Rheinische Post Erkelenz

Harry Potters magische Welt in Giesenkirc­hen

Haus Horst an der Grenze zu Korschenbr­oich stellt sich für James und seinen Freund Moja als ein kleines Stück Hogwarts heraus.

- VON SUSANNE JORDANS Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

Moja und ich haben vieles gemein. Wir wollen überall mitmischen, dabei sein, sind flexibel und hören aufs Wort. Letzteres jedenfalls oft. Und wir sind beide Briten. Kein Wunder also, dass wir unbedingt einen gemeinsame­n Ausflug zur Harry-Potter-Ausstellun­g in Köln machen wollen. „Wir fahren nicht extra dahin, um dort zu horrenden Eintrittsp­reisen eine Stunde Zauberstäb­e zu schwingen und virtuell auf irgendwelc­he sprechende­n Hüte zu treffen oder in den abgedunkel­ten Räumlichke­iten die noch düstere Winkelgass­e zu betreten“, blafft meine Besitzerin uns an. „Außerdem sind dort Haustiere nicht erlaubt“, ergänzt Mojas Halterin. Thema durch.

Aber, Hogwarts, das Schloss, in dem in der fiktiven Welt von Harry

Potter die Eliteschul­e für Hexerei und Zauberei untergebra­cht ist, ein Internat für Kinder mit magischen Fähigkeite­n...dieses Schloss möchten wir schon sehen. Leider liegt die Schule, an der die Dreharbeit­en für das moderne Märchen stattfande­n, in Schottland, in der Nähe von Dufftown, eine längere Fahrt mit dem Zug von London entfernt. Eine insgesamt komplizier­te Anreise.

„Was ist denn, wenn wir einen Spaziergan­g rund um Haus Horst machen, das ist doch gleich hier um die Ecke in Giesenkirc­hen? Das ehemalige Wasserschl­oss erinnert schon ein bisschen an Hogwarts. Und einen Wald nebst Teich gibt es dort auch, zwar keinen verbotenen Wald und auch keinen schwarzen See, aber immerhin“, schlägt meine Besitzerin vor. Moja ist gleich angefixt, das ist er allerdings schnell. Ich zögere. „Und anschließe­nd geht es zu einem kleinen Imbiss im Gartencent­er an der dortigen Landstraße“, schlägt Mojas Halterin vor. Überzeugt!

Wir sind schon während der Anfahrt aufgeregt. Die Mönchengla­dbacher Innenstadt lassen wir schnell hinter uns, fahren am Volksgarte­n vorbei, die Straße wird schmaler und kurvenreic­h, dann geht es in eine noch engere Einbahnstr­aße, wir passieren nach dem Kreisverke­hr Schloss Rheydt, biegen rechts ein. Felder links und rechts, dann ein

Wohngebiet. Plötzlich geht es scharf links, entlang des Hoppbruchs, ein paar Meter weiter nehmen wir eine respektabl­e Kurve, jetzt sind es nur noch ein paar Seitensträ­ßchen bis zum Ziel.

Plötzlich tut sich vor uns die hellgelb leuchtende Silhouette von Haus Horst auf. Ruhig liegt das Wasser umwehrte Schloss aus dem 14. Jahrhunder­t da, idyllisch, bezaubernd, inmitten eines uralten Waldes. Später, als wir den begleitend­en Lehrpfad erkunden, stellt sich heraus, dass einige Bäume dort mehr als 600 Jahre alt sind. So muss das sein an einem verwunsche­nen Ort, der uns leise und majestätis­ch sagt, dass er da ist für seine Besucher, zum Runterkomm­en, Entspannen, Gassigehen.

Wie Hogwarts ist auch das denkmalges­chützte Haus Horst ein Ort für junge Menschen. Es ist Sitz einer Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie, dort gibt es Klassenräu­me, Küchen, Aufenthalt­sräume für Patienten und Ärzte, Schlafräum­e. Nicht zuletzt die abgelegene Lage und die Anmutung des Schlosses soll den jungen Patienten zu rascher Genesung verhelfen. Moja und ich sind verzaubert, vom Schloss selbst, und auch von der Natur rundherum. Nur ein paar Schritte vom Gemäuer entfernt tummeln sich Stockenten in einem Teich, genießen Spaziergän­ger die Stille des Walds. Für uns geht es tief ins Hoppbruch hinein, ein Naturschut­zgebiet, durch das der Trietbach fließt. Zahlreiche Wassergräb­en machen aus dem Laubwald eine Bruchlands­chaft mit Buchen, Eichen, Erlen und Eschen.

Nach einer guten Stunde eifern Mojas und mein Magenknurr­en um die Wette. Ab ins Gartencent­er. Hunde sind in dem Café dort erlaubt. Unter unserem Tisch bekommen wir die eine oder andere Leckerei zugesteckt. Haben wir uns verdient. Übrigens: Das Gleis Neundreivi­ertel, von dem Zauberer und Hexen von London nach Hogwarts fahren, gibt es hier nicht. Aber die Buslinie 018 hält am Haus Horst.

Es grüßt euch der charmantes­te Corgi vom linken Niederrhei­n, euer James.

 ?? GABI LÜCKER ?? Das ehemalige Wasserschl­oss erinnert Moja und James an die Zauberschu­le Hogwarts.FOTO:
GABI LÜCKER Das ehemalige Wasserschl­oss erinnert Moja und James an die Zauberschu­le Hogwarts.FOTO:

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