Rheinische Post Erkelenz

So kann man sich ein Eigenheim leisten

Die Kosten für eine Baufinanzi­erung sind stark gestiegen. Worauf es bei Zinsen, Kaufpreis, Einkommen und Eigenkapit­al ankommt, erklärt Holger Jache von der Kreisspark­asse Heinsberg.

- VON VERA STRAUB

WEGBERG Die eigenen vier Wände gehören für viele zu den wichtigste­n Zielen im Leben. Doch die Erfüllung des Traums von einer schönen Wohnung im Innenstädt­chen oder einem Haus im Grünen ist nach dem Ende der Niedrigzin­sphase zu einer Herausford­erung geworden. Menschen, die sich noch bis zur Jahreswend­e 2021/22 an ein solches Lebensproj­ekt herangewag­t hätten, müssen heute nicht selten passen.

Der wichtigste Grund hierfür: die Kosten für die Finanzieru­ng des Eigenheims. Denn die Kosten für eine Baufinanzi­erung sind wieder hoch: „Von Dezember 2021 bis Dezember 2022 sind die Zinsen stark gestiegen. Im Zehn-Jahres-Bereich haben wir ein Plus von rund drei Prozentpun­kten gesehen“, erklärt Holger Jache, der die Abteilung Baufinanzi­erungen bei der Kreisspark­asse Heinsberg leitet. „Im Jahr 2023 sind die Zinsen im langfristi­gen Bereich auf einem ähnlichen Niveau geblieben. Zusammen mit den gestiegene­n Preisen hat dies aufgrund der damit verbundene­n höheren Finanzieru­ngsraten zu einer spürbaren Zurückhalt­ung im Baufinanzi­erungsgesc­häft geführt.“Er bemüht folgendes Beispiel: Bei einer Finanzieru­ngssumme von 300.000 Euro und 35 Jahren geplanter Rückzahlun­gsdauer konnten Häuslebaue­r dies vor den Zinsanstie­gen mit etwa 850 Euro monatliche­r Rate stemmen. Heute läge die monatliche Rate gut 400

Euro höher.

Da fragen sich viele Familien, die sich eine eigene Immobilie wünschen: Wie haben wir da noch eine Chance, das Projekt zu finanziere­n? Marion Müller-Platz ist eine gefragte Wegberger Immobilien­maklerin. Und nicht erst, seit sie ihren „Lieblingsp­latz“an der Karmeliter­gasse 10, in dem sich neben modernen Mietwohnun­gen auch ihr Büro befindet, fertiggest­ellt hatte, hat sie Empathie für Menschen, die gerne ein Haus nach ihren Wünschen und auf ihre Bedürfniss­e zugeschnit­ten bauen wollen. „2023 war ein schweres Jahr für den Markt“, blickt die Fachfrau zurück. „Gerade, was

Bestandsim­mobilien angeht.“Inzwischen habe sich das Blatt etwas gewendet und zudem betrachtet sie Bestandsim­mobilien als eine gute Alternativ­e zum Hausbau: „Ich verkaufe in diesen Tagen eine Immobilie, die ich vor zwei Wochen erst in mein Angebot aufgenomme­n habe.“Ein 27 Jahre altes Haus ohne

Sanierungs­stau. „Inzwischen sind die Zinsen bei einer guten Bonität wieder auf einem erträglich­en Niveau angekommen – wobei es auch auf das Eigenkapit­al ankommt“, betont sie. Eine andere Immobilie hingegen, die sanierungs­bedürftig ist, sucht schon seit einem Dreivierte­ljahr einen Käufer. „Davor scheuen sich die Menschen, weil Sanierungs­arbeiten heute schwer zu kalkuliere­n sind, zeitlich, konzeptuel­l, aber auch finanziell.“Dennoch: Die Kreisspark­asse Heinsberg beobachtet langsam zurückgehe­nde Preise und gestiegene Löhne, sodass das Neugeschäf­t der Baufinanzi­erungen eine leichte Belebung erfährt. „Auch wenn wir im Zeitraum des nächsten Jahres von stabilen bis leicht sinkenden Zinssätzen ausgehen“, so Holger Jache. Er und seine Kollegen plädieren für ein gemeinsame­s Gespräch mit dem Baufinanzi­erungsbera­ter, um das passende Finanzieru­ngsmodell zu ermitteln oder eine bereits bestehende Finanzieru­ng zu überprüfen. „Eine sinnvolle Ergänzung zu einer Finanzieru­ng können auch Förderdarl­ehen sein, etwa durch die KfW- oder NRW-Bank, die dann in das persönlich­e Finanzieru­ngsmodell eingebaut werden. Auch die Wohnraumfö­rderung des Landes NRW kann hier ein Baustein sein“, gibt er einen Einblick in die Möglichkei­ten. „Zusammenge­fasst ist die Situation vielleicht etwas komplexer geworden als noch vor gut zwei Jahren. Auf der anderen Seite ist im vergangene­n Jahr auch wieder eine gewisse Stabilität erkennbar. Hiermit meine ich vor allem die Zinsen sowie die Baustoffpr­eise auf Sicht eines Zeitraums, den man für die Planung eines Hausbaus beziehungs­weise -kaufs benötigt.“Und gerade auch Wegberg, so Marion Müller-Platz, sei eine anziehende Stadt für Menschen von außerhalb. „Sie lieben die Stadt und schätzen es, ein Zuhause zu haben, wo Wälder und Seen nicht weit sind.“

 ?? FOTO: DPA ?? Viele träumen den Traum vom Eigenheim. Selbst bauen oder eine Bestandsim­mobilie kaufen – das ist die Frage.
FOTO: DPA Viele träumen den Traum vom Eigenheim. Selbst bauen oder eine Bestandsim­mobilie kaufen – das ist die Frage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany