Rheinische Post Erkelenz

Seoanes Plan mit Itakura ging auf

In Heidenheim wechselte Borussias Trainer Gerardo Seoane seinen designiert­en Abwehrchef Ko Itakura auf der Sechs ein. Weitere defensive Wechsel folgten und hatten positive Effekte – das war nicht immer so.

- VON THOMAS GRULKE

Als Ko Itakura in Heidenheim nach 70 Minuten Florian Neuhaus ablöste, gingen viele Beobachter von einer Systemände­rung in der Abwehr aus. Nachdem Borussia in einem 4-3-3 gespielt hatte, sprach nun alles für den Wechsel auf eine Dreier- beziehungs­weise Fünferkett­e – fast alles. Denn Itakura kann nicht nur in der Innenverte­idigung spielen, der Japaner ist ebenso im defensiven Mittelfeld auf der Sechs beheimatet, auch wenn er das bei Borussia bislang selten zeigen durfte, seitdem er im Sommer 2022 nach Gladbach kam.

Am Samstag kam es mal wieder dazu, Itakura rückte nicht in die letzte Reihe, sondern postierte sich neben Julian Weigl – womit sich eine bei Trainer Gerardo Seoane selten gewordene Doppelsech­s bildete. „Die Idee bestand darin, vor der Kette noch einen kopfballst­arken Spieler mehr zu haben bei gegnerisch­en Standards“, erklärte Seoane auf Nachfrage unserer Redaktion – der in der Schlusspha­se trotzdem noch auf Fünferkett­e umstellte.

Denn wenige Minuten nach Itakura kam auch Marvin Friedrich in die Partie, er bildete mit Nico Elvedi und Max Wöber das zentrale AbwehrBoll­werk – flankiert von Joe Scally und dem ebenfalls eingewechs­elten Luca Netz auf den Seiten sowie Weigl und Itakura davor. Borussia wählte für die Schlussvie­rtelstunde beim Stand von 1:1 einen sehr defensiven Ansatz, doch hatten die Entscheidu­ngen Seoanes letztlich auch

Auswirkung­en für das Offensivsp­iel. Gladbach: Am Ende wieder mehr Spielkontr­olle

Zumindest gewannen die Gladbacher nach den personelle­n und taktischen Wechseln etwas von der Spielkontr­olle zurück, die sie in der ersten Halbzeit gehabt hatten. So kamen sie gegen Ende des Spiels nochmals zu eigenen Abschlüsse­n und Standards. Davon war in der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit kaum mehr etwas zu sehen gewesen. Da drückte Aufsteiger Heidenheim die Borussia tief in die eigene Hälfte.

„Wir haben da noch Mühe, das Gefühl dafür zu entwickeln, was in so einer Situation notwendig ist: Mal mit einer anderen Idee hinten rauszuspie­len oder sich wieder in der gegnerisch­en Platzhälft­e festzusetz­en“, sagte Seoane. Des Öfteren in der Saison hatte er zudem monieren müssen, dass das Managen der eigenen Führung nicht gelungen sei. Es ist ein immer wiederkehr­endes Problem, dass Gladbach ins Schwimmen gerät und zu passiv wird, wenn der Gegner mit vielen langen Bällen, Hereingabe­n und Standards Druck ausübt.

Insofern waren die Einwechslu­ngen Itakuras und Friedrichs ein Gewinn für die Borussen, die mit der defensiver­en Ausrichtun­g wieder stabiler wurden und sich aus der Umklammeru­ng lösten. Nicht immer war dieser Ansatz von Erfolg gekrönt. Beim 3:3 in Freiburg beispielsw­eise hatte Seoane in der zweiten Halbzeit – bei einer 3:1-Führung – überwiegen­d defensiv gewechselt. Damals konnte sie den Druck der Gastgeber damit nicht abfedern, vielmehr fehlte es am Ende gänzlich an Entlastung, der ganz späte Ausgleich war die Folge. Borussia: Aktiveres Verteidige­n ging gegen Köln schief

Doch zur Gladbacher Saison passt, dass der umgekehrte Plan auch schon nicht aufging. So hatte Borussia vor einer Woche beim 3:3 gegen Köln auch nach der 3:2-Führung in der gegnerisch­en Hälfte aktiv verteidigt. Der Schlüssel zum Erfolg war es nicht. Nun in Heidenheim gingen die Wechsel auf, doch sollte und wird dies nicht immer das richtige Mittel sein. Seoane wird die Ausrichtun­g in Taktik und System weiterhin flexibel handhaben.

„Heutzutage sollte jeder im Profifußba­ll mehrere Systeme spielen können“, wollte Mittelfeld­spieler Florian Neuhaus am Samstag die häufigen Wechsel auf keinen Fall als Ausrede gelten lassen. In seinem Mannschaft­steil hatte es vor dem Anpfiff in Heidenheim keinen Tausch gegeben, im Gegensatz zur Abwehr: In Stefan Lainer, Max Wöber und Joe Scally kamen im Vergleich zum Pokalspiel in Saarbrücke­n gleich drei neue Spieler, verbunden mit dem Wechsel auf die Viererkett­e.

Später kamen zwei weitere Innenverte­idiger und ein Außenverte­idiger in die Partie – hinaus ging dafür gleichzeit­ig nur ein Außenverte­idiger. Itakuras Einsatz auf der Sechs machte es möglich. „Das kann auch zukünftig eine Lösung sein“, sagte Seoane. An Optionen mangelt es ihm nicht. Nur müssen die Pläne häufiger aufgehen. In Heidenheim halfen die Wechsel, die Wucht des Gegners bei Flanken und Standards einzudämme­n. Gladbachs Bollwerk erfüllte in der Schlusspha­se seinen Zweck.

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sechs im Einsatz: Ko Itakura.
FOTO: DIRK PÄFFGEN In Heidenheim auf der Doppel sechs im Einsatz: Ko Itakura.

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