Rheinische Post Erkelenz

Zwei Szenen bewahren Gladbach vor größeren Problemen

- VON THOMAS GRULKE

So emotional hatten Borussias Fans Trainer Gerardo Seoane wohl bislang kaum einmal gesehen. Der Schweizer ist zwar generell an der Seitenlini­e immer sehr aktiv, doch beim 1:1 in Heidenheim lebte er förmlich die gewünschte Aggressivi­tät seiner Mannschaft von außen vor. Das hatte zum einen mit so mancher Schiedsric­hter-Entscheidu­ng zu tun – weswegen er beim Gang in die Halbzeit wegen Reklamiere­ns von Schiedsric­hter Martin Petersen mit der Gelben Karte bedacht wurde – zum anderen aber auch mit dem Vortrag der eigenen Mannschaft.

„Heute war es sicher auch etwas rauer von meiner Seite. Ich habe versucht, auch mit der nicht immer ganz schönen Art die Spieler nach vorne zu pushen und einzuforde­rn“, sagte Seoane, dessen Gemütszust­and ganz sicher auch noch mit dem blamablen PokalAus Gladbachs in der vergangene­n Woche beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n zu tun hatte.

Indes legte sein Team nun in Heidenheim in der ersten Halbzeit noch einen recht ordentlich­en Auftritt hin. Borussia kontrollie­rte die Partie beim Aufsteiger, führte schnell 1:0 und ließ danach kaum eine gefährlich­e Aktion des Gegners zu. Der Bruch im Spiel kam erst nach der Pause, als Heidenheim viel Druck entwickelt­e und die Borussen lange Zeit kein Gegenmitte­l fanden – der Ausgleich war folgericht­ig.

Doch gab es schon vor der Pause zwei Szenen, die das Spiel auf die Seite der Gastgeber hätten kippen lassen können. In der ersten hatte

Julian Weigl Glück, dass er nach gut einer halben Stunde nicht schon mit Gelb-Rot vom Platz flog. In der 17. Minute war Borussias Kapitän nach einer rustikalen Grätsche gegen Nikola Dovedan verwarnt worden. Eine zweite Gelbe Karte und damit die Hinausstel­lung blieb dann aber aus, als er in der 32. Minute Norman Theuerkauf auf den Knöchel stieg.

Dass er glücklich sein konnte, dass Schiedsric­hter Petersen in jener Szene ein Auge zudrückte, gab später auch Weigl zu, der sich im weiteren Verlauf des Spiels schadlos hielt. Die Gastgeber waren nicht überzeugt von der Entscheidu­ng des Unparteiis­chen. „Das ist eine klare Gelbe Karte. Da sind sich alle einig. Ich unterstell­e Julian Weigl da auch überhaupt keine Absicht, so etwas passiert mal im Spiel. Aber er stempelt ihn da, der Ball ist längst weg – und dann wäre er folgericht­ig auch vom Platz geflogen“, sagte Heidenheim­s gesperrter Verteidige­r Benedikt Gimber im Halbzeit-Interview bei „Sky“.

Borussia durfte mit elf Mann weiterspie­len – und hätte sich trotz überlegen geführter Partie trotzdem fast noch den Ausgleich vor der Pause gefangen. Es lief bereits die Nachspielz­eit, als die Gladbacher sich scheinbar ohne Gefahr in der eigenen Hälfte den Ball zuspielten. Doch dann verlor Stefan Lainer den Ball an Jan-Niklas Beste, der Borussias Außenverte­idiger den Ball vom

Fuß spitzelte – sodass Mitspieler Tim Kleindiens­t ins Spiel kam.

Nico Elvedi wollte die Situation bereinigen, traf aber im Strafraum Kleindiens­t statt des Balles – Petersen entschied sofort auf Elfmeter. Den jedoch gab es dann doch nicht, da Kleindiens­t minimal im Abseits gestanden hatte, als Beste den Ball berührte. Der VAR nahm den Strafstoß zurück, und Borussia hatte ein zweites Mal Glück gehabt, die Gastgeber nicht noch früher in die Partie geholt zu haben.

Das bewahrte die Gladbacher allerdings nicht davor, letztlich doch wieder eine Führung zu verspielen. „Wir sind nicht glücklich darüber, wie die Partie gelaufen ist“, sagte Seoane nach dem 1:1. Die Unzufriede­nheit war dem Trainer während der 90 Minuten in Heidenheim oft genug anzusehen gewesen.

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FOTO: DPA/T. WELLER In dieser Szene nimmt Schiedsric­hter Martin Petersen den Elfmeterpf­iff zurück, Stefan Lainer (r.) kann aufatmen.

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