Rheinische Post Erkelenz

Odilia Abels feiert ein ganzes Jahrhunder­t

Die rüstige Frau ist ein Rheydter Original. Dort hat sie ihre Kindheit und Jugend verbracht.

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(eba) Odilia Abels sitzt in ihrem gemütlich eingericht­eten Wohnzimmer. An den Wänden hängen Bilder und Fotos ihrer Familie. Am hinteren Ende des Raumes steht eine bequeme Sitzgarnit­ur. Die Seniorin sitzt in einem gemütliche­n Stuhl, vor ihr steht ihr Rolls Royce, wie sie ihren Rollstuhl nennt. Das Laufen fällt ihr schwer, aber im Kopf sei sie noch sehr fit, betont sie, und dafür ist sie auch sehr dankbar.

„Viele in meinem Alter sind dement“, sagt Odilia Abels. Sie ist glücklich, dass sie mit ihren 100 Jahren noch in ihrem Zuhause leben kann, auch wenn sie Unterstütz­ung durch einen Pflegedien­st und ihren Sohn braucht. 1970 zog sie mit ihrer Familie in das Haus nach Schelsen. „Mein Mann hat es selber gebaut und mein Sohn hat auch viel mitgeholfe­n“, sagt Odilia Abels. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Rheydt. „Wir haben auf der Oberheyden­erstraße gewohnt. Meine Schule war direkt hinter unserem Garten. Das war sehr praktisch“, sagt sie und muss schmunzeln.

Während des Zweiten Weltkriege­s

war sie ein Jahr in Dresden zum Arbeitsdie­nst in der Rüstungsin­dustrie. Kurz vor Ende des Krieges trat sie mit ihrer Familie den Heimweg nach Rheydt an. Zu Fuß. „Wir sind mit einem Kohlewagen erst ins Erzgebirge

und von dort aus zu Fuß nach Erfurt. Deutschen Soldaten, die aus Russland kamen, haben wir dort getroffen. Die haben uns Fahrräder geschenkt“, erzählt sie. In Thüringen bleibt sie zwei Wochen und trifft dort auch auf ihren Vater, den Bruder und ihre Schwester. „Die waren dorthin evakuiert worden.“Von dort aus geht es gemeinsam Richtung Rheinland. „Ein Bauer hat uns einen kleinen Wagen gegeben, damit wir unsere Sachen transporti­eren konnten. Den haben wir aber nicht mehr zurückgebr­acht“, erinnert sie sich.

Im Rheinland angekommen, trafen sie auf die Amerikaner. „Sie haben uns sehr geholfen. Wir mussten über eine Brücke, die zerstört war. Sie haben uns die Sachen rüber getragen“, sagt Odilia Abels. In Rheydt angekommen, hat die Familie Glück und ihr Haus ist noch intakt. So beginnt sie in ihrer Heimat wieder ein neues Leben. Hier steht ihre Familie an erster Stelle. Odilia Abels ist gerne für ihre Kinder da und später auch für die Enkelkinde­r. „Die sind heute junge Männer. Sie sind beide fast zwei Meter groß und kommen heute noch gerne. Es war eine sehr schöne Zeit. Da bekommt man so viel zurück“, sagt Odilia Abels und lächelt. Gemeinsam mit ihrer Familie wird sie auch ihren Ehrentag genießen.

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FOTO: JÖRG KNAPPE Rüstig und fit ist die Mönchengla­dbacherin Odilia Abels, die mit ihren 100 Jahren noch alleine lebt.

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