Tausende Lebensretter mit neuer App
Bei einem Herz-KreislaufStillstand zählt jede Sekunde. Beim Modellprojekt „Region Aachen rettet“haben sich bereits mehr als 6300 Ersthelfer registriert. In mehr als 3000 Fällen konnten sie schon helfen.
Wer einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, braucht zum Überleben vor allem eines: schnelle Hilfe. Denn buchstäblich mit jeder Sekunde schwinden im Ernstfall die Überlebenschancen eines Betroffenen. Tolle Erfolge hat in der Region Aachen, auch im Erkelenzer Land, in den vergangenen drei Jahren ein Modellprojekt erzielt. 6300 Ersthelfer haben sich mittlerweile auf der Alarmierungs-App „Corhelper“registriert, um Menschen in Not schnell erste Hilfe zu leisten und so Leben zu retten. „Eine echte Erfolgsstory“, schlussfolgern nun die Projektgründer.
Das Prinzip funktioniert so: Die Einführung eines einheitlichen Alarmierungssystems für die Region Aachen ermöglicht, dass Ersthelferinnen und Ersthelfer nicht nur an ihrem Wohnort, sondern in der gesamten Region Aachen mit ihren 46 Städten und Gemeinden Menschenleben retten können. Ersthelfende werden auf ihren Smartphones vom Rettungsdienst alarmiert, wenn sich ein HerzKreislauf-Stillstand in der Nähe ihres derzeitigen Aufenthaltsortes ereignet. Vergleichbar mit „Google Maps“werden die Ersthelfer in solchen Fällen dann zum Notfall navigiert.
Das funktioniere im Durchschnitt in vier Minuten. Zum Vergleich: Bis ein Rettungswagen im Notfall bei einem Patienten ist, dauert es in der Region rund neun Minuten. Ersthelfer sind also fünf Minuten früher beim Patienten. Fünf Minuten, die die Überlebenschancen drastisch erhöhen können. Laut Bundesgesundheitsministerium treten HerzKreislauf-Stillstände in 65 Prozent aller Fälle zu Hause auf. Eine unverzüglich
begonnene Herzkreislaufmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschancen. Und mit jeder Minute, in der ein Patient nicht behandelt wird, sinken die Überlebenschancen um zehn Prozent – ganz zu schweigen von der Gefahr um bleibende Schäden.
Das funktioniert in der Region hervorragend. „Bei über 3.300 Einsätzen in der Region Aachen waren die Ersthelfenden zur Stelle. Und bei jedem dieser Einsätze ging es um Menschenleben. Das muss man sich mal ganz bildlich vorstellen“, sagt Detlef Struck, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Düren. „Vom Helfer mit Erste-HilfeSchein bis zur Ärztin – Ersthelfen ist gelebtes Ehrenamt. Wir sind ihnen sehr dankbar, denn sie sind im Prinzip rund um die Uhr einsatzbereit.“
Ersthelfer kann dabei nicht jeder werden, gewisse Standards sind vorausgesetzt: Alle Registrierten verfügen über eine notwendige medizinische Grundqualifikation wie
Pflege- oder rettungsdienstliches Examen, Approbationsurkunde, Sanitäter-Ausweis oder jährliches Zertifikat über Schulungen in HerzLungen-Wiederbelebung.
Die Partner der Initiative sind die Rettungsdienste des Kreises Heinsberg, der Stadt Aachen, der Städteregion Aachen, der Kreise Düren und Euskirchen sowie der Region Aachen Zweckverband. Ulla
Schmidt und Rudolf Henke unterstützen die Initiative als Schirmfrau und Schirmherr. Der empfohlenen Ersthelferquote von mindestens einem Prozent kommt die Aachener Region mit einer Ersthelferquote von mittlerweile 0,49 Prozent bei 1,27 Millionen Einwohnern (Stand: 2022) im Vergleich zu anderen Regionen am nächsten. „Und das in nur drei Jahren. Gemeinsam arbeiten wir mit den Kommunen kontinuierlich daran, mindestens den empfohlenen einen Prozent zu erreichen“, erklärt Elke Breidenbach, Leiterin der Gesundheitswirtschaft beim Region Aachen Zweckverband, zuversichtlich.
Auch für die Rettungsdienste und Notärzte spielen ehrenamtlich Tätigen eine wichtige Rolle. Als Basis der Rettungskette sind sie oft die ersten, die beim Notfall ankommen, den Notruf 112 wählen und Erste Hilfe leisten. „Sie bilden damit die Brücke zwischen Notfall und Rettung“, betont Stefan Beckers, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Aachen. „Wir rufen jeden Menschen mit ErsterHilfe-Qualifikation in der Region auf, sich bei ,Region Aachen rettet‘ zu registrieren, um unsere Region noch herzsicherer zu machen.“
Auf der Webseite regionaachenrettet.de können sich Ersthelfer registrieren lassen und weitere Informationen erhalten.