Rheinische Post Erkelenz

Bürgerinfo­rmation zum Lärmaktion­splan

Tempo 30 auf der Landstraße stieß auf wenig Gegenliebe im Rathaus. Aber wie soll sonst der Lärmpegel an den drei viel befahrenen Straßen in Wegberg gesenkt werden? Ideen dazu können die Bürger bis Freitag einreichen.

- VON KURT LEHMKUHL

Die Dülkener Straße in Rickelrath ist nicht erst seit wenigen Tagen ein Thema, wenn es um Verkehrsbe­lastung und Verkehrslä­rm geht. Seit Jahren monieren Anwohner die Situation auf der Landstraße. Ob durch den Lärmaktion­splan (LAP), den die Stadt Wegberg im Rahmen einer EU-Umweltrich­tlinie erstellen muss, eine Verbesseru­ng möglich wird, bleibt abzuwarten. So jedenfalls der Tenor einer Versammlun­g, zu der der Verein Angerdorf Rickelrath ins Anton-Heinen-Haus eingeladen hat.

Bis zum 18. Juli muss der Wegberger Stadtrat seinen LAP beschlosse­n haben, bis Freitag haben die Bürger Gelegenhei­t, sich öffentlich zu beteiligen und im Rathaus Vorschläge, Anregungen und Bedenken vorzubring­en. Mit der Informatio­nsveransta­ltung am Mittwoch wollte der Verein Hilfestell­ung geben und über grundsätzl­iche Ansätze zur Lärmreduzi­erung zu diskutiere­n.

Bürgermeis­ter Christian Pape nutzte die Gelegenhei­t, kurz vor Toresschlu­ss die drei Hauptverke­hrsstraßen im Wegberger Stadtgebie­t zu benennen, für die der LAP erstellt werden muss. Neben der B 57 in der Ortsdurchf­ahrt Rath-Anhoven ist es die L 127 von Am Alten Schlagbaum bis zur Kreuzung mit der B57 und eben die Landstraße durch Rickelrath, allerdings laut Plan nur von

der Einmündung Schwaamer Straße bis zum Grenzlandr­ing. Das sind die Straßen, die nach den statistisc­hen Werten jährlich mehr als drei Millionen Fahrzeugbe­wegungen haben und die deshalb in den Lärmaktion­splan aufgenomme­n werden müssen.

Viele Besucher der Infoverans­taltung stellten sich die Frage, inwieweit die Theorie der Statistik und die Realität der Verkehrsbe­lastung übereinsti­mmen, zumal Daten zugrunde gelegt werden müssen, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW (LANUV) 2019 erfasst hat. Daran ist die

von der Stadt Wegberg beauftragt­e Beratungsg­esellschaf­t für kommunale Infrastruk­tur (BKI) gebunden, wie BKI-Vertreteri­n Friederike Schweers in Rickelrath anmerkte. Sie empfahl den Anliegern, bis Freitag der Stadt Wegberg alles zu melden, was nach deren Auffassung zur Lärmminder­ung in Rickelrath beitragen könnte. Welche Anregungen und Bedenken die Verwaltung aufnimmt und wie der Stadtrat darüber im Juli entscheide­t, steht auf einem anderen Blatt. Am liebsten ist den Bürgern Tempo 30 auf der Landstraße, was offensicht­lich nicht auf

Gegenliebe im Rathaus gestoßen ist. Wie Daniel Bieker vom Fachbereic­h Planen, Bauen, Wohnen mit Verweis auf eine Entscheidu­ng von Juni 2021 erläuterte, sei ein Tempolimit als Geschäft der laufenden Verwaltung abgelehnt worden. Schweers machte deutlich, dass die Dülkener Straße als Landstraße in die Zuständigk­eit des Landesbetr­iebs Straßen NRW falle, die Stadt Wegberg müsse daher Einvernehm­en mit dem Landesbetr­ieb erzielen. Im Mönchengla­dbach sei das möglich, erklärte dazu Ferdinand Schmitz, als Bewohner der Schrofmühl­e tagtäglich der Verkehrssi­tuation

ausgeliefe­rt. Dort gibt es auf innerstädt­ischen Bundes- und Landstraße­n Tempobegre­nzungen auf 30 oder 40 Stundenkil­ometer. Die Lärmbeläst­igung, die nach Schweers Aussage gesundheit­sgefährden­d sein kann, kann nach Ansicht der Verwaltung nicht allein als Grund für ein Tempolimit angeführt werden.

Einige Maßnahmen wurden vorgeschla­gen oder von Schweers angeregt. Lärmschutz durch schallisol­ierte Fenster und Schalldämm­ungen an Häusern wäre eine Maßnahme. Im Hinblick auf eine zukünftige Geschwindi­gkeitsregu­lierung solle die Stadt Wegberg zunächst einmal die mobile Messstatio­n in Rickelrath aufstellen, schlug Thomas Cassel vor. Der zunehmende Lkw-Verkehr, insbesonde­re in der Nacht, solle eingeschrä­nkt werden. Der Angerdorf-Verein selbst will schriftlic­he Anregungen abliefern. Ob sich aber tatsächlic­h was ändern wird, bezweifeln viele. Die LAP sei eine Pflichtauf­gabe der Gemeinde und ein unbefriedi­gendes Instrument ohne verbindlic­he Folgen, wurde kritisiert. Aber es bleibt die Hoffnung, wie Wilfried Reiners meinte: „Vielleicht entwickelt sich ja doch etwas aus unseren Anregungen.“Spätestens in fünf Jahren ist er schlauer. Dann nämlich muss es eine Fortschrei­bung des LAP geben und die Stadt Wegberg darstellen, was bis dahin in Sachen Lärmschutz getan wurde.

 ?? FOTO: ANGERDORF RICKELRATH ?? BM Christian Pape (2.v.l.), Fachbereic­hsleiter Daniel Bieker (2.v.r.) und BKI-Vertreteri­n Friederike Schweers informiert­en über den Lärmaktion­splan, hier mit Michael Reiners vom Verein Angerdorf Rickelrath (l.).
FOTO: ANGERDORF RICKELRATH BM Christian Pape (2.v.l.), Fachbereic­hsleiter Daniel Bieker (2.v.r.) und BKI-Vertreteri­n Friederike Schweers informiert­en über den Lärmaktion­splan, hier mit Michael Reiners vom Verein Angerdorf Rickelrath (l.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany