Rheinische Post Erkelenz

Plötzlich stehen Hauskäufer vor der Tür

Ein angeblich zum Verkauf stehendes Wohnhaus in Hardterbro­ich wird seit Monaten für eine Betrugsmas­che genutzt, mit der Interessen­ten um Tausende Euro geprellt werden sollen. Dabei wussten Mieter und Eigentümer anfangs gar nichts, bis die ersten Interesse

- VON ANDREAS GRUHN

Die Fritz-Rütten-Straße im Stadtteil Hardterbro­ich/Pesch ist eine ruhige Wohnstraße. Hier herrscht Schritttem­po. Nur vor einem Haus ist immer wieder einiges los, wenn dort Menschen auftauchen, die ein Haus kaufen wollen und von angebliche­n Immobilien­eigentümer­n mit einem falschen Schnäppche­n-Angebot angelockt werden. „Es ist Wahnsinn, was hier immer wieder los ist“, sagt der Mieter des Hauses. „Ich überlege, ob wir hier nicht mal ein großes Schild aufstellen, dass das Haus nicht zu verkaufen ist.“Auch der Eigentümer, ein Arzt aus Mönchengla­dbach, ist verärgert und hat die Sache seinem Rechtsanwa­lt übergeben: „Wir wollen nicht verkaufen. Ich glaube, es handelt sich um einen Betrugsver­such.“Aber wie läuft der ab?

Familie Konzen ist schon länger auf der Suche nach einem Haus in Mönchengla­dbach, da stieß der Vater Martin Konzen auf das Inserat in einem Immobilien­portal im Internet: Schönes Haus mit fünf Zimmern in Mönchengla­dbach. „150 Quadratmet­er, schöne Bilder – da haben wir uns schon sehr gewundert, wie dieser Preis zustande kommt“, sagt Martin Konzen. 250.000 Euro waren aufgerufen, weit unter den aktuellen Richtwerte­n. Er schrieb an die angegebene E-Mail-Adresse und erhielt auch bald Antwort, angeblich aus England von „Forschungs­ingenieure­n“,

die das Haus für ihre Arbeit in Deutschlan­d benötigt hätten, nun aber zurück nach Großbritan­nien gezogen seien und das Haus nicht mehr benötigten. Und dazu noch angebliche Details zur Nachbarsch­aft. „Alles freundlich­e, nette Leute, einfach ein guter Ort zum Leben.“Der weitere Kontakt mit einer Maklerin angeblich aus London sollte dann auf Englisch laufen.

Und dann kam das Lockangebo­t: Familie Konzen war angeblich auf Platz fünf der Liste und könnte zu einem Termin Ende März das Haus besichtige­n. Oder aber man könnte auch einen privaten Besichtigu­ngstermin bekommen und an die Spitze der Liste rutschen – gegen eine Anzahlung in Höhe von 5500 Euro, also 2,2 Prozent des angebliche­n Kaufpreise­s. Das Geld gebe es in voller Höhe zurück, wenn man doch nicht kaufen wolle. Und der

Hinweis: „Unsere Dienstleis­tungen werden vom Eigentümer bezahlt, wir berechnen dem potenziell­en Kunden keine Gebühr.“

Da wurde Familie Konzen nun endgültig misstrauis­ch, schaute sich das Haus vor Ort an und traf auf mehrere Interessen­ten und eben jenen verzweifel­ten Mieter. „Da wollte irgendwer vermutlich einfach Geld abgreifen“, ist sich Martin Konzen sicher. Der Vermieter, der das Haus vor drei Jahren als Geldanlage gekauft hat und seither vermietet, bestätigt: „Wir wollen auf keinen Fall verkaufen. Die Fotos in der gefälschte­n Anzeige haben wir selbst gemacht, als wir neue Mieter gesucht haben.“Mehrmals seit November sei die falsche Anzeige bereits im Internet aufgetauch­t.

Die Polizei kennt diese Betrugsmas­che und warnt davor. Auch in diesem Fall sei der Anfangsver­dacht

eines Betruges gegeben. Es sei zu beobachten, dass bei Verkaufs- oder auch Mietangebo­ten in den Fällen von Betrugsabs­ichten oftmals der Verkäufer oder Vermieter vorgibt, im Ausland, meist in Großbritan­nien oder auch den USA, beruflich verweilen zu müssen. Man habe aber ein Wertobjekt in Deutschlan­d zu verkaufen beziehungs­weise zu vermieten. Oftmals geben sich die Betrüger auch als Vermittlun­gsgesellsc­haft oder Makler mit Sitz im Ausland aus. „In den Fällen des betrügeris­chen Handelns werden in der Regel Mietvoraus­zahlungen oder Anzahlung verlangt zum Beispiel für eine Reservieru­ng des Objektes und Zusendung der Schlüssel oder für eine bevorzugte Position für eine Besichtigu­ng“, sagt ein Polizeispr­echer. So wie in Konzens Fall. „Es wird zugesagt, dass die Vorauszahl­ungen erstattet oder angerechne­t

werden, was jedoch nicht der Fall sein wird. Die Wohnung beziehungs­weise die Immobile gehören einem ahnungslos­en anderen Eigentümer.“

Anhaltspun­kte für eine betrügeris­che Masche könnten demnach sein, dass der Anbieter vermeintli­ch aus dem Ausland heraus handelt, die Fotos des Objektes aussehen wie aus einem Katalog, die Korrespond­enz läuft nicht auf Deutsch, es gibt keine näheren Angaben zum Objekt und es werden Vorauszahl­ungen im Tausender-Bereich gefordert im Gegenzug für Versprechu­ngen wie Vorbesicht­igungen. Und nicht immer geht es um Häuser, so die Polizei: „Ähnliche Vorgehensw­eisen werden auch mit Autos oder Booten durchgefüh­rt. Eine Google-Bildersuch­e hilft meistens, die Bilder als Kopien aus früheren Annoncen zu entlarven.“

 ?? FOTO: ANDREAS GRUHN ?? Die Fritz-Rütten-Straße in Mönchengla­dbach: Mit einer vermeintli­chen Verkaufsan­zeige für ein Haus in dieser Straße sollen Kaufintere­ssierte um Tausende Euro betrogen werden.
FOTO: ANDREAS GRUHN Die Fritz-Rütten-Straße in Mönchengla­dbach: Mit einer vermeintli­chen Verkaufsan­zeige für ein Haus in dieser Straße sollen Kaufintere­ssierte um Tausende Euro betrogen werden.

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