Rheinische Post Erkelenz

Wie Borussia die Länderspie­lpause nutzen muss

Die Länderspie­lpause gibt den Borussen Zeit, sich auf das Finale der Saison vorzuberei­ten – auf allen Ebenen. Wie Klub, Trainer und Team die nutzen können, um zu tun, was Offensivma­nn Robin Hack formuliert hat: „Punkte holen und wieder Positivitä­t in den

- VON KARSTEN KELLERMANN

Zeit ist ein seltenes Gut im Fußball. Doch gerade die braucht Borussia jetzt, da es darum geht, den Umbruch durchzuzie­hen. Die Gladbacher machen es sich nicht leicht dabei, es wäre mehr zählbarer Erfolg nötig, um die Sache mit mehr Ruhe angehen zu können. Das Pokal-Aus in Saarbrücke­n war ein enormer Schlag ins Kontor, wirtschaft­lich, sportlich, aber auch emotional, das bekamen Trainer Gerardo Seoane und seine Anvertraut­en beim 1:1 in Heidenheim zu spüren, als die Fans weitgehend den Support verweigert­en. Hack, derzeit der treffsiche­rste Borusse, lag nach dem Spiel auch in der Wortwahl richtig. Dauerhafte Entzweiung helfe nicht, sagte er zurecht. Er ist froh, dass nun die Länderspie­lpause ansteht. Denn die gibt, was meist fehlt im „normalen“Spielbetri­eb: Zeit eben.

„Es tut uns vielleicht mal ganz gut, das Ganze Revue passieren zu lassen und neue Kraft zu tanken. Dann greifen wir nach der Pause wieder an“, sagte der Produzent der letzten vier Gladbacher Tore. Und auch, was ab dem Spiel gegen den SC Freiburg, dem ersten von noch acht verblieben­en der Saison, passieren sollte: „Punkte holen und wieder Positivitä­t in den Verein bringen.“Das würde nichts weniger als eine Trendwende bedeuten. Genau dafür gilt es in der Bundesliga-losen Zeit die Grundlage zu schaffen. Auf allen Ebenen.

Der Klub Borussias Bosse sollten das Wording für die Saison überdenken und anpassen für das Finale – um die Saison nicht einfach nur austrudeln zu lassen. Platz zehn aufwärts, so hat Manager Roland Virkus nun die Ambitionen für die restlichen Spiele in Zahlen gegossen, das heißt: Es darf auch die Einstellig­keit sein. Platz acht könnte unter Umständen noch für Europa reichen, fünf Punkte sind es bis dahin, das ist keine Utopie. Nach unten absichern würde sich Borussia auch, wenn sie einfach nach oben klettert.

Erste Entscheidu­ngen zu präsentier­en für die neue Saison, wäre ebenfalls ein Signal, intern wie extern. Dass die Verpflicht­ung des Kieler Kapitäns Philipp Sander offiziell gemacht wird in den Tagen bis zum nächsten Spiel gegen den SC Freiburg, würde belegen, dass die personelle­n Umbaumaßna­hmen im Gange sind. „Die Gespräche laufen“, bestätigte Virkus im Hinblick auf die Personalie Sander schon in Heidenheim.

Der Trainer Gerardo Seoane betreibt stets Selbstrefl­exion. Er hat festgestel­lt, dass er emotionale­r sein muss an der Linie und hat das in Heidenheim umgesetzt. Nun hat er Zeit und Muße auf dem Trainingsp­latz, die er nutzen muss. Bislang ist der ständige Wechsel, personell wie systemisch, ein Merkmal Seoanes in Gladbach, nun ist es an der Zeit, sich etwas mehr festzulege­n und einen Hauptansat­z auszudiffe­renzieren. Dass dieser eher offensiv als defensiv ausgericht­et sein soll, schreibt schon die Borussia-DNA vor, Punkte durch eine Riegel-Taktik wie in Heidenheim goutieren die Gladbach-Fans nicht wirklich.

Seoanes Borussia darf gern deutlich mutiger werden. Nicht mehr nicht verlieren, sondern gewinnen, sollte das Motto sein, diesen Gedanken muss Seoane den Seinen einpflanze­n. Dass der Coach den üblicherwe­ise freien Montag kippte in der ersten Woche der Länderspie­lpause, ist durchaus auch als Signal an die Mannschaft zu verstehen.

Seoanes Ziel sollte es sein, das Team bis zum Saisonende so einzustell­en, dass es mit den dann anstehende­n personelle­n Veränderun­gen gut vorbereite­t in die nächste Saison gehen kann. Dazu gehört, dass Abläufe selbstvers­tändlicher werden, dass das Spiel der Borussen einen höheren Wiedererke­nnungswert hat. Seoane muss Borussia im neunten Monat seines Schaffens mehr zu „seiner“Borussia machen, um dann in seiner zweiten Saison als Trainer den nächsten Schritt machen zu können.

Das Team Personell wäre es wichtig, dass Tomas Cvancara, Alassane Plea und auch Kapitän Jonas Omlin so schnell wie möglich wieder bereit sind zumindest für den Kader, Omlin soll ja im Testspiel gegen Eupen erstmals wieder spielen. Vor allem der fußballeri­schen Qualität und der Torgefahr würde es guttun. Cvancara und Jordan Siebatcheu haben zusammen neun Ligatore erzielt, wenn es am Ende in Summe die 13 wären, die in der Vorsaison Marcus Thuram gemacht hat, wäre das der Beleg, dass „es sicherlich erfreulich ist, wie wir den personelle­n Aderlass in der Offensive kompensier­en konnten“, wie Sportdirek­tor Nils Schmadtke sagte.

Er gibt dem Kader auch gleich einen Aufgabenka­talog mit auf den Weg, an dem jetzt in der Länderspie­lpause gearbeitet werden kann. „Es bildet sich in einem Kader, aus dem in den zurücklieg­enden zwei Jahren zentrale Spieler und Persönlich­keiten ausgeschie­den sind, eine neue Hierarchie, eine andere Leistungsk­ultur und ein neuer Mannschaft­sgeist“, sagte Schmadtke im Doppel-Interview mit Virkus auf der Vereinshom­epage. All das voranzutre­iben und mit Leben zu füllen, sich auch noch mal klar zu machen, was es fußballeri­sch und emotional heißt, für einen Klub wie Gladbach zu spielen, ist Aufgabe des Teams.

Schmadtke formuliert­e indirekt auch den mittelfris­tigen Anspruch: „Das alles sind enorm wichtige Faktoren, um in einer – hinter der Spitzengru­ppe – ausgeglich­enen Liga zu den Mannschaft­en zu gehören, die eine sorgenfrei­e Saison mit Ambitionen nach oben spielen können.“Sich dem möglichst konkret schon anzunähern, sollte sich das Team vornehmen. Insgesamt darf die Mannschaft es auch mal etwas forscher angehen. Der erste konkrete Auftrag an Seoane und seine Mannschaft wird entspreche­nd des Mottos „Spiel für Spiel“sein: Am Ostersamst­ag (15.30 Uhr, Sky) Freiburg schlagen. Denn in Borussias Situation helfen nur Siege wirklich.

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pause Zeit, in Ruhe mit seinem
Team daran zu arbeiten, Borussia mehr zu „seiner“Borussia zu
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FOTO: DIRK PÄFFGEN Trainer Gerardo Seoane hat in der Länderspie­l pause Zeit, in Ruhe mit seinem Team daran zu arbeiten, Borussia mehr zu „seiner“Borussia zu machen.

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