Rheinische Post Erkelenz

Ein Vertrauens­vorschuss der Politik

- Christos.pasvantis @rheinische-post.de

Dass der Wegberger Haushalt erst im März verabschie­det werden konnte, hatte in erster Linie damit zu tun, dass die Stadt dringend auf Erleichter­ungen des Landes NRW warten musste. Nur durch eine so geschaffen­e fiktive Verbesseru­ng bewegt sich der Etat der chronisch klammen Kommune in einem annehmbare­n Bereich. Die drei bösen Buchstaben HSK (Haushaltss­icherungsk­onzept) konnten vorerst abgewendet werden.

Der späte Termin für den Haushaltsb­eschluss hatte aber noch einen weiteren Vorteil: Er kam erst nach der Bürgermeis­terwahl.

Denn man muss sich nichts vormachen: Dass die Politik geschlosse­n und einstimmig hinter dem Haushalt steht, hat weniger mit dessen Inhalt und mehr mit der Tatsache zu tun, dass man Christian Pape einen frischen Start, einen Vertrauens­vorschuss gewährleis­tet. Alles andere wäre nach den jüngsten Aussagen aller Fraktionen auch merkwürdig gewesen. Doch ob dieser Haushalt auch ohne neuen Bürgermeis­ter in der Form und in der breiten Masse angenommen worden wäre, ist fraglich.

Die Wegberger Haushaltsl­age bleibt kritisch, Kämmerin Sonja

Kühlen ist seit Jahren gezwungen, sich von Jahr zu Jahr zu hangeln. Durch einen Finanztric­k mit dem schönen Namen „globaler Minderaufw­and“

verbessert sich das Planergebn­is für das aktuelle Haushaltsj­ahr nun um 1,6 Millionen Euro, Wegberg plant daher mit einem Minus von 7,1 Millionen Euro für 2024. Das klingt nach viel, es ist auch viel, doch ist Wegberg damit nicht alleine: Nahezu alle Kommunen landauf, landab planen derzeit gewzungene­rmaßen mit solch negativen Ergebnisse­n. Der Unterschie­d: Wegberg hat im Vergleich zu vielen anderen Kommunen deutlich weniger Rücklagen und Eigenkapit­al, dafür einen deutlich dramatisch­eren Investitio­ns- und

Rücklagens­tau.

Die gute Nachricht: Christian Pape hat nun erst einmal ein Jahr Zeit, in Ruhe zu arbeiten und seine Vorstellun­gen umzusetzen – mit breiter Rückendeck­ung aus dem Stadtrat und aus der Bürgerscha­ft. Ob die Heile-Welt-Stimmung in der Wegberger Politik auch im Kommunalwa­hljahr 2025 noch anhält, wenn die Parteien wieder um Wählerstim­men und Ratssitze konkurrier­en, wird sich zeigen.

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FOTO: STEPHAN VALLATA Die Stadt plant das Jahr 2024 mit einem Minus von 7,1 Millionen Euro.

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