„Inklusionskonzept ist so nicht umsetzbar“
Die Stadt erhält finanzielle Unterstützung, um unter anderem Menschen mit Behinderung oder Migrationsgeschichte mehr Teilhabe zu ermöglichen. Aktuell wird das Projekt ausgearbeitet.
Unter dem Namen „Rheydt inklusiv“wollen die Stadt und der Wohlfahrtsverband Paritätische Mönchengladbach in den kommenden Jahren Rheydt zu einem inklusiveren Stadtteil machen. Als eine von vier Modellkommunen in NRW erhält die Stadt dafür vom Land bis März 2026 pro Jahr 100.000 Euro, um unter anderem Personal und notwendige Anschaffungen zu finanzieren. Der Paritätische Mönchengladbach bekommt zudem von der „Aktion Mensch“jährlich 100.000 Euro bis März 2028 für das Projekt zur Verfügung gestellt. Das geht aus einer Beratungsvorlage der Stadt hervor, die den aktuellen Stand des Vorhabens darlegt.
Geld ist also vorhanden, aber wie soll es in den kommenden Jahren eingesetzt werden? Bislang sind die Angaben wenig konkret: Es soll „echte strukturelle Partizipation mittels Einbeziehung der Menschen im Sozialraum“ermöglicht und in Rheydt ein Inklusionsnetzwerk aufgebaut werden, an dem beispielsweise der Türkische Elternverein, das Quartiersmanagement und die Lebenshilfe Wohnen beteiligt sind. Das zeigt ein Dokument, das unserer Redaktion vorliegt. Das Projekt ist also weit gefasst: Es richtet sich an Menschen, die in Armut leben oder Fluchterfahrungen gemacht haben, Senioren und Bürger mit Behinderungen, heißt es seitens der Stadtverwaltung.
„Das Inklusionskonzept für Rheydt ist so aber einfach nicht umsetzbar“, betont Albert Sturm. „Der Ansatz gefällt mir, aber es gibt zu viele unterschiedliche Interessen und Lebensrealitäten, die zusammengebracht werden sollen. Eine Fokussierung wäre viel sinnvoller.“Sturm setzt sich mit seiner Frau seit Jahren für mehr Barrierefreiheit in Mönchengladbach ein, leitet unter anderem die Kontaktstelle des Bundesverbands Selbsthilfe für Körperbehinderte Menschen in der Stadt und sitzt selbst im Rollstuhl.
Seine Frau Karin Sturm kritisiert ihrerseits, wie die verfügbaren Fördergelder eingesetzt werden sollen. „Viel wird nach unseren Informationen für die Betreuung des Projektes verwendet. Mit Blick auf die Barrierefreiheit wäre es aber wichtig, wenn auch konkrete Hilfen umgesetzt würden, die zum Beispiel den Alltag für Menschen im Rollstuhl in Rheydt erleichtern“, so Sturm. „Bauliche Maßnahmen, die hier ansetzen, sind aber gar nicht vorgesehen.“
Die Stadtverwaltung erklärt in ihrem Sachstandsbericht, dass der Schwerpunkt bei der Arbeit darauf liegen soll, Barrieren im Bereich „Freizeit“abzubauen. Das Projektteam arbeite aktuell das Konzept weiter aus. Das Ehepaar Sturm will sich auch weiterhin an den Arbeitsgruppen des Projektes beteiligen – auch wenn sie dessen Wirksamkeit bereits jetzt anzweifeln. Ob Rheydt in den kommenden Jahren durch die Netzwerkarbeit wirklich inklusiver wird, liegt am Ende in der Hand aller Beteiligten – und wie sie die 200.000 Euro pro Jahr investieren.