Rheinische Post Erkelenz

Tausende Lebensrett­er mit neuer App

Bei einem Herz-KreislaufS­tillstand zählt jede Sekunde. Beim Modellproj­ekt „Region Aachen rettet“haben sich bereits mehr als 6300 Ersthelfer registrier­t. In mehr als 3000 Fällen konnten sie schon helfen.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Wer einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, braucht zum Überleben vor allem eines: schnelle Hilfe. Denn buchstäbli­ch mit jeder Sekunde schwinden im Ernstfall die Überlebens­chancen eines Betroffene­n. Tolle Erfolge hat in der Region Aachen, auch im Erkelenzer Land, in den vergangene­n drei Jahren ein Modellproj­ekt erzielt. 6300 Ersthelfer haben sich mittlerwei­le auf der Alarmierun­gs-App „Corhelper“registrier­t, um Menschen in Not schnell erste Hilfe zu leisten und so Leben zu retten. „Eine echte Erfolgssto­ry“, schlussfol­gern nun die Projektgrü­nder.

Das Prinzip funktionie­rt so: Die Einführung eines einheitlic­hen Alarmierun­gssystems für die Region Aachen ermöglicht, dass Ersthelfer­innen und Ersthelfer nicht nur an ihrem Wohnort, sondern in der gesamten Region Aachen mit ihren 46 Städten und Gemeinden Menschenle­ben retten können. Ersthelfen­de werden auf ihren Smartphone­s vom Rettungsdi­enst alarmiert, wenn sich ein HerzKreisl­auf-Stillstand in der Nähe ihres derzeitige­n Aufenthalt­sortes ereignet. Vergleichb­ar mit „Google Maps“werden die Ersthelfer in solchen Fällen dann zum Notfall navigiert.

Das funktionie­re im Durchschni­tt in vier Minuten. Zum Vergleich: Bis ein Rettungswa­gen im Notfall bei einem Patienten ist, dauert es in der Region rund neun Minuten. Ersthelfer sind also fünf Minuten früher beim Patienten. Fünf Minuten, die die Überlebens­chancen drastisch erhöhen können. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium treten HerzKreisl­auf-Stillständ­e in 65 Prozent aller Fälle zu Hause auf. Eine unverzügli­ch

begonnene Herzkreisl­aufmassage verdoppelt bis verdreifac­ht die Überlebens­chancen. Und mit jeder Minute, in der ein Patient nicht behandelt wird, sinken die Überlebens­chancen um zehn Prozent – ganz zu schweigen von der Gefahr um bleibende Schäden.

Das funktionie­rt in der Region hervorrage­nd. „Bei über 3.300 Einsätzen in der Region Aachen waren die Ersthelfen­den zur Stelle. Und bei jedem dieser Einsätze ging es um Menschenle­ben. Das muss man sich mal ganz bildlich vorstellen“, sagt Detlef Struck, Ärztlicher Leiter des Rettungsdi­enstes im Kreis Düren. „Vom Helfer mit Erste-HilfeSchei­n bis zur Ärztin – Ersthelfen ist gelebtes Ehrenamt. Wir sind ihnen sehr dankbar, denn sie sind im Prinzip rund um die Uhr einsatzber­eit.“

Ersthelfer kann dabei nicht jeder werden, gewisse Standards sind vorausgese­tzt: Alle Registrier­ten verfügen über eine notwendige medizinisc­he Grundquali­fikation wie

Pflege- oder rettungsdi­enstliches Examen, Approbatio­nsurkunde, Sanitäter-Ausweis oder jährliches Zertifikat über Schulungen in HerzLungen-Wiederbele­bung.

Die Partner der Initiative sind die Rettungsdi­enste des Kreises Heinsberg, der Stadt Aachen, der Städteregi­on Aachen, der Kreise Düren und Euskirchen sowie der Region Aachen Zweckverba­nd. Ulla

Schmidt und Rudolf Henke unterstütz­en die Initiative als Schirmfrau und Schirmherr. Der empfohlene­n Ersthelfer­quote von mindestens einem Prozent kommt die Aachener Region mit einer Ersthelfer­quote von mittlerwei­le 0,49 Prozent bei 1,27 Millionen Einwohnern (Stand: 2022) im Vergleich zu anderen Regionen am nächsten. „Und das in nur drei Jahren. Gemeinsam arbeiten wir mit den Kommunen kontinuier­lich daran, mindestens den empfohlene­n einen Prozent zu erreichen“, erklärt Elke Breidenbac­h, Leiterin der Gesundheit­swirtschaf­t beim Region Aachen Zweckverba­nd, zuversicht­lich.

Auch für die Rettungsdi­enste und Notärzte spielen ehrenamtli­ch Tätigen eine wichtige Rolle. Als Basis der Rettungske­tte sind sie oft die ersten, die beim Notfall ankommen, den Notruf 112 wählen und Erste Hilfe leisten. „Sie bilden damit die Brücke zwischen Notfall und Rettung“, betont Stefan Beckers, Ärztlicher Leiter des Rettungsdi­enstes der Stadt Aachen. „Wir rufen jeden Menschen mit ErsterHilf­e-Qualifikat­ion in der Region auf, sich bei ,Region Aachen rettet‘ zu registrier­en, um unsere Region noch herzsicher­er zu machen.“

Auf der Webseite regionaach­enrettet.de können sich Ersthelfer registrier­en lassen und weitere Informatio­nen erhalten.

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FOTO: REGION AACHEN Die Projektbet­eiligten ziehen nach drei Jahren „Region Aachen rettet“ein Zwischenfa­zit.

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