Ein wertvoller Dienst für die Gemeinde
Einmal im Quartal erscheint der Gemeindebrief „Senfkorn“der Evangelischen Kirchengemeinde in Wegberg. Seit einem halben Jahrhundert sorgt das Ehepaar Geffroy dafür, dass 80 der Exemplare in den Briefkästen landen.
Der Gemeindebrief ist ein wichtiges Kommunikationsmittel im Alltag der Kirchengemeinden. Viermal im Jahr erscheint das „Senfkorn“der Evangelischen Kirchengemeinde Wegberg, in dem über Gottesdienste, Angebote und aktuelle Themen, die die Gemeinde betreffen, berichtet wird. Wer Gemeindebriefe austrägt, leistet einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft – Rita und Louis-Ferdinand Geffroy erfüllen diesen Dienst seit 50 Jahren und wurden deshalb jetzt von Pfarrer Christian Puschke geehrt.
Das Ehepaar Geffroy stammt ursprünglich aus Berlin. „Aber wie kommt ein Berliner nach Wegberg, fragt man sich da“, sagt Louis-Ferdinand Geffroy und lacht. Das sei hauptsächlich seiner Arbeit als Elektroingenieur geschuldet gewesen. Von Berlin aus sei das Ehepaar dann über Stationen wie Erlangen oder Karlsruhe schließlich zunächst in Düsseldorf, im Rhein-Kreis Neuss und dann in Wegberg gelandet. „Wir haben uns die Gegend erwandert und dann beschlossen, hier zu bleiben“, erinnert sich der 93-Jährige. Das war 1971, als die Geffroys mit ihren beiden Kindern Achim (heute 65 Jahre alt) und Gabriele (heute 59) in der Mühlenstadt Wurzeln schlagen wollten.
Bald darauf haben sie sich im eher katholisch geprägten Wegberg der Evangelischen Kirchengemeinde
angeschlossen – zunächst, um Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. „Und dann haben wir uns auch schon bereit erklärt, die Gemeindebriefe auszutragen“, sagt Rita Geffroy. Einmal im Quartal bringt die 86-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann 80 Gemeindebriefe im grünen Winkel, manchmal seien es auch etwas weniger Exemplare. „Der Arzt sagt immer, man soll 2500 Schritte am Tag gehen. Die schaffen wir an diesen Tagen locker“, scherzt Louis-Ferdinand Geffroy. Der Vorteil:
Das Ehepaar kommt unweigerlich an die frische Luft und hält den einen oder anderen Plausch mit den Nachbarn. Auf diese Art und Weise spazieren sich die geschätzten drei Kilometer fast wie von selbst.
Der Gemeindebrief ist für viele Menschen eine wichtige Verbindung zu „ihrer“Kirche, mit der sich viele sehr verbunden fühlen, auch wenn sie nur selten in den Gottesdienst gehen. „Wir besuchen die Gottesdienste auch nicht regelmäßig, aber der liebe Gott ist überall“,
sagt Rita Geffroy, die ebenfalls in diesem Jahr für 30 Jahre ehrenamtliches Engagement im Besuchsdienst geehrt wurde, bei dem sie von Anfang an aktiv mitgewirkt hat. Ihr Mann hingegen konnte das silberne Jubiläum feiern, hatte sich dann aber aus gesundheitlichen Gründen aus dem Besuchsdienst zurückgezogen. „Ich bin immer noch dabei, habe derzeit aber keine Menschen, die ich besuche“, sagt Rita Geffroy. „Wäre jemand in der Nähe nun einsam oder bräuchte auch mal jemanden
für ein Gespräch, würde ich es aber wahrscheinlich machen.“
Louis-Ferdinand Geffroy hatte 20 Jahre lang den inzwischen nicht mehr bestehenden Gemeindeverein geleitet und in diesem Rahmen mit seiner Frau gemeinsam als passionierte Tänzer einen Tanzkurs gegeben. „Wir haben Schifffahrten auf dem Rursee organisiert, Radtouren oder Wanderungen, Kaffeetrinken oder auf Gemeindefesten gegrillt“, beschreibt er. „Vieles hat sich im Lauf der Zeit verändert“, fällt ihm auf, wann immer er zurückdenkt.
Doch der Glaube habe immer eine Rolle gespielt. „Als junges Mädchen bin ich an Heiligabend immer mit meiner Mutter und meinem jüngeren Bruder in den Gottesdienst gegangen. Später, als ich im Einzelhandel arbeitete, war mir das zu stressig. Da bin ich zu Hause geblieben und als die Glocken läuteten, habe ich das Fenster aufgerissen und die Glocken hereingelassen.“
So lange die Geffroys es noch schaffen, wollen sie den Gemeindebrief weiter austragen. Schließlich sei er mehr als ein Terminkalender, sondern eines der wesentlichen Instrumente, das den Gemeindemitgliedern zeigt, dass man füreinander da ist. Der Gemeindebrief weist auf Seelsorge und praktische Hilfe hin und bietet Kontaktmöglichkeiten zu entsprechenden Ansprechpartnern.