Standards können helfen in Heidenheim
An Eckbällen mangelte es Borussia in Saarbrücken nicht, um sich durchzusetzen. Neun flogen am Dienstagabend im Viertelfinale des DFB-Pokals in den Strafraum des Außenseiters – keine wurde wirklich gefährlich, sodass am Ende der Drittligist über den Einzug ins Halbfinale jubelte. Das ist durchaus bemerkenswert, gehören Eckbälle ganz sicher zu den Stärken der Borussen in einer ansonsten an positiven Entwicklungen armen Saison.
Zwölf Eckbälle Borussias führten in der laufenden Bundesliga-Spielzeit bereits zu einem Tor – die Bayern folgen als Zweiter in dieser Wertung mit zehn Treffern nach Ecken. Ein derart guter Wert nach 25 Spieltagen bedeutet, dass Gladbachs Chancen nicht schlecht stehen, eine neue Liga-Bestmarke aufzustellen in dieser Disziplin, die seit der Saison 2004/05 statistisch erfasst wird. Den bisherigen Rekord teilen sich Werder Bremen und Eintracht Frankfurt mit jeweils 13 Eckballtoren in einer Saison.
Der 1. FC Heidenheim wird diese Daten nicht benötigen, um über die Gladbacher Spezialität bestens Bescheid zu wissen – der Aufsteiger hat in dieser Spielzeit schon mehrmals die Erfahrung gemacht, Gegentore nach Eckbällen gegen Borussia zu kassieren. Im vergangenen Herbst war Heidenheim binnen weniger Tage zweimal zu Gast im BorussiaPark – zuerst in der Liga, dann im DFB-Pokal. Beide Spiele gingen verloren, und drei der fünf Gegentore dabei fielen nach Ecken.
Vor allem beim 2:1 im Ligaspiel spielten die Standards eine wesentliche Rolle. Zu Beginn beider Halbzeiten gelang Borussia mit einem Eckball jeweils das Führungstor. Beim 1:0 verwertete eine Heidenheimer Kopfballabwehr und geschickter Ballannahme mit der Pike. Und beim 2:1 fälschte Jonas Föhrenbach unglücklich die Ecke ins eigene Tor ab.
„Das ist eigentlich völlig untypisch für uns, wir hatten in den vergangenen Jahren da immer gute Werte“, sagte damals Heidenheims Trainer Frank Schmidt. Die anschließende Analyse brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg: Drei Tage später im Pokal traf Gladbach wieder zu Beginn mit einer Ecke – Jordan Siebatcheu schoss diesmal volley ein. Es war der Auftakt eines ungefährdeten 3:1-Erfolgs in der zweiten Runde.
Erstaunlich ist dabei, dass drei verschiedene Gladbacher die erfolgreichen Ecken gegen den Aufsteiger hereinbrachten, obwohl sie alle von der linken Seite ausgeführt wurden: Neben Honorat traten auch Luca Netz und Robin Hack an. Honorat ist in der Regel aber erster Eckenschütze, diese Saison hat er bereits 92 Eckbälle getreten. Nur zwei Spieler liegen in der Statistik vor ihm: Leipzigs David Raum (101) und – als Spitzenreiter mit 103 Eckbällen – Jan-Niklas Beste.
Der Heidenheimer, der am Donnerstag erstmals in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen worden ist, kann sich am Samstag mit Honorat im Duell der Standard-Könige messen. Beide haben bislang acht Ecken hereingebracht, die zu Toren führten – der Bestwert der Liga. So werden am Wochenende beide Mannschaften auf der Hut sein, möglichst keine unnötigen Standardsituationen in Strafraumnähe zuzulassen.
Wobei sich Borussias Stärken überraschend eindeutig auf die Ecken reduzieren lassen: Eine Freistoßflanke führte erst einmal zum Torerfolg. Bei Heidenheim hingegen kommen mit Freistößen – ob direkt oder als Flanke – fünf Treffer zu den acht Eckballtoren hinzu. Auf jeden Fall belegen aber diese Zahlen, dass die Standards wieder eine übergeordnete Rolle spielen dürften am Samstag. Zweimal dienten den Gladbachern Eckbälle als Dosenöffner in den Spielen gegen den Aufsteiger. Nun wird sich zeigen, ob das sogar ein drittes Mal klappen kann. Spiele mit so wenig Ertrag nach Ecken wie in Saarbrücken sind diese Saison schließlich eine Seltenheit für Borussia.