Der Trend geht zu Großtagespflegen
Die Stadt Erkelenz hat ihre Kita-Bedarfsplanung für die kommenden Jahre festgezurrt. Der Bedarf wird immer höher, vor allem bei U3-Plätzen. Abhilfe soll zunehmend die Tagespflege schaffen.
Die Jugendhilfe ist und bleibt einer der größten und wichtigsten Aufwandsposten im Haushalt der Stadt Erkelenz. Knapp 40 Millionen Euro wird die Stadt Erkelenz alleine in diesem Jahr in ihre Kinder stecken, fünf Millionen davon sind für Neubauten und Erweiterungen von Kindertagesstätten und Schulen vorgesehen. Denn: Der Bedarf an Betreuungsplätzen, vor allem für Kinder unter drei Jahren, wächst seit Jahren. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. „Wir erleben hier seit Jahren eine große Dynamik und betreiben einen erheblichen finanziellen und personellen Aufwand, um dem Bedarf gerecht zu werden. In den kommenden Jahren ist eine weitere Steigerung zu erwarten“, sagte Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordneter der Stadt, am Mittwoch im Erkelenzer Jugendhilfeausschuss.
Dort verabschiedeten die Ausschussmitglieder die Bedarfsplanung für die kommenden fünf Jahre. In Erkelenz gibt es im kommenden Kindergartenjahr 2024/25 insgesamt 1897 Plätze in Kitas und der Kindertagespflege, davon entfallen 518 Plätze auf Kinder unter drei Jahren. So konnte allen Kindern über drei Jahren ein Betreuungsplatz angeboten werden. Bei den jüngeren Kindern liegt die Quote bei knapp 43 Prozent aller gemeldeten unter Dreijährigen beziehungsweise bei knapp 63 Prozent für Kinder zwischen einem und drei Jahren.
Dass die Situation so dynamisch ist, hat zwei Hauptgründe: Einerseits steigt in den Familien Jahr für Jahr der finanzielle Druck auf beide Eltern, möglichst schnell und möglichst umfassend wieder in den Beruf einsteigen zu müssen. Das sorgt für immer mehr U3-Bedarf, der von der Bundesregierung auch
ausdrücklich gewünscht ist. Andererseits verschärft die hohe Anzahl an Flüchtlingen, vor allem aus der Ukraine, aber auch aus vielen anderen weltweiten Krisenherden, den Bedarf. „Für Kitas und Schulen ist das eine ganz, ganz große Herausforderung“, sagte Gotzen.
Bei den Drei- bis Sechsjährigen kann die Stadt eine vollständige Versorgung sicherstellen – „allerdings nur, weil wir auf wirklich alle Platzreserven zurückgreifen“, so Gotzen. Das heißt, dass die gesetzlich erlaubte Überbelegungsquote von zehn Prozent ausgenutzt wird. „Diese Flexibilität brauchen wir auch“, sagte Gotzen. „So können wir ein ausreichendes Angebot schaffen, wenn auch nicht jeder Wunsch der Eltern erfüllt werden kann.“
Ein Thema, das bei der Stadt eine wachsende Bedeutung erhält, sind die Tagespflegen, auch im größeren Stil. „Das entwickelt sich weiter und wird von uns künftig noch stärker genutzt werden“, sagte Gotzen.
„Wir wollen verstärkt in Richtung Großtagespflege gehen.“
Dabei braucht es Träger und Räume, meist privater Natur. Bis zu neun Kinder können in einer solchen Tagespflege unterkommen, Personal und Räume werden freilich von den Behörden geprüft. Ein gutes Beispiel gebe es bereits
in der Nähe des Hermann-JosefKrankenhauses, wo eine Tagespflege in einem privaten Wohnhaus untergebracht ist. „Das wird unter anderem aus der Mitarbeiterschaft der Hermann-Josef-Stiftung für deren Kinder genutzt“, weiß Gotzen. Für die Stadt hat eine solche Tagespflege den großen Vorteil, dass keine eigenen Räume zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Stadt sucht Träger für weitere Tagespflegen sowie Personal.
Gebaut wird derweil auch fleißig. So entstehen derzeit in Kückhoven und im Bauxhof neue und nahezu baugleiche Kitas.
Eine Änderung steht im kommenden Jahr bei den katholischen Kindergärten an: Der bisherige Träger, die Pfarrei Christkönig Erkelenz, wird sich zurückziehen, übernehmen soll dafür die Pro Multis GmbH, die bereits knapp 60 Kitas im Raum Mönchengladbach und im Kreis Heinsberg (vor allem im Südkreis) betreibt. „Da der zukünftige Träger ebenfalls katholisch geprägt ist, kann das bisherige Konzept der betroffenen Kindertageseinrichtungen aber beibehalten und die Trägervielfalt erhalten bleiben“, teilt die Stadt mit. Katholische Kindergärten gibt es an der Brückstraße, in Borschemich, Gerderath, Golkrath, Kückhoven, Lövenich/ Katzem und Holzweiler.