Jordan braucht die Länderspielpause
Borussias Stoßstürmer Jordan Siebatcheu kam beim Pokal-Aus in Saarbrücken nicht zur Geltung – das hatte mehrere Gründe. Am Mittwoch machte er dann eine rassistische Beleidigung gegen ihn öffentlich.
Einmal hätte es klappen können mit Jordan Siebatcheu als Wandspieler in der zweiten Halbzeit. Nach einer Stunde hatte Borussias Stoßstürmer mit dem Rücken zum Tor abgelegt zu Robin Hack, der es von der Strafraumgrenze mit einem Lupfer probierte. Der Ball flog indes auf das Tornetz. Dies war die einzige nennenswerte Torraumszene der Gladbacher in den zweiten 45 Minuten des Pokal-Viertelfinals beim 1. FC Saarbrücken. Der Drittligist hatte auch nur eine Chance, die nutzte er aber mit einem Konter in der Nachspielzeit zum 2:1-Siegtor, womit Borussias blamables Aus besiegelt war.
21:10 Torschüsse und 73 Prozent Ballbesitz wurden am Ende für den Favoriten im Saarbrücker Ludwigsparkstadion notiert, und auch Jordan hatte seinen Anteil daran. Für ihn wurden immerhin fünf Abschlüsse gezählt, allerdings blieb keiner von ihnen wirklich im Gedächtnis. Borussias Stürmer wurde immer wieder an einem erfolgreichen Abschluss gehindert, so war er kein Faktor im gegnerischen Strafraum – mal wieder nicht.
Als der 27-Jährige als Leihspieler von Union Berlin im vergangenen Sommer zur Borussia wechselte, zeigte er schnell seinen Wert als vorderste Spitze, die Bälle sehr gut behaupten kann, um den Mitspielern die Möglichkeit zu geben, nachzurücken – eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein sogenannter „Wandspieler“mitbringen sollte.
Mit der Zeit steuerte Jordan auch eigene Tore bei, fünf sind es bislang in der Liga, hinzukommt sein Doppelpack beim 3:1 gegen den 1. FC Heidenheim im Pokal.
Doch zuletzt stockte wieder die Torproduktion beim US-Amerikaner, eigene Torchancen blieben Mangelware. „Es muss uns noch besser gelingen, ihn im Strafraum in Szene zu setzen“, hatte vor wenigen Wochen Trainer Gerardo Seoane gesagt – doch ist das ausbaufähige Zusammenspiel zwischen den Zulieferern und dem Stoßstürmer nicht der einzige Grund, warum Jordan derzeit nicht wie gewünscht zur Geltung kommt. Der andere liegt in der Fitness des Angreifers.
Seit einigen Wochen schon schleppt sich Jordan von Spieltag zu Spieltag, vor dem Derby hatte er mitunter reduziert trainiert, um die muskulären Probleme nicht noch größer werden zu lassen. Seoanes Dilemma: Auch wenn Jordan derzeit nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, benötigt er ihn stets über 90 Minuten. Denn er ist der einzige gestandene zentrale Angreifer, der momentan zur Verfügung steht.
Zweifelsohne ist die Sturmspitze Borussias Problemposition der Saison – obwohl sie gerade dort zweimal im vergangenen Sommer investierte. Vor Jordan war Tomas Cvancara an den Niederrhein gewechselt, für den Tschechen begann jedoch schon vor einem halben Jahr mit der ersten Länderspielpause der Saison eine Serie von kleineren und größeren Blessuren, die ihm den
Spielrhythmus und damit letztlich auch die Form raubten.
Neben Cvancara fehlt zudem seit Wochen in Alassane Plea Borussias abschlussstärkster Spieler, dessen Kreativität Gladbach während der statischen und einfallslosen zweiten Halbzeit in Saarbrücken sicher sehr gut zu Gesicht gestanden hätte. Doch Plea muss immer noch die Fußverletzung auskurieren, die er sich im ersten Spiel des Jahres gegen den VfB Stuttgart zugezogen hat.
Beide Offensivspieler sollten laut Seoane in der anstehenden Länderspielpause in das Mannschaftstraining reintegriert werden. Noch ist aber nicht abzusehen, wie schnell sie auch dem Team wieder in Pflichtspielen helfen können. Vorerst ruhen die Hoffnungen also weiter auf Jordan. Der jedoch geht auf dem Zahnfleisch der zweiwöchigen Pause
entgegen. Das war in Saarbrücken gut zu erkennen: In der ersten halben Stunde gewann der bullige Angreifer noch sechs von sieben Kopfballduellen, danach nur fünf von zwölf. Die gelungenen Ablagen mit dem Fuß waren allerdings von Beginn an auf dem seifigen Geläuf Mangelware, nach der Pause war Jordan dann praktisch wirkungslos.
Und so jubelte am Ende sein Gegenüber, Saarbrückens Stoßstürmer Kai Brünker, über den entscheidenden Treffer. Das 1:2 in der Nachspielzeit machte Borussias Traum vom Finaleinzug zunichte – und es sorgte dafür, dass Gladbach nun keine weiteren 3,4 Millionen Euro für das Erreichen des Halbfinales einstreicht. Geld, dass der Klub gut hätte gebrauchen können – auch um im Sommer die Kaufoption in Höhe von etwa fünf Millionen Euro für Leihspieler Jordan zu ziehen. Ein nicht unerheblicher Nebeneffekt der Pleite in Saarbrücken, die auch Borussias Angreifer nicht verhindern konnte.
Der Frust der Fans über die Blamage entlud sich nicht nur in der Gästekurve des Ludwigsparkstadions, sondern auch in den sozialen Medien – und ging in mindestens einem Fall weit über das akzeptable Maß hinaus in den justiziablen Bereich. Denn Jordan wurde nach dem Spiel Opfer übler Beleidigungen, die der Stürmer am Mittwochnachmittag bei Instagram öffentlich machte – das unwürdige Ende eines missratenen Viertelfinalspiels im DFB-Pokal.