Rheinische Post Erkelenz

Die Union wil das Bürgergeld umkrempeln

Ein neuer Name ist geplant. Die Sanktionen sollen massiv verschärft werden, bis hin zur Streichung.

- VON HAGEN STRAUSS

Das Konzept hat es in sich. Die Union will das Bürgergeld komplett umkrempeln. CDU-Generalsek­retär Carsten Linnemann befand am Montag in Berlin, allein der Begriff führe in die Irre und suggeriere, „als ob es jedem Bürger zusteht“. Der Plan sei ein zentraler Baustein einer „Agenda 2030“, die man vorbereite. Der Vorsitzend­e des CDU-Arbeitnehm­erflügels (CDA), Nordrhein-Westfalens Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann, betonte, in der derzeitige­n wirtschaft­lichen Situation gebe es eine abnehmende Akzeptanz des Bürgergeld­es. Das hänge auch damit zusammen, dass der normale Bürger merke, dass es einen Arbeitskrä­ftemangel gebe. Auf der anderen Seite bekomme man die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt nicht gut hin. Das soll sich ändern – was die Union plant.

Neuer Name Aus dem Bürgergeld soll nach dem Willen der Union die „Neue Grundsiche­rung“werden. In dem Papier heißt es: „Der Name Bürgergeld führt in die Irre und ist Ausdruck des politische­n Konzepts eines bedingungs­losen Grundeinko­mmens. Dieses Konzept lehnen wir klar ab. Deshalb werden wir das Bürgergeld in Neue Grundsiche­rung umbenennen und das Bürgergeld in der jetzigen Form abschaffen.“

Schärfere Sanktionen „Jeder, der arbeiten kann, sollte auch einer Arbeit nachgehen“, heißt es im Papier: „Lehnt ein arbeitsfäh­iger Grundsiche­rungsempfä­nger ohne sachlichen Grund eine ihm zumutbare Arbeit ab, soll zukünftig davon ausgegange­n werden, dass er nicht bedürftig ist.“Im Konzept werden diese Menschen „Totalverwe­igerer“genannt: „Ein Anspruch auf Grundsiche­rung besteht dann nicht mehr.“Kinder und Partner sollen nicht unter dem Verhalten leiden. Laumann räumte aber ein, es handle sich bei „Totalverwe­igerern“um „eine ganz, ganz kleine Zahl“. Es gebe aber eine Debatte darüber, ob es richtig sei, „dass jemand, der nicht arbeitet, trotzdem eine Leistung bekommt“. Der Begriff stamme zudem vom Bundesverf­assungsger­icht.

Klare Terminpfli­cht

Künftig soll jeder, der zu Terminen ohne sachlichen Grund mehr als einmal nicht erscheint, zunächst keine Leistungen mehr bekommen. „Diese einbehalte­nen Leistungen sollen erst dann ausgezahlt werden, wenn der Gesprächsf­aden wieder aufgenomme­n wird“, fordert die Union. Nach drei Monaten ohne Kontakt zum Jobcenter soll dann davon ausgegange­n werden, dass keine Hilfsbedür­ftigkeit mehr vorliegt. Allerdings müsse man dann „auch gucken, was ist denn bei dem wirklich zu Hause los“, sagte Laumann.

Abschaffun­g der Karenzzeit

Wer Vermögen hat, soll nicht mehr auf Solidaritä­t hoffen können. Die bestehende Karenzzeit von zwölf Monaten möchte die CDU abschaffen. Ab dem ersten Tag in der Grundsiche­rung soll es eine Vermögensp­rüfung geben. Die Grenzen für das Schonvermö­gen sollen abgesenkt und das Schonvermö­gen soll von der Zahl der Arbeitsjah­re abhängig gemacht werden. Auch sollen die Menschen früher aus „großem und teurem Wohnraum“rausmüssen. Gelingt das nicht, „dann muss es eben so bleiben, wie es ist“, meinte Laumann.

Mehr Arbeitsanr­eize

Die CDU will eine Reform der Hinzuverdi­enstgrenze­n, „damit die Menschen am

Ende des Monats tatsächlic­h mehr Geld in der Tasche haben“. Mit der Einführung des Bürgergeld­s sei das Gegenteil geschehen.

Integratio­n durch Arbeit

Bei Asylsuchen­den soll nicht zuerst auf Spracherwe­rb gesetzt werden. „Wir sind der Ansicht, dass fehlende Deutschken­ntnisse der Aufnahme von Arbeit je nach Branche und Berufen nicht per se entgegenst­ehen“, heißt es. Es soll mit der Vermittlun­g nicht darauf gewartet werden, bis Sprachkurs­e abgeschlos­sen sind.

Moderner Anpassungs­mechanismu­s

Weiterhin sollen die Regelsätze jährlich angepasst werden. Die Preisentwi­cklung würde dabei nach dem Willen der CDU nicht erst rückwirken­d berücksich­tigt werden: „Die historisch hohen Inflations­raten der letzten zwei Jahren haben jedoch zu unverhältn­ismäßigen Anpassunge­n und damit Akzeptanzp­roblemen in der Bevölkerun­g geführt. Solche Extreme wollen wir künftig verhindern.“

Schwerpunk­t Vermittlun­g

Ziel müsse die Vermittlun­g in Arbeit sein, so die Union. Die Beratungsd­ichte soll erhöht, die Fallbelast­ung reduziert werden. Außerdem sollen durch mehr Digitalisi­erung Verwaltung­sprozesse „massiv verschlank­t werden“.

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FOTO: DPA Karl-Josef Laumann bei der Pressekonf­erenz am Montag.

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