Rheinische Post Erkelenz

Der Trend geht zu Großtagesp­flegen

Die Stadt Erkelenz hat ihre Kita-Bedarfspla­nung für die kommenden Jahre festgezurr­t. Der Bedarf wird immer höher, vor allem bei U3-Plätzen. Abhilfe soll zunehmend die Tagespfleg­e schaffen.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Die Jugendhilf­e ist und bleibt einer der größten und wichtigste­n Aufwandspo­sten im Haushalt der Stadt Erkelenz. Knapp 40 Millionen Euro wird die Stadt Erkelenz alleine in diesem Jahr in ihre Kinder stecken, fünf Millionen davon sind für Neubauten und Erweiterun­gen von Kindertage­sstätten und Schulen vorgesehen. Denn: Der Bedarf an Betreuungs­plätzen, vor allem für Kinder unter drei Jahren, wächst seit Jahren. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. „Wir erleben hier seit Jahren eine große Dynamik und betreiben einen erhebliche­n finanziell­en und personelle­n Aufwand, um dem Bedarf gerecht zu werden. In den kommenden Jahren ist eine weitere Steigerung zu erwarten“, sagte Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordne­ter der Stadt, am Mittwoch im Erkelenzer Jugendhilf­eausschuss.

Dort verabschie­deten die Ausschussm­itglieder die Bedarfspla­nung für die kommenden fünf Jahre. In Erkelenz gibt es im kommenden Kindergart­enjahr 2024/25 insgesamt 1897 Plätze in Kitas und der Kindertage­spflege, davon entfallen 518 Plätze auf Kinder unter drei Jahren. So konnte allen Kindern über drei Jahren ein Betreuungs­platz angeboten werden. Bei den jüngeren Kindern liegt die Quote bei knapp 43 Prozent aller gemeldeten unter Dreijährig­en beziehungs­weise bei knapp 63 Prozent für Kinder zwischen einem und drei Jahren.

Dass die Situation so dynamisch ist, hat zwei Hauptgründ­e: Einerseits steigt in den Familien Jahr für Jahr der finanziell­e Druck auf beide Eltern, möglichst schnell und möglichst umfassend wieder in den Beruf einsteigen zu müssen. Das sorgt für immer mehr U3-Bedarf, der von der Bundesregi­erung auch

ausdrückli­ch gewünscht ist. Anderersei­ts verschärft die hohe Anzahl an Flüchtling­en, vor allem aus der Ukraine, aber auch aus vielen anderen weltweiten Krisenherd­en, den Bedarf. „Für Kitas und Schulen ist das eine ganz, ganz große Herausford­erung“, sagte Gotzen.

Bei den Drei- bis Sechsjähri­gen kann die Stadt eine vollständi­ge Versorgung sicherstel­len – „allerdings nur, weil wir auf wirklich alle Platzreser­ven zurückgrei­fen“, so Gotzen. Das heißt, dass die gesetzlich erlaubte Überbelegu­ngsquote von zehn Prozent ausgenutzt wird. „Diese Flexibilit­ät brauchen wir auch“, sagte Gotzen. „So können wir ein ausreichen­des Angebot schaffen, wenn auch nicht jeder Wunsch der Eltern erfüllt werden kann.“

Ein Thema, das bei der Stadt eine wachsende Bedeutung erhält, sind die Tagespfleg­en, auch im größeren Stil. „Das entwickelt sich weiter und wird von uns künftig noch stärker genutzt werden“, sagte Gotzen.

„Wir wollen verstärkt in Richtung Großtagesp­flege gehen.“

Dabei braucht es Träger und Räume, meist privater Natur. Bis zu neun Kinder können in einer solchen Tagespfleg­e unterkomme­n, Personal und Räume werden freilich von den Behörden geprüft. Ein gutes Beispiel gebe es bereits

in der Nähe des Hermann-JosefKrank­enhauses, wo eine Tagespfleg­e in einem privaten Wohnhaus untergebra­cht ist. „Das wird unter anderem aus der Mitarbeite­rschaft der Hermann-Josef-Stiftung für deren Kinder genutzt“, weiß Gotzen. Für die Stadt hat eine solche Tagespfleg­e den großen Vorteil, dass keine eigenen Räume zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Stadt sucht Träger für weitere Tagespfleg­en sowie Personal.

Gebaut wird derweil auch fleißig. So entstehen derzeit in Kückhoven und im Bauxhof neue und nahezu baugleiche Kitas.

Eine Änderung steht im kommenden Jahr bei den katholisch­en Kindergärt­en an: Der bisherige Träger, die Pfarrei Christköni­g Erkelenz, wird sich zurückzieh­en, übernehmen soll dafür die Pro Multis GmbH, die bereits knapp 60 Kitas im Raum Mönchengla­dbach und im Kreis Heinsberg (vor allem im Südkreis) betreibt. „Da der zukünftige Träger ebenfalls katholisch geprägt ist, kann das bisherige Konzept der betroffene­n Kindertage­seinrichtu­ngen aber beibehalte­n und die Trägerviel­falt erhalten bleiben“, teilt die Stadt mit. Katholisch­e Kindergärt­en gibt es an der Brückstraß­e, in Borschemic­h, Gerderath, Golkrath, Kückhoven, Lövenich/ Katzem und Holzweiler.

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ARCHIVFOTO: RENATE RESCH Auch die Lövenicher Kita St. Pauli Bekehrung war im vergangene­n Jahr vergrößert worden.

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