Tafelkunden per Lastenrad beliefern
Klaus Peters fährt gerne mit dem Rad – und verbindet so seine Leidenschaft mit gesellschaftlichem Engagement. So sind die bisherigen Rückmeldungen der Kunden.
Als er in den Ruhestand ging, war für ihn klar, dass er seinen Arbeitsalltag bei der Volksbank Mönchengladbach-Erkelenz auf keinen Fall eintauschen wollte gegen ein beschauliches Rentnerdasein. Eine ehrenamtliche Beschäftigung wollte er finden. Etwas, das ihm Spaß macht und gleichzeitig Menschen hilft. Auf das Angebot des Tafel-Vorsitzenden Heinz-Josef Schmitz kam Klaus Peters deshalb gern zurück.
Der 65-jährige Ratheimer tritt mit großer Begeisterung in die Pedale, rund 8000 Kilometer waren es allein im vergangenen Jahr. „Ich erledige sehr viel mit dem Rad“, sagt der gelernte Bankkaufmann, der zum Gespräch im Fahrrad-Sportdress erscheint. Das neue Lastenrad der Hilfsorganisation ist ganz nach dem Geschmack des überzeugten Pedalritters. Tafel-Kunden, die krank, blind, sehr alt oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, Lebensmittel in der Ausgabestelle am Hückelhovener Friedrichplatz abzuholen, beliefert Peters regelmäßig mit dem Lastenrad, das vorn eine große Box mit abschließbarem Deckel hat.
Inzwischen ist Klaus Peters bekannt, wenn er für den ungewöhnlichen Lieferdienst in Hückelhoven unterwegs ist. Seine schwarze Jacke mit dem Tafel-Schriftzug und die beschriftete Box weisen ihn als Mitarbeiter der Hilfsorganisation aus. Passanten grüßen ihn freundlich, bestaunen sein auffälliges Gefährt, das mit einem Motor angetrieben wird. „Mir macht es Spaß, weil die Menschen sehr dankbar sind“, zieht er ein überaus positives Resümee seines ehrenamtlichen Engagements. Oft schleppt der frühere Volksbank-Angestellte die Tüten mit Kartoffeln, Brot, Gemüse, Salat und anderen Nahrungsmitteln durch die Treppenhäuser. „Dritter Stock und Aufzug kaputt, das kommt oft vor“, hat er festgestellt. Peters ist sportlich und fit, seine Abnehmer sind es nicht.
Bei der Hückelhovener Tafel überprüft der Vorsitzende Schmitz zunächst, ob die körperliche Verfassung des Kunden den LastenradEinsatz rechtfertigt. Der ehemalige Leiter des Sozialamtes in der Hückelhovener Stadtverwaltung berichtet von einem Rollstuhlfahrer, der keine Beine hat. „Solche Fälle sind offensichtlich. Da muss nichts weiter geprüft werden.“Manchmal macht sich der Tafel-Chef aber auf den Weg, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Einmal in der Woche bereitet Klaus Peters seine Liefertour vor. Am Friedrichplatz bestückt er immer donnerstags das E-Bike mit acht oder neun prall gefüllten Tüten, um von hier aus in Richtung Innenstadt zu starten. An den Haus- oder Wohnungstüren wird der Tafel-Lieferant oft schon erwartet. „Die Begrüßung ist immer herzlich, und das Geld liegt meistens schon passend bereit.“2,50 Euro pro Person kostet der Einkauf,
der Wert der Lebensmittel ist um ein Vielfaches höher.
Parkplatzprobleme kennt Peters nicht, wenn er auf seiner ersten Tour die Hückelhovener City verlässt und sich unter anderem in Richtung Siedlung und Doveren bewegt. Der ungewöhnliche Bringservice startet anschließend seine zweite Runde, um Tafel-Kunden in Hilfarth und Ratheim zu versorgen. Insgesamt 32 Kilometer legt der sportliche Ruheständler dabei zurück. Tafel-Vorsitzender HeinzJosef Schmitz findet die Investition aus Umweltschutz- sowie Klimaschutzgründen sinnvoll, auch wenn
das besonders in den Großstädten beliebte Fortbewegungsmittel auf drei Rädern „ungefähr so teuer wie ein gebrauchter Kleinwagen“sei. Der Erkelenzer Fachhändler „Little
John Bikes“ist der Tafel beim Kauf im vergangenen Sommer entgegen gekommen und hat einen Preisnachlass gewährt.
Die Zahl der bedürftigen Kunden
wird laut Schmitz immer größer. Etwa 1600 Personen stehen derzeit auf den Listen für die Ausgabestellen in Hückelhoven und Wassenberg – und es werden ständig mehr. Schmitz und seine Vorstandskollegen geben sich nicht damit zufrieden, mit den weißen Transportern nicht verkaufte oder überschüssige Ware aus den Supermärkten abzuholen.
Für alternative Einnahmequellen ist die Tafel-Spitze immer offen und ersinnt neben Briefen an örtliche Unternehmer auch andere Wege, um an das dringend benötigte Geld zu kommen.