Rheinische Post Erkelenz

Müllsammel­n belebt Kopf und Landschaft

Die „Müll & more“-Gruppe schwärmte jetzt in den Beecker Wald aus, um die Natur von allerhand Müll und Unrat zu befreien. Dabei entdeckten sie auch kuriose Fundstücke.

- VON RAINER SCHNETTLER

Um 10 Uhr bei bedecktem Himmel traf sich am vergangene­n Samstag die neunköpfig­e „Müll & more“-Gruppe aus Gripekoven und Ellinghove­n an dem Parkplatz im Beecker Wald. Ausgerüste­t mit Greifzange­n, Warnwesten, Mülltüten und Handschuhe­n vom Bauhof der Stadt Wegberg zuckelten zwei kleine Gruppen gemütlich mit drei Bollerwage­n den Grenzlandr­ing auf und ab, eine dritte Gruppe reinigte den Beecker Wald im Bereich seiner Hauptwege. Es herrschte eine gute Stimmung.

Die „Müll & more“-Gruppe übrigens, die aus Personen zumeist etwas reiferer Jahrgänge besteht, sammelt nicht nur Abfall aus der Natur, sie kümmert sich auch um Baumverede­lung und Naturschut­zthemen, besucht gemeinsam besondere Gartenanla­gen, presst im Herbst frischen Apfelsaft und brät zur Wintersonn­enwende knusprige Reibekuche­n.

Später, nach erfolgreic­her Abfalljagd, trafen alle wieder zusammen im Café Holtmühle auf einen Kaffee oder Tee, gespendet von einer Mitsammler­in und dem Café-Betreiber Johannes Kuhle. Dabei wurde der erfolgreic­hen Organisato­rin der Reinigungs­aktion, Monica Carruthers, der „Blaue Ehrendiama­nt“als Auszeichnu­ng für ihr Engagement überreicht. Wobei es sich bei diesem „Ehrendiama­nten“wohl doch eher um eines der vielen Fundstücke vom Wegesrand gehandelt haben dürfte, tatsächlic­h aus billigem Kunststoff statt aus edlem Kohlenstof­f bestehend. Und man spekuliert­e über die illegalen Entsorger. Einen gewissen Zwiespalt im Denken darf man annehmen, wenn ein Gartenfreu­nd den Plastikträ­ger für seine sechs Primeln einfach ins Gebüsch geworfen hat; als wenn der Garten eine bessere Natur sei, die „normale“aber nur ein übergroßer Abfallbehä­lter. Oder wenn Hundehalte­r, die stets dieselbe Route zwischen Grenzlandr­ing und

Kiefernweg am Stadion entlang nehmen, dabei in „mühevoller“Sammelarbe­it die Kotbeutel an einer Ligusterhe­cke auf einen Haufen werfen, statt sie zu einem Abfallbehä­lter zu bringen. Bis sich dann gut 50 Stück dort stapeln.

Auch gibt es Katzenfreu­nde, die das gebrauchte Katzenstre­u lieber en gros in die Natur entsorgen, als das Entgelt für den dadurch anfallende­n Hausmüll zu zahlen. Erstaunlic­he Funde sind ein defekter Elektroras­enmäher, ein Straßenbeg­renzungspf­ahl, ein silbernes Salatbeste­ck, ein schönes Taschenmes­ser. Ein Sammler äußerte den Verdacht, dass es möglicherw­eise für Manchen attraktiv sei, Müll in der Natur erst dann zu entsorgen, wenn man wisse, dass in den nächsten Tagen gesammelt werde.

Und manchmal findet sich auch Skurriles. Wie das Musterheft einer Lederkolle­ktion oder eine perfekt verschließ­bare Schale aus Jenaer Glas, noch mit einigen fast frischen Minicroiss­ants darin. Im Metallbere­ich ist ein museumsrei­fer VHS-Videorecor­der zu nennen, ein Balkongitt­er

oder eine Hutablage im Stil der 50er-Jahre. Und das Fazit aller Teilnehmer­innen und Teilnehmer: „Hat wie immer Spaß gemacht.“

Die Stadt Wegberg entsorgt stets nach der Sammelakti­on von „Müll & more“die an mehreren Sammelpunk­ten gestapelte­n Altreifen, zahlreiche­n gut gefüllten Müllsäcke, Blumentöpf­e und und und.

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FOTO: RAINER SCHNETTLER Die Müllausbeu­te im Beecker Wald.

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