Viel Ironie, Wortwitz und Dichtkunst mit Lars Redlich
(kl) Das Mitleid war ihm gewiss: Als doppeltes Lehrerkind stand er nicht auf der Sonnenseite des Lebens, seinen Berufswunsch Opernsänger konnte er sich mangels Sprachkenntnissen nicht erfüllen, das Lehramtsstudium mit den Schwerpunkten Musik und Sport konnte ihn nicht zufriedenstellen. Was tun? Kurzerhand wurde er diplomierter Bühnendarsteller mit einer Ausbildung an der Universität der Künste Berlin in Schauspiel, Gesang und Tanz. Hauptrollen in Musicals und Auftritte im Fernsehen folgten. Jetzt macht er sich mit seiner Musik-Comedy-Show bundesweit einen Namen.
Der 43-jährige Lars Redlich spielt Gitarre und Klavier, singt und tanzt und unterhält mit Wortwitz zwei Stunden lang sein Publikum auf angenehme Weise. Auch in der ausverkauften Erkelenzer Stadthalle wusste der mit vielen Comedyund Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Komödiant seine Zuhörer kurzweilig zu unterhalten und zu verblüffen, wenn er etwa aus dem Stegreif heraus Lieder interpretierte oder aus einigen Schlagworten wie Salmiakpastillchen und Währungshüter einen Text konstruierte, den er wunschgemäß im Hiphop-Stil präsentierte.
Eine Prise Willy Astor, ein wenig Bernd Stelter, einen Funken Rainald Grebe, sogar einen Hauch Freddie
Mercury – Redlich bleibt dennoch unverkennbar Redlich, er wirbelt über die Bühne, mixt gekonnt Parodie und Ironie, Wortwitz und Dichtkunst, musiziert und schauspielert ohne Unterlass. Sein Programm hat viele Höhepunkte, wenn er etwa über Deutsche im Urlaub lästert: „Deutsche meckern einfach gerne, besonders in der Ferne“oder eine Arie aus „Carmen“in einem französisch-spanisch-italienischem Kauderwelsch in einer Tonlage zum Besten gibt, die manche Sopranistin staunen ließe.
Man habe ihm gesagt, in Erkelenz gebe es ein anspruchsvolles, gebildetes und intelligentes Publikum. Er stellt es mit seinem Lied über seine zukünftige vegane Ex-Freundin auf die Probe, der er seine Wohnung präsentiert, die mit Aquarium, Ledersofa und Hirschgeweih keineswegs vegan ist. „Immer wenn sie zum Yoga geht, gehe ich fremd in einer stillgelegten Wurstfabrik.“Das Liebeslied „für die braune Granate Mandy aus Sachsen“endet mit dem Fiasko: „Mandy brach mir das Herz und ihr Freund mir die Knochen.“Da blieb Redlich zum Trost nur die philosophische Abhandlung über die verlorene Socke, die zuletzt vor dem Schleudergang in der Waschmaschine gesichtet wurde. Der Schokoladen-Osterhase Nase hat es ihm angetan, insbesondere deshalb, weil er seit 23 Jahren eine ständige Wiedergeburt als Nikolaus und dann als Osterhase erlebt.
„Ist das alles echt?“, fragt Redlich singend zum Abschluss – und wird zu Florian Silbereisen mit Dauergrinsen und Playback. Er nimmt das Showgeschäft und damit sich selbst nicht tierisch ernst getreu dem Titel seiner Show „Lars but not least“.