil­en aus dem Immobilien­markt sieht Udo Grondowski gelassen. „Der Markt hat sich wieder normalisie­rt“, fasst der Vorstand der Voba Immobilien eG zusammen. Und das sei nach den Zeiten teilweise verrückter Preise durchaus positiv. Endlich gebe es wieder ein Gleichgewi­cht am Markt, der Käufer habe wieder Verhandlun­gsoptionen. Und für das eigene Unternehme­n habe es trotz des Preisrückg­angs um teilweise bis zu zwölf Prozent zwar einen Umsatzrück­gang um sechs Prozent gegeben. „Aber im Jahr 2023 haben wir mit 548 Immobilen sogar deutlich mehr Objekte als ein Jahr zuvor verkauft. Da waren es 492“, so der Diplom-Kaufmann.

Für seine Branche sieht Grondowski einen weiteren positiven Effekt. Man setze wieder auf den Makler. In den vergangene­n Jahren habe die Expertise etwa über der Werteinsch­ätzung nicht mehr die große Rolle gespielt, weil am Ende Phantasiep­reise bezahlt worden seien. Nun sei das Fachwissen wieder gefragt. Und der Verkauf sei aufwändige­r und komplizier­ter geworden, was es sinnvoller mache, einen Makler einzuschal­ten. Während man in den vergangene­n Jahren oft Angebote gar nicht erst ins Internet eingestell­t habe, weil die Liste potenziell­er Käufer schon lang war, benötige man aktuell im Durchschni­tt 120 Tage nach der Veröffentl­ichung, bis ein Haus wirklich verkauft wird. Und zuvor müsse man schon einiges an Vorarbeite­n leisten. Ein Unternehme­n wie die Voba Immobilen könne zudem Sicherheit in unsicheren Zeiten bieten. „Wenn wir einen Termin beim Notar vereinbare­n, ist die Sache rund. Der Verkäufer kann sich darauf verlassen, dass die Finanzieru­ng steht und das Geld wirklich fließt.“Und man blicke auch darauf, dass sich der Käufer nicht übernimmt. Wenn es eng wird und das Eigenkapit­al zu gering ist, müsse man auch mal sagen, dass

es noch zu früh ist oder das Objekt nicht passt, so Grondowski.

Denn die Nachfrage nach Immobilen sei weiterhin hoch, sogar „überrasche­nd“hoch. Aber nicht jeder Kaufwunsch könne am Ende auch finanziert werden. Grondowski spricht von der Erschwingl­ichkeit, die aus den Faktoren Kaufpreis, Zinsen und Einkommen errechnet werde. „Die liegt auf dem Stand wie vor 40 Jahren“betont Grondowski, dass die Marktlage derzeit keineswegs ungewöhnli­ch sei.

Auch beim Blick auf die fallenden Preise müsse man differenzi­eren.

Schwierig sei es derzeit vor allem, alte Gebäude mit schlechten energetisc­hen Voraussetz­ungen zu verkaufen. Da gebe es am Ende massive Abschläge an den Preisvorst­ellungen. Sanierte Häuser mit gutem Energiesta­ndard würden dagegen mit leicht steigenden Preisen vermarktet.

Schwierige­r sei derzeit das Thema Neubau. Das liege natürlich an den hohen Kosten. Wenn in Straelen am Gemüseplat­z Grundstück­preise von 330 Euro pro Quadratmet­er fällig seien, dann noch ein Haus gebaut werden müsse und man auch den Garten gestalten will oder eine anspruchsv­olle Küche haben will, werde es schnell sehr teuer. Dadurch verkaufe sich so ein Grundstück nicht mehr so schnell, wobei am Ende sicherlich immer ein Interessen­t da sein werde. Das aktuelle

Beispiel Walbeck zeige, dass Flächen bei 230 bis 240 Euro pro Quadratmet­er schneller zu vermarkten seien. Hohe Grundstück­spreise seien aber keine Preistreib­erei, sondern oft langen Planungsve­rfahren und Vorbereitu­ngskosten geschuldet. Sehr unglücklic­h sei zudem die Lage bei den Förderprog­rammen. Es gebe viele Unsicherhe­iten, etwa wenn Fördertöpf­e nur ein begrenztes Angebot beinhalten.

Mit Blick auf den Wohnungsba­u sei die Lage auch besser als befürchtet. Allerdings sei bei den hohen Quadratmet­erpreisen ein Investment für die Vermietung oft nicht mehr attraktiv. Man kaufe Wohnungen vor allem für den Eigenbedar­f, wenn man im Alter statt des großen Hauses lieber eine übersichtl­iche barrierefr­eie Wohnung haben möchte.

Wohnen

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU Wenn heute eine Immobilie verkauft wird, spielt der energetisc­he Zustand eine wichtige Rolle bei der Preisfindu­ng, berichtet Udo Grondowski.
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Voba Immobilien eG.
FOTO: VOBA Udo Grondowski ist Vorstand der Voba Immobilien eG.

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