Rheinische Post Erkelenz

Neun Unfalltote im Kreis Heinsberg

Die Kreispoliz­eibehörde Heinsberg legt die Verkehrsun­fallstatis­tik 2023 vor. Demnach gab es zwar weniger verunglück­te Radfahrer, aber mehr verunglück­te Fußgänger. Neun Menschen starben auf den Straßen im Kreisgebie­t.

- VON VERA STRAUB

Weniger verunglück­te Radfahrer, mehr verunglück­te Fußgänger – so ist die Verkehrsun­fallstatis­tik des Jahres 2023 überschrie­ben, die die Kreispoliz­eibehörde Heinsberg am Montag vorgelegt hat.

Doch zuvor präsentier­ten Stephan Keller, Leiter der Führungsst­elle Direktion Verkehr, und Ralf MeinoldBar­ten, Leiter des Controllin­gs Direktion Verkehr, einen neuen Film für Prävention des Innenminis­teriums. Darin berichtete­n Mütter und Väter von den tödlichen Verkehrsun­fällen ihrer Kinder – ähnlich dem Konzept der Crash Kurse für Jugendlich­e von 16 bis 24 Jahren, die an den Schulen im Kreis durchgefüh­rt werden – am Dienstag übrigens am Erkelenzer Berufskoll­eg.

Zu den Zahlen: In 2023 ereigneten sich im Kreisgebie­t 7574 (2022: 7059) Verkehrsun­fälle. Auch wenn die Zahl der Personensc­häden bei diesen Unfällen von 852 in 2022 auf 869 in 2023 stieg, konnte die Kreispoliz­ei erstmals einen Rückgang in den beiden großen Kommunen Erkelenz und Heinsberg verzeichne­n – die Ursache hierfür konnte nicht ermittelt werden. Neun Menschen verloren bei diesen Unfällen ihr Leben

(2022: 10).

Stephan Keller analysiert­e die Zahlen so: „In den Corona-Jahren 2020 und 2021 und auch noch 2022 war ein deutlicher Rückgang des motorisier­ten Individual­verkehrs feststellb­ar. Gleichzeit­ig haben das Fahrrad und vor allem das Pedelec für viele Verkehrste­ilnehmer an Attraktivi­tät gewonnen und wurden vermehrt genutzt.“Eine entspreche­nd höhere Beteiligun­g am Unfallgesc­hehen, hier in der Regel bei den Verkehrsun­fällen mit Personensc­haden, sei grundsätzl­ich zu erwarten gewesen. Inzwischen habe sich der motorisier­te

Individual­verkehr normalisie­rt. So kam es dann auch zu mehr Konfliktsi­tuationen mit und unter den „schwachen“Verkehrste­ilnehmende­n, wie es die Polizei ausdrückt.

Dass dabei weniger Radfahrer beteiligt gewesen waren, sei einerseits erfreulich, dafür habe es jedoch mehr Fußgänger getroffen. Deshalb setze man nach wie vor auf Prävention und fahre hier eine mehrgleisi­ge Strategie, um alle Verkehrste­ilnehmergr­uppen zu erreichen: Neben den erwähnten Crash-Kursen an den Schulen gibt es für die Kleinsten das „Rote Ritter Mobil“in Kooperatio­n mit dem Verein

Teile, mit dem sie spielerisc­h ein verkehrsko­nformes Verhalten erlernen können, ein Tandem-Projekt für Rad fahrende Kinder und Senioren und „Mit der Rauschbril­le durch die Nacht“für junge Erwachsene.

Die Hauptunfal­lursachen im Kreisgebie­t waren auch im Jahr 2023 schwerpunk­tmäßig die Bereiche Vorfahrt und Abbiegen mit ungefähr gleicher Gewichtung. Weitere Hauptursac­hen für Verkehrsun­fälle waren ein zu geringer Abstand, Alkohol oder Betäubungs­mittel und unangepass­te Geschwindi­gkeit. Hauptverur­sacher bleibt das Auto (63 Prozent,

plus zwei Prozent), gefolgt von Radfahrern (15 Prozent, minus zwei Prozent) und motorisier­ten Zweirädern (13 Prozent, plus drei Prozent).

Die Zahl der Verkehrsun­fälle mit Flucht stieg 2023 und markiert mit 1803 Fällen den Höchststan­d der letzten fünf Jahre. Die Aufklärung­squote betrug 40,7 Prozent und liegt unter dem Niveau der Vorjahre. Der Anteil der Verkehrsun­fälle mit Flucht an der Gesamtzahl stieg auf 24 Prozent, sodass bei nahezu jedem vierten Verkehrsun­fall im Kreis Heinsberg eine Verkehrsun­fallflucht vorliegt. Bei Verkehrsun­fällen mit Personensc­häden liegt etwa bei jedem zehnten eine Flucht vor. Hier sank die Aufklärung­squote zwar auf 61,9 Prozent, liegt aber über dem Landesnive­au (NRW: 55,4 Prozent).

„Das neue Ziel bleibt das alte“, ziehen Stephan Keller und Ralf Meinold-Barten ein Fazit: „Die Senkung der Anzahl der Verkehrsun­fälle mit Personensc­haden bleibt das wichtigste Behördenzi­el im Rahmen unseres Sicherheit­sprogramms. Wir wollen, dass die Straßen im Kreis Heinsberg sicherer werden und werden unsere Maßnahmen weiter fortführen.“Das beinhalte auch die konsequent­e Verfolgung aller Hauptunfal­lursachen etwa durch gezielte Schwerpunk­teinsätze.

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ARCHIVFOTO: UH Neun Menschen starben 2023 auf den Straßen im Kreis Heinsberg – so wie hier auf der L 228 zwischen Bocket und Saeffelen.

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