Landfrauen haben Gemeinschaft im Blick
Austausch, Unterstützung und gemeinsame Unternehmungen: Die Landfrauen setzen sich in ihren Ortsverbänden dafür ein, das Leben in den Dörfern mitzugestalten und möglichst viele Frauen am Gemeindegeschehen teilhaben zu lassen.
ERKELENZER LAND „Früher, als ich gerade frisch hierher gezogen war, dachte ich auch: ‚Ich habe keine Landwirtschaft, also gehöre ich da eigentlich nicht hin‘“, erzählt Martine Roessink. Heute ist sie erste Vorsitzende der Landfrauen im Ortsverband Schwanenberg-WegbergKipshoven und hat ihre Perspektive auf ihrem Weg dorthin deutlich verändert: „Letztendlich ist jede Frau, die auf dem Land lebt, eine Landfrau.“
Ihre Mitstreiterin Sabine Göbels, ebenfalls Vorstandsmitglied des Ortsverbandes, stimmt ihr zu: „Dem traditionellen – und seien wir ehrlich: In den Köpfen vieler altbackenen – Bild der Bäuerin entspricht der moderne Zusammenschluss der Landfrauen heute nicht mehr. Von unseren 170 Mitgliedern haben weniger als zehn noch offiziell mit der Landwirtschaft zu tun. Es geht uns vor allem darum, eine Gemeinschaft aufzubauen, sich einzubringen und die eigene Heimat aktiv mitzugestalten.“
Von jungen Frauen mit Kindern bis hin zu den Ältesten wollen sie generationenübergreifend eine Anlaufstelle bieten, um das Leben und die Gemeinschaft vor Ort zu prägen. „Die Landfrauen sind für uns in erster Linie dafür da, sich zu vernetzen und mit einer großen Bandbreite von Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen man sonst vielleicht keine Berührungspunkte hätte“, erklärt Göbels. Bei den angebotenen Frühstücken oder Stammtischen gebe es regelmäßig die Gelegenheit, sich ungezwungen mit den anderen Mitgliedern auszutauschen.
Als Ortsverband sind sie darüber hinaus Teil der Vereinsgemeinschaft Schwanenberg und tragen so einen großen Teil zum dortigen Gemeindeleben bei. „Die Vereinsgemeinschaft hatte beispielsweise die Idee, einen Adventsmarkt auszurichten. Letztes
Jahr haben wir das Projekt in die Hand genommen und gemeinsam mit einigen anderen Vereinen organisiert. Zuvor haben wir mit den Frauen im Gemeindehaus gebacken, um zusätzlich zu Glühwein und anderen Getränken auch hausgemachte Leckereien anbieten zu können“, erzählt Roessink.
„Die Resonanz war großartig, allein
zum Konzert des Kirchenchores direkt vor dem Markt waren schon rund 300 Gäste gekommen“, fuhr sie fort. Göbels ergänzte: „Die tolle Atmosphäre des Marktes spricht auch dafür, dass es hier nicht um Konkurrenzkampf geht – die Vereine arbeiten Hand in Hand und bündeln ihre Kräfte, um für die Dorfgemeinschaft etwas Schönes auf die Beine
zu stellen.“Stellvertretend für die anderen mitwirkenden Vereine und Spender konnten die Landfrauen bei ihrer Jahreshauptversammlung im Januar den beim Adventsmarkt gesammelten Erlös von insgesamt 1500 Euro an das Frauenhaus Heinsberg überreichen.
Neben eigenen Aktionen und Angeboten innerhalb des Ortsverbandes
können die Landfrauen auch am Programm der Kreis- und Landesverbände teilnehmen – darunter Staudentausch, Ausflüge und Reisen, Kochkurse und PC-Schulungen sowie viele weitere Bildungsangebote. Doch auch hier legt sich der Ortsverband Schwanenberg wieder selbst ins Zeug: Im letzten Jahr organisierten die Frauen beispielsweise einen Staudentausch mit dem Verein Heimat blüht auf, demnächst gibt es unter anderem auch einen Informationsabend, bei dem die Polizei über den Schutz vor neuen Scams und Telefonbetrugsmaschen aufklärt.
„Was zudem nicht außer Acht gelassen werden darf: Historisch haben die Landfrauenverbände immer die Möglichkeit geboten, Flagge zu zeigen und für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Heute sind die Angebote vielfältiger, aber es ist trotz allem nicht nur eine Gruppierung zum Spaß – auf Verbandsebene wird viel politische Arbeit geleistet. Dass die Rentenpunkte für die Erziehungszeit anerkannt werden, haben damals zum Beispiel zu einem großen Teil auch die Landfrauen mit durchgeboxt. In dieser Hinsicht haben die Landfrauen schon eine starke Stimme“, betonte Göbels.