Seoanes Plan mit Itakura ging auf
In Heidenheim wechselte Borussias Trainer Gerardo Seoane seinen designierten Abwehrchef Ko Itakura auf der Sechs ein. Weitere defensive Wechsel folgten und hatten positive Effekte – das war nicht immer so.
Als Ko Itakura in Heidenheim nach 70 Minuten Florian Neuhaus ablöste, gingen viele Beobachter von einer Systemänderung in der Abwehr aus. Nachdem Borussia in einem 4-3-3 gespielt hatte, sprach nun alles für den Wechsel auf eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette – fast alles. Denn Itakura kann nicht nur in der Innenverteidigung spielen, der Japaner ist ebenso im defensiven Mittelfeld auf der Sechs beheimatet, auch wenn er das bei Borussia bislang selten zeigen durfte, seitdem er im Sommer 2022 nach Gladbach kam.
Am Samstag kam es mal wieder dazu, Itakura rückte nicht in die letzte Reihe, sondern postierte sich neben Julian Weigl – womit sich eine bei Trainer Gerardo Seoane selten gewordene Doppelsechs bildete. „Die Idee bestand darin, vor der Kette noch einen kopfballstarken Spieler mehr zu haben bei gegnerischen Standards“, erklärte Seoane auf Nachfrage unserer Redaktion – der in der Schlussphase trotzdem noch auf Fünferkette umstellte.
Denn wenige Minuten nach Itakura kam auch Marvin Friedrich in die Partie, er bildete mit Nico Elvedi und Max Wöber das zentrale AbwehrBollwerk – flankiert von Joe Scally und dem ebenfalls eingewechselten Luca Netz auf den Seiten sowie Weigl und Itakura davor. Borussia wählte für die Schlussviertelstunde beim Stand von 1:1 einen sehr defensiven Ansatz, doch hatten die Entscheidungen Seoanes letztlich auch
Auswirkungen für das Offensivspiel. Gladbach: Am Ende wieder mehr Spielkontrolle
Zumindest gewannen die Gladbacher nach den personellen und taktischen Wechseln etwas von der Spielkontrolle zurück, die sie in der ersten Halbzeit gehabt hatten. So kamen sie gegen Ende des Spiels nochmals zu eigenen Abschlüssen und Standards. Davon war in der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit kaum mehr etwas zu sehen gewesen. Da drückte Aufsteiger Heidenheim die Borussia tief in die eigene Hälfte.
„Wir haben da noch Mühe, das Gefühl dafür zu entwickeln, was in so einer Situation notwendig ist: Mal mit einer anderen Idee hinten rauszuspielen oder sich wieder in der gegnerischen Platzhälfte festzusetzen“, sagte Seoane. Des Öfteren in der Saison hatte er zudem monieren müssen, dass das Managen der eigenen Führung nicht gelungen sei. Es ist ein immer wiederkehrendes Problem, dass Gladbach ins Schwimmen gerät und zu passiv wird, wenn der Gegner mit vielen langen Bällen, Hereingaben und Standards Druck ausübt.
Insofern waren die Einwechslungen Itakuras und Friedrichs ein Gewinn für die Borussen, die mit der defensiveren Ausrichtung wieder stabiler wurden und sich aus der Umklammerung lösten. Nicht immer war dieser Ansatz von Erfolg gekrönt. Beim 3:3 in Freiburg beispielsweise hatte Seoane in der zweiten Halbzeit – bei einer 3:1-Führung – überwiegend defensiv gewechselt. Damals konnte sie den Druck der Gastgeber damit nicht abfedern, vielmehr fehlte es am Ende gänzlich an Entlastung, der ganz späte Ausgleich war die Folge. Borussia: Aktiveres Verteidigen ging gegen Köln schief
Doch zur Gladbacher Saison passt, dass der umgekehrte Plan auch schon nicht aufging. So hatte Borussia vor einer Woche beim 3:3 gegen Köln auch nach der 3:2-Führung in der gegnerischen Hälfte aktiv verteidigt. Der Schlüssel zum Erfolg war es nicht. Nun in Heidenheim gingen die Wechsel auf, doch sollte und wird dies nicht immer das richtige Mittel sein. Seoane wird die Ausrichtung in Taktik und System weiterhin flexibel handhaben.
„Heutzutage sollte jeder im Profifußball mehrere Systeme spielen können“, wollte Mittelfeldspieler Florian Neuhaus am Samstag die häufigen Wechsel auf keinen Fall als Ausrede gelten lassen. In seinem Mannschaftsteil hatte es vor dem Anpfiff in Heidenheim keinen Tausch gegeben, im Gegensatz zur Abwehr: In Stefan Lainer, Max Wöber und Joe Scally kamen im Vergleich zum Pokalspiel in Saarbrücken gleich drei neue Spieler, verbunden mit dem Wechsel auf die Viererkette.
Später kamen zwei weitere Innenverteidiger und ein Außenverteidiger in die Partie – hinaus ging dafür gleichzeitig nur ein Außenverteidiger. Itakuras Einsatz auf der Sechs machte es möglich. „Das kann auch zukünftig eine Lösung sein“, sagte Seoane. An Optionen mangelt es ihm nicht. Nur müssen die Pläne häufiger aufgehen. In Heidenheim halfen die Wechsel, die Wucht des Gegners bei Flanken und Standards einzudämmen. Gladbachs Bollwerk erfüllte in der Schlussphase seinen Zweck.