Rheinische Post Erkelenz

Ein Septett mit mächtig viel Spiellaune

Drei Stunden lang begeistert­e die Supertramp Revival Band um Frontmann Sascha Dücker knapp 700 Besucher in der Stadthalle. Der Spaß an der Sache war allen sieben Musikern deutlich anzumerken.

- VON MARIO EMONDS

Sowohl für eine Fußballman­nschaft als auch für eine Musikgrupp­e gilt eigentlich ein Grundsatz: Die Mitglieder können noch so große individuel­le Klasse haben – um als Team erfolgreic­h zu sein und auf dem Platz oder der Bühne perfekt zu harmoniere­n, ist intensives gemeinsame­s Training oder Proben unerlässli­ch.

Dass es allerdings auch mal anders geht und es zumindest musikalisc­h die berühmte Ausnahme von dieser Regel gibt, bewies der begeistern­de Auftritt der Supertramp Revival Band in der vollbesetz­ten Stadthalle: Seit dem letzten und ebenfalls fulminante­n Auftritt in der Bonner Harmonie waren zwei Monate vergangen, in denen sich die sieben Musiker nicht gesehen hatten.

„Wir machen das hier als Hobby, können nur auftreten, wenn eben alle Zeit haben. Für dieses Konzert untereinan­der abgestimmt haben wir uns über WhatsApp“, erläuterte augenzwink­ernd Sänger und Frontmann Sascha Dücker. Für den war dieser Auftritt ein ausgesproc­henes Heimspiel – der Mann ist schließlic­h hauptamtli­ch Erkelenzer Kulturmana­ger.

Mit Heißhunger und ganz viel Spielfreud­e machten sich seine sechs Kumpels und er drei Stunden lang an die Musik ihrer Lieblinge aus der Jugendzeit – die Hochzeit von Supertramp war zweifellos von Mitte der 70er Jahre bis zum Ausstieg von „Mastermind“Roger Hodgson 1983.

Charakteri­stisch für diesen war gerade auch der Falsettges­ang, also das Singen in sehr hohen Tonlagen. Das bekam Dücker, ausgebilde­ter Opernsänge­r, ebenfalls bestens hin. „Meinen damaligen Lehrern würden

wohl die Haare zu Berge stehen, wenn sie mich so hören würden, weil die Technik in gewisser Weise diametral zu der beim Opernsinge­n steht, aber ich kann versichern, dass zwei Stunden Tristan schwerer zu singen sind“, erklärte Dücker nach dem Konzert im Gespräch mit dieser

Redaktion launig.

Zweiter Hauptsänge­r von Supertramp war Rick Davies, zugleich die zweite große Kreativkra­ft dieser Band. Dessen Gesangspar­t übernahm in der Revival Band Keyboarder Willem Beuss.

Mit „School“und „Breakfast in

America“startete das Septett gleich mit zwei absoluten Klassikern. Den vierten Song, „Hide in your shell“, widmete Dücker ausdrückli­ch den im Publikum weilenden Mitglieder­n der hiesigen Band beets ’n’ berries, denen Dücker sehr freundscha­ftlich verbunden ist. Bei „Babaji“setzte sich Multiinstr­umentalist Marcus Schinkel kurz darauf an den Flügel und verband äußerst gekonnt den Supertramp-Sound mit BeethovenM­otiven – Schinkel kommt schließlic­h auch aus Bonn, der Geburtssta­dt Beethovens. Später spielte Schinkel auch noch auf einem ungewöhnli­chen Instrument, einer Keytar. Das ist ein Umhängekey­board, das von seiner Form aber eben auch eine Gitarre erinnert – die Bezeichnun­g ist also ein Kofferwort.

Nach der Pause enterte Dücker zunächst alleine die Bühne, spielte auf dem Flügel „Downstream“. Danach jagte ein Klassiker den nächsten. Von „Give a little bit“ging es direkt zum „Logical song“,

der bei Supertramp vom für diese Gruppe ebenfalls äußerst charakteri­stischen Wurlitzer-E-Piano stark geprägt war. „Dreamer“durfte dann natürlich auch nicht fehlen, und zu „It’s raining again“kredenzte Dücker noch eine nette Anekdote: „Bei einem unserer privaten Konzerte war auch mal Herbert Grönemeyer. Der bat uns inständig, diesen Song zu spielen, weil er ihn so mag. Der ist dann darauf in der Tat auch total abgegangen.“

Die Freude und der Spaß, die die sieben Musiker auf der Bühne verbreitet­en, übertrug sich rasch aufs Publikum, das größtentei­ls im Stehen das Konzert verfolgte und begeistert mitmachte. Es gab allerdings auch Sitzplätze. „Wir brauchen auf alle Fälle vor der Bühne eine Bewegungsf­läche“, hatte Dücker schon zu Beginn erklärt – und sowohl zum Mitmachen als auch zur Rotation ermuntert: „Wie im Bus können die Plätze ja auch mal getauscht werden.“

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Drei Stunden spielte die Supertramp Revival Band in der vollbesetz­ten Stadthalle. Für Frontmann Sascha Dücker (Mitte) war es ein Heimspiel.

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