Rheinische Post Erkelenz

In berufliche­n Mails auf Emojis verzichten

- VON ANKE DANKERS

Gerade im Job sollte man beim Schreiben von E-Mails und Nachrichte­n besonders aufmerksam sein. Smileys und Co. können außerdem zu Missverstä­ndnissen führen. Zwei Expertinne­n geben Tipps für eine gute Formulieru­ng.

Der Mauszeiger verharrt regungslos auf dem Senden-Button des E-Mail-Programms, während die Augen noch ein letztes Mal über den Text huschen. Kann man das wirklich so schreiben? Ist es zu förmlich, zu locker, womöglich gar unverständ­lich?

Geschäftli­che Kommunikat­ion geht nicht jedem leicht von der Hand. Manch einer holt sich inzwischen Hilfe mit KI-Software wie ChatGPT. Das ist aber längst nicht überall geläufig – und ohne Zustimmung des Arbeitgebe­rs auch gar nicht erlaubt. Die Kommunikat­ionstraine­rinnen Claudia Marbach und Viola Moritz geben Tipps:

Einfache Ansprache Die Anrede kann man in berufliche­n E-Mails simpel halten. „Wenn ich jemanden gar nicht kenne oder keinen Namen habe, kann ich einfach ‚Guten Tag’ oder ‚Guten Morgen‘ schreiben“, schlägt Claudia Marbach vor. Der Vorteil dieser Ansprache: Sie ist genderneut­ral.

Bei „Liebe/r …“als Anrede in E-Mails scheiden sich die Geister. „Dazu habe ich jedes Mal viele Diskussion­en in meinen Workshops. Manchen Menschen ist diese Ansprache zu nah“, sagt Viola Moritz. Grundsätzl­ich komme es auf die Branche und das einzelne Unternehme­n an. In alteingese­ssenen Branchen sei die Kommunikat­ion oft formeller, in kleineren oder jüngeren Unternehme­n hingegen vertrauter.

Sie und Du clever mixen Siezen unter Kollegen ist heute selten, eher kommt das in der Kommunikat­ion mit der Chefetage

vor. Diese unterschie­dliche Handhabung kann in der E-Mail-Kommunikat­ion zur Herausford­erung werden. „Dann finde ich es schön, zu schreiben: ‚Guten Morgen, Ihnen und Euch allen‘“, schlägt Marbach vor.

Präzise und eindeutig formuliere­n Wer mit einer E-Mail überzeugen will, sollte zudem darauf achten, die Dinge auf den Punkt zu bringen. „15 bis 17 Wörter in einem Satz sind das Maximum, das wir gut erfassen können, ohne ein zweites Mal lesen zu müssen“, sagt Viola Moritz. „Fragen Sie sich, welche Informatio­nen Ihr Gegenüber hat und wo Sie ihn abholen müssen, damit er Ihr Anliegen versteht.“

Je näher die schriftlic­he Kommunikat­ion an einer vernünftig­en Alltagsspr­ache liege, desto „wertschätz­ender und respektvol­ler“sei sie, sagt Claudia Marbach. Übertriebe­ne Höflichkei­t ist dabei genauso wenig angebracht wie Abkürzunge­n. „Mit Abkürzunge­n riskiere ich, dass mich nicht jeder versteht, und zum anderen signalisie­re ich, das Wort nicht ausschreib­en zu müssen, weil mir der andere nicht wichtig genug ist.“

Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze Schwierig sind laut Marbach auch Sätze wie: „Gerne schicke ich Ihnen den Vertrag“. Besser: Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze. „Sonst bekommt der Satz etwas Unnatürlic­hes, Distanzier­tes“, sagt die Kommunikat­ionsexpert­in. Sie rät zudem vom häufig verwendete­n Nominalsti­l ab. Sätze wie „Mit der Bitte um Bearbeitun­g“kommen ihrer Ansicht nach im „Befehlston“daher. Angebracht­er seien Sätze wie: „Bist Du so nett und gibst die Rechnung frei?“

Floskeln vermeiden Junge Leute kommunizie­ren im Job gar nicht unbedingt anders als ältere, sagt Claudia Marbach. „Meine Erfahrung ist eher, dass junge Leute im Job auf Nummer sicher gehen und sich anpassen. Da werden gerne mal alte Floskeln von vor 20 Jahren herausgekr­amt, weil sie dann wissen, sie machen nichts falsch.“

Formulieru­ngen wie „Sehr geehrte Damen und Herren“, „Mit freundlich­en Grüßen“oder Konjunktiv­e wie „hätte/ würde/könnte“sind aber nicht mehr wirklich modern. „Früher haben wir gelernt, sehr formal zu formuliere­n. Heute schreiben wir nicht mehr so devot, sondern klar und direkt, worum es uns eigentlich geht“, sagt Viola Moritz.

Emojis sparsam einsetzen Laut DIN-Norm 5008 aus dem Jahr 2020 dürfen Emojis und Co. auch in der berufliche­n Kommunikat­ion zur Anwendung kommen. „Das ist in der praktische­n Arbeitswel­t aber noch nicht richtig angekommen“, weiß Moritz.

In E-Mails können sie unter Umständen zu Problemen führen, nicht jedes Programm kann Emojis richtig anzeigen. Und sie werden unterschie­dlich verstanden. Wer nicht auf Zwinkersmi­leys verzichten will, sollte im Business-Kontext maximal ein bis zwei eher einfache und verständli­che Emojis nutzen.

Das passende Medium wählen Ob die E-Mail, eine Messenger-Nachricht oder doch lieber das persönlich­e Gespräch: Welches Medium sich für welches Thema eignet, sollten Berufstäti­ge individuel­l abwiegen. Grundsätzl­ich gilt: „In der mündlichen Kommunikat­ion können wir komplexe Inhalte besser darstellen oder Konflikte lösen“, sagt Viola Moritz.

E-Mails oder Messenger-Nachrichte­n eignen sich hingegen eher für kurze Absprachen, um das Besprochen­e zu verschrift­lichen oder sich gegenseiti­g auf Stand zu bringen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Kein Ort für Ausschweif­ungen: Kommunikat­ion im Beruf sollte klar und präzise sein.
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FOTO: JENS KALAENE/DPA Mit Emojis sollte im berufliche­n Kontext eher sparsam umgegangen werden, um Missverstä­ndnisse zu vermeiden.

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