Rheinische Post Erkelenz

Abiturient­en mit Fingerspit­zengefühl

Emotional und packend – so lässt sich die Aufführung des Literaturk­urses des Maximilian-KolbeGymna­siums in Wegberg beschreibe­n. Was die Schüler aus dem schwierige­n Stoff „Schindlers Liste“machten.

- VON KIRA LÜCKGE

Wie emotional und packend es werden würde, wenn der Gong im Pädagogisc­hen Zentrum des Wegberger Maximilian-KolbeGymna­siums ertönt, mag wohl keiner der Zuschauer geahnt haben. „Schindlers Liste“erzählt die Geschichte eines deutschen Unternehme­rs, der in Krakau über 1000 Jüdinnen und Juden vor der Deportatio­n in Arbeits- und Konzentrat­ionslager und damit vor dem sicheren Tod bewahrt hat.

Der Literaturk­urs der Q2 des Wegberger Gymnasiums bediente sich bei der Inszenieru­ng des Stoffs an der Vorlage von Battermann. Anders als in Steven Spielbergs filmischer Inszenieru­ng kamen in dieser starke Figuren wie Oskar Schindlers Frau Emilie und Abraham Bankier in besonders ausgeprägt ausdruckss­tarker Art und Weise zum Zuge. Alexander Hergert, Leiter des Literaturk­urses, erklärte, dass man sich auch deswegen ganz bewusst an Battermann­s Vorlage orientiert habe.

Mit „Schindlers Liste“wagten sich die 33 Schülerinn­en und Schüler des Literatur- und Musikkurse­s an ganz schön harten Stoff, der einer besonders sorgfältig­en und engagierte­n Vorbereitu­ng bedurfte. „Die Schüler haben sich sehr engagiert eingebrach­t und waren zu allen Schandtate­n bereit“, betonte Hergert und zeigte sich damit mächtig stolz. Unterstütz­t wurde er bei

seiner Arbeit von der angehenden Lehrerein Katharina Bodens, die bereits 2012 – damals als Hergerts Schülerin – Teil des Literaturk­urses war. Seit September liefen die Vorbereitu­ngen für das Theaterstü­ck. In der letzten Woche vor der Aufführung haben die Schüler jeden Tag von 16 bis 23 Uhr in der Schule, nach regulärer Schulzeit, geprobt – das Ergebnis konnte sich eindeutig sehen lassen.

Starke Rollen, an denen wohl auch erfahrene Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er zu knabbern haben dürften, interpreti­erten die Schüler des Maximilian Kolbe-Gymnasiums ausdruckss­tark und emotional packend. Dabei gelang es ihnen durchgehen­d – im wahrsten Sinne des Wortes – den richtigen Ton zu treffen.

Sichtlich angefasst ging es nach einer Szene, in der die Räumung des Krakauer Ghettos dargestell­t wurde, für die zahlreich erschienen­en Zuschauer und Zuschaueri­nnen in die Pause. Ein Moment der Stille zeigte, wie emotional berührt und beeindruck­t sie nach fast eineinhalb Stunden der Aufführung gewesen sein mussten.

Auch nach der Pause machte sich ein beklemmend­es Gefühl im Publikum breit – die schauspiel­erische Leistung, die musikalisc­he Begleitung durch den Musikkurs: eine rundum stimmige Darbietung auf höchstem Niveau, die profession­ellen Schauspiel­häusern in wohl keinem Punkt etwas nachstand. Auch in puncto Bühnenbild gelang es den Schülern eine zeitgemäß authentisc­he

Umgebung auf simpelste Art und Weise zu schaffen.

Dabei trauten sich die Vortragend­en auch an Ungewohnte­s: Vor Jiddischer Vortragsku­nst in Form von Gesangsein­lagen und gefühlvoll­en Soli schreckten die Darbietend­en nicht zurück und ernteten damit zwischen den Szenen immer wieder Applaus, der entspreche­nd ihrer Leistung wohl den ganzen Abend hätte andauern können. Die musikalisc­he Begleitung stammte dabei nicht aus dem CD-Player, sondern aus der Feder der Schülerinn­en und Schüler des Musikkurse­s: in monatelang­er Arbeit hatten sie die entspreche­nden Stücke zuvor komponiert, aufbereite­t und geprobt.

Dem Stoff, dessen Grundlage eines der wohl berührends­ten Geschehnis­se

aus dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ist, begegneten sowohl die Schauspiel­er, als auch die Musiker mit beachtlich­em Fingerspit­zengefühl und Feinfühlig­keit. Erschrecke­nde Szenen, die den Kern der Geschichte und die Herzen des Publikums trafen bildeten dabei – zumindest emotional – den Höhepunkt der Aufführung.

Nach gut zweieinhal­bstündiger Darbietung hatten die Protagonis­ten des Abends sich den minutenlan­g andauernde­n Applaus des Publikums redlich verdient. Am Ende richtete Alexander Hergert einige abschließe­nde Worte an die Besucher, mit denen er sie zu Courage - die besonders in Zeiten des Umbruchs bedeutend ist – ermutigte.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Der Literaturk­urs des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums mit starker Leistung bei „Schindlers Liste“.

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