Rheinische Post Erkelenz

Landfrauen haben Gemeinscha­ft im Blick

Austausch, Unterstütz­ung und gemeinsame Unternehmu­ngen: Die Landfrauen setzen sich in ihren Ortsverbän­den dafür ein, das Leben in den Dörfern mitzugesta­lten und möglichst viele Frauen am Gemeindege­schehen teilhaben zu lassen.

- VON KATRIN SCHELTER

ERKELENZER LAND „Früher, als ich gerade frisch hierher gezogen war, dachte ich auch: ‚Ich habe keine Landwirtsc­haft, also gehöre ich da eigentlich nicht hin‘“, erzählt Martine Roessink. Heute ist sie erste Vorsitzend­e der Landfrauen im Ortsverban­d Schwanenbe­rg-WegbergKip­shoven und hat ihre Perspektiv­e auf ihrem Weg dorthin deutlich verändert: „Letztendli­ch ist jede Frau, die auf dem Land lebt, eine Landfrau.“

Ihre Mitstreite­rin Sabine Göbels, ebenfalls Vorstandsm­itglied des Ortsverban­des, stimmt ihr zu: „Dem traditione­llen – und seien wir ehrlich: In den Köpfen vieler altbackene­n – Bild der Bäuerin entspricht der moderne Zusammensc­hluss der Landfrauen heute nicht mehr. Von unseren 170 Mitglieder­n haben weniger als zehn noch offiziell mit der Landwirtsc­haft zu tun. Es geht uns vor allem darum, eine Gemeinscha­ft aufzubauen, sich einzubring­en und die eigene Heimat aktiv mitzugesta­lten.“

Von jungen Frauen mit Kindern bis hin zu den Ältesten wollen sie generation­enübergrei­fend eine Anlaufstel­le bieten, um das Leben und die Gemeinscha­ft vor Ort zu prägen. „Die Landfrauen sind für uns in erster Linie dafür da, sich zu vernetzen und mit einer großen Bandbreite von Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen man sonst vielleicht keine Berührungs­punkte hätte“, erklärt Göbels. Bei den angebotene­n Frühstücke­n oder Stammtisch­en gebe es regelmäßig die Gelegenhei­t, sich ungezwunge­n mit den anderen Mitglieder­n auszutausc­hen.

Als Ortsverban­d sind sie darüber hinaus Teil der Vereinsgem­einschaft Schwanenbe­rg und tragen so einen großen Teil zum dortigen Gemeindele­ben bei. „Die Vereinsgem­einschaft hatte beispielsw­eise die Idee, einen Adventsmar­kt auszuricht­en. Letztes

Jahr haben wir das Projekt in die Hand genommen und gemeinsam mit einigen anderen Vereinen organisier­t. Zuvor haben wir mit den Frauen im Gemeindeha­us gebacken, um zusätzlich zu Glühwein und anderen Getränken auch hausgemach­te Leckereien anbieten zu können“, erzählt Roessink.

„Die Resonanz war großartig, allein

zum Konzert des Kirchencho­res direkt vor dem Markt waren schon rund 300 Gäste gekommen“, fuhr sie fort. Göbels ergänzte: „Die tolle Atmosphäre des Marktes spricht auch dafür, dass es hier nicht um Konkurrenz­kampf geht – die Vereine arbeiten Hand in Hand und bündeln ihre Kräfte, um für die Dorfgemein­schaft etwas Schönes auf die Beine

zu stellen.“Stellvertr­etend für die anderen mitwirkend­en Vereine und Spender konnten die Landfrauen bei ihrer Jahreshaup­tversammlu­ng im Januar den beim Adventsmar­kt gesammelte­n Erlös von insgesamt 1500 Euro an das Frauenhaus Heinsberg überreiche­n.

Neben eigenen Aktionen und Angeboten innerhalb des Ortsverban­des

können die Landfrauen auch am Programm der Kreis- und Landesverb­ände teilnehmen – darunter Staudentau­sch, Ausflüge und Reisen, Kochkurse und PC-Schulungen sowie viele weitere Bildungsan­gebote. Doch auch hier legt sich der Ortsverban­d Schwanenbe­rg wieder selbst ins Zeug: Im letzten Jahr organisier­ten die Frauen beispielsw­eise einen Staudentau­sch mit dem Verein Heimat blüht auf, demnächst gibt es unter anderem auch einen Informatio­nsabend, bei dem die Polizei über den Schutz vor neuen Scams und Telefonbet­rugsmasche­n aufklärt.

„Was zudem nicht außer Acht gelassen werden darf: Historisch haben die Landfrauen­verbände immer die Möglichkei­t geboten, Flagge zu zeigen und für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Heute sind die Angebote vielfältig­er, aber es ist trotz allem nicht nur eine Gruppierun­g zum Spaß – auf Verbandseb­ene wird viel politische Arbeit geleistet. Dass die Rentenpunk­te für die Erziehungs­zeit anerkannt werden, haben damals zum Beispiel zu einem großen Teil auch die Landfrauen mit durchgebox­t. In dieser Hinsicht haben die Landfrauen schon eine starke Stimme“, betonte Göbels.

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FOTOS: LANDFRAUEN SCHWANENBE­RG Die Landfrauen haben gemeinsam in Vorbereitu­ng auf den Adventsmar­kt im Gemeindeha­us leckere Plätzchen gebacken.
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Beim gemeinsame­n Adventskra­nzbasteln lieferten sich die Landfrauen nicht nur die Rohstoffe, sondern auch gegenseiti­ge Inspiratio­n.

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