Plötzlich stehen Hauskäufer vor der Tür
Ein angeblich zum Verkauf stehendes Wohnhaus in Hardterbroich wird seit Monaten für eine Betrugsmasche genutzt, mit der Interessenten um Tausende Euro geprellt werden sollen. Dabei wussten Mieter und Eigentümer anfangs gar nichts, bis die ersten Interesse
Die Fritz-Rütten-Straße im Stadtteil Hardterbroich/Pesch ist eine ruhige Wohnstraße. Hier herrscht Schritttempo. Nur vor einem Haus ist immer wieder einiges los, wenn dort Menschen auftauchen, die ein Haus kaufen wollen und von angeblichen Immobilieneigentümern mit einem falschen Schnäppchen-Angebot angelockt werden. „Es ist Wahnsinn, was hier immer wieder los ist“, sagt der Mieter des Hauses. „Ich überlege, ob wir hier nicht mal ein großes Schild aufstellen, dass das Haus nicht zu verkaufen ist.“Auch der Eigentümer, ein Arzt aus Mönchengladbach, ist verärgert und hat die Sache seinem Rechtsanwalt übergeben: „Wir wollen nicht verkaufen. Ich glaube, es handelt sich um einen Betrugsversuch.“Aber wie läuft der ab?
Familie Konzen ist schon länger auf der Suche nach einem Haus in Mönchengladbach, da stieß der Vater Martin Konzen auf das Inserat in einem Immobilienportal im Internet: Schönes Haus mit fünf Zimmern in Mönchengladbach. „150 Quadratmeter, schöne Bilder – da haben wir uns schon sehr gewundert, wie dieser Preis zustande kommt“, sagt Martin Konzen. 250.000 Euro waren aufgerufen, weit unter den aktuellen Richtwerten. Er schrieb an die angegebene E-Mail-Adresse und erhielt auch bald Antwort, angeblich aus England von „Forschungsingenieuren“,
die das Haus für ihre Arbeit in Deutschland benötigt hätten, nun aber zurück nach Großbritannien gezogen seien und das Haus nicht mehr benötigten. Und dazu noch angebliche Details zur Nachbarschaft. „Alles freundliche, nette Leute, einfach ein guter Ort zum Leben.“Der weitere Kontakt mit einer Maklerin angeblich aus London sollte dann auf Englisch laufen.
Und dann kam das Lockangebot: Familie Konzen war angeblich auf Platz fünf der Liste und könnte zu einem Termin Ende März das Haus besichtigen. Oder aber man könnte auch einen privaten Besichtigungstermin bekommen und an die Spitze der Liste rutschen – gegen eine Anzahlung in Höhe von 5500 Euro, also 2,2 Prozent des angeblichen Kaufpreises. Das Geld gebe es in voller Höhe zurück, wenn man doch nicht kaufen wolle. Und der
Hinweis: „Unsere Dienstleistungen werden vom Eigentümer bezahlt, wir berechnen dem potenziellen Kunden keine Gebühr.“
Da wurde Familie Konzen nun endgültig misstrauisch, schaute sich das Haus vor Ort an und traf auf mehrere Interessenten und eben jenen verzweifelten Mieter. „Da wollte irgendwer vermutlich einfach Geld abgreifen“, ist sich Martin Konzen sicher. Der Vermieter, der das Haus vor drei Jahren als Geldanlage gekauft hat und seither vermietet, bestätigt: „Wir wollen auf keinen Fall verkaufen. Die Fotos in der gefälschten Anzeige haben wir selbst gemacht, als wir neue Mieter gesucht haben.“Mehrmals seit November sei die falsche Anzeige bereits im Internet aufgetaucht.
Die Polizei kennt diese Betrugsmasche und warnt davor. Auch in diesem Fall sei der Anfangsverdacht
eines Betruges gegeben. Es sei zu beobachten, dass bei Verkaufs- oder auch Mietangeboten in den Fällen von Betrugsabsichten oftmals der Verkäufer oder Vermieter vorgibt, im Ausland, meist in Großbritannien oder auch den USA, beruflich verweilen zu müssen. Man habe aber ein Wertobjekt in Deutschland zu verkaufen beziehungsweise zu vermieten. Oftmals geben sich die Betrüger auch als Vermittlungsgesellschaft oder Makler mit Sitz im Ausland aus. „In den Fällen des betrügerischen Handelns werden in der Regel Mietvorauszahlungen oder Anzahlung verlangt zum Beispiel für eine Reservierung des Objektes und Zusendung der Schlüssel oder für eine bevorzugte Position für eine Besichtigung“, sagt ein Polizeisprecher. So wie in Konzens Fall. „Es wird zugesagt, dass die Vorauszahlungen erstattet oder angerechnet
werden, was jedoch nicht der Fall sein wird. Die Wohnung beziehungsweise die Immobile gehören einem ahnungslosen anderen Eigentümer.“
Anhaltspunkte für eine betrügerische Masche könnten demnach sein, dass der Anbieter vermeintlich aus dem Ausland heraus handelt, die Fotos des Objektes aussehen wie aus einem Katalog, die Korrespondenz läuft nicht auf Deutsch, es gibt keine näheren Angaben zum Objekt und es werden Vorauszahlungen im Tausender-Bereich gefordert im Gegenzug für Versprechungen wie Vorbesichtigungen. Und nicht immer geht es um Häuser, so die Polizei: „Ähnliche Vorgehensweisen werden auch mit Autos oder Booten durchgeführt. Eine Google-Bildersuche hilft meistens, die Bilder als Kopien aus früheren Annoncen zu entlarven.“