Proben für Mozarts c-Moll-Messe
Einmal in der Theatersaison erarbeiten der Niederrheinische Konzertchor und der Opernchor ein gemeinsames Programm. Nun wird Mozarts Werk in der Münsterbasilika aufgeführt. Welche Herausforderungen es gibt.
Nach einem fröhlichen „Hallo“und ersten Lockerungs- und Atemübungen bittet Charlotte Schäfer, vom Modus Alltag aufs Singen umzustellen. Die Sängerinnen und Sänger des Niederrheinischen Konzertchors singen sich in der Aula der Gesamtschule Volksgarten warm. Wiederholt seufzen sie auf Schäfers Wunsch hin im herzerfrischenden Atemschwung – bis es heißt: „Angekommen. Vielen Dank.“
Dann übergibt die Stimmbildnerin an Michael Preiser, der nach einer überstandenen Erkältung noch ein wenig die Stimme schonen muss. Der Chorleiter bittet, das „Sanctus“aus Mozarts Messe in c-Moll (KV 427) aufzuschlagen. Nach den ersten gesungenen Takten beginnt die Feinarbeit. Preiser wünscht zum Beispiel ein stimmloses S, „ein Staunen im Klang“, „etwas Majestätisches“im Ausdruck. Dabei soll der Chor aber auch nicht über das Ziel hinausschießen. Gelingen
Details wie verlangt, dankt der Dirigent mit einem „sehr, sehr schön“und Schäfer mit zwei hochgereckten Daumen. Am 23. März wird das Ergebnis der Probenarbeit um 20 Uhr unter Leitung des Generalmusikdirektors (GMD) Mihkel Kütson in der Münsterbasilika zu hören sein.
Das Programm ist eingebunden in die Reihe der städtischen Konzerte,
die der Niederrheinische Konzertchor seit vielen Jahren in jeder Spielsaison gemeinsam mit dem Opernchor Krefeld/Mönchengladbach und den Niederrheinischen Sinfonikern gibt. „In der Kombination von 75 Sängerinnen und Sängern aus Opernchor und städtischem Chor sind die Stimmen gut besetzt“, sagt Preiser.
Als Schwerpunkte des Niederrheinischen
Chores nennt Preiser große Oratorien und weltliche Werke mit Orchester. Preiser sieht auch gerne Gäste in den Chor-Reihen, doch er wünscht sich vor allem neue Mitglieder. „Wir streben eine nachhaltige Wirkung an und wollen anders als ein Projektchor über einen längeren Zeitraum am Repertoire arbeiten und unsere Stimmen entfalten.“Als großes Plus nennt er die Anbindung an das professionelle Orchester der Niederrheinischen Sinfoniker. Dadurch kämen Sängerinnen und Sänger mit Stücken in Verbindung, die in einer anderen Konstellationen nicht realisierbar wären, so Preiser. Die Vorsitzende Carolin Mühlen-Quehl bezeichnet die Zusammenarbeit mit Profis als großes Privileg. „Wir wissen zu schätzen, dass uns ein professionelles Orchester einen wunderschönen Klangteppich bereitet“, sagt sie.
Stimmbildnerin Schäfer beschreibt ihren Teil als Übersetzerin zur idealen Aufführung. Die Art, wie in diesem Chor Musik durchleuchtet werde, entspreche der eines professionellen Chores. Gestärkt vom großen Zusammengehörigkeitsgefühl arbeite jeder an sich und alle gemeinsam an einem schönen, homogenen Klang. „Dieser Chor aus Amateuren hat einen charakteristischen Klang“, lobt Schäfer.
Mozarts c-Moll-Messe bezeichnet Preiser als „unfertiges Werk, das in den fertiggestellten Teilen eine Erhabenheit besitzt, die in der Messvertonung ihresgleichen sucht“. Die c-Moll-Messe ist neben dem Requiem das wichtigste Werk des Komponisten der Wiener Klassik. Mozart zeige hier „seine große kompositorische Meisterschaft“, sagt Kütson. Vor allem in der groß angelegten Fuge nehme er Bezug auf Bach und Händel. Die teilweise achtstimmigen Sätze seien eine große Herausforderung für den Chor. Der versuche im Konzert in den massiven Chorsätzen eine
Durchsichtigkeit und Helligkeit zu schaffen. Der GMD würde die Messe in der unvollständigen Fassung aufführen, weil er die Ergänzungen als Eingriff sehe.
Dem Chorwerk vorangestellt wird Franz Martins „Polytyque. Six images de la Passion du Christ“für Solovioline und zwei Streichorchester. Kütson kreiert mit der Kombination beider Werke ein musikalisches Bild, das den Leidensweg Christi nachzeichnet und die Zuhörer mit auf den Passionsweg nimmt, zum Beginn der Karwoche. Choräle von Bach aus der Johannespassion ergänzen die beiden Werke. Die Kirche als Aufführungsort sei bewusst für das geistliche Thema gewählt.