Wenn Gewalt verherrlicht wird
Für die RAF-Terroristin Daniela Klette finden Demos statt. Geht’s noch?
Kreuzberg ist ja einiges gewohnt: Belagerungszustände wegen besetzter Häuser, Verfolgungsjagden auf offener Straße, kriegsähnliche Zustände am 1. Mai. In diesem Monat kommt noch etwas obendrauf: Demonstranten ziehen durch Berlins Stadtteil, um ihre Solidarität mit der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette zu zeigen. „Stoppt den Staatsterrorismus – Solidarität mit den Untergetauchten und Gefangenen“lautete das Motto Anfang März, rund 600 Menschen kamen. Am Sonntag demonstrierten in Vechta etwa 35 Menschen für Solidarität mit Klette. In Köln wurde am Montagmorgen der Eingangsbereich des Justizgebäudes mit rosa Farbe besprüht. Daneben prangte die Forderung „Freiheit für Daniela“mit Hammer und Sichel,
Symbol des Kommunismus.
Zur Erinnerung: Mit Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Wilhelm Staub (69) war die 65 Jahre alte Klette vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote-Armee-Fraktion an, die bis 1991 Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.
Gegen alle drei bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Sie wurden beziehungsweise werden außerdem wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde. Bei der Durchsuchung der Wohnung war die Polizei unter anderem auf eine Granate und Sprengmittel gestoßen – wohlgemerkt in einem Haus mit vielen weiteren Wohnungen.
Es gibt da nichts zu verklären und auch nichts zu relativieren. Man wünscht sich, dass die Demonstranten auch an die Familien der Opfer denken. Und auch wenn die aktuellen Fotos an spießige Milieus in Hinterhäusern denken lassen: Gewaltverherrlichung ist ein Problem – ganz links und ganz rechts.