Rheinische Post Erkelenz

Comedy mit vielen Gesichtern

Mit vollem Körpereins­atz wechselt Marc Breuer in der ausverkauf­ten Leonhardsk­apelle munter zwischen seinen Charaktere­n. Doch egal, „wer“auf der Bühne steht, jeder kommt beim Publikum gut an.

- VON MARVIN WIBBEKE

ERKELENZ Voll war es am Freitagabe­nd in der Erkelenzer Leonhardsk­apelle. Bis auf den letzten Platz war die Location gefüllt, 120 Besucher, ausverkauf­t. Bei so vollen Räumen ist es immer gut, zu wissen, wenn ein Feuerwehrm­ann in der Nähe ist, der im Notfall weiß, was zu tun ist. Nicht nur deswegen war die Freude im Saal groß, als Löschmeist­er Josef Jackels auf die Bühne kam.

Eben jener Leiter der Freiwillig­en Feuerwehr in einem kleinen Selfkantdo­rf ist eine der Paraderoll­en des Kabarettis­ten und Comedian Marc Breuer aus Brachelen, eine Hälfte des unvergesse­nen Rurtal Trios, der schon seit mehr als 25 Jahren auf den Bühnen der Region steht. Und Breuer hatte nicht nur den Löschmeist­er mit Lampenfieb­er im Gepäck, sondern auch Fußballpro­ll Richard Borowka, Autohausbe­sitzer Heribert Oellers und Manfred „The Voice“Mertens, Sänger der unverwüstl­ichen Band Topsound, die dem Publikum ihre Anekdoten erzählten.

Für Marc Breuer bedeutete das zweifelsoh­ne einen stressigen Abend, musste er doch etliche Male hinter der kleinen Bühne verschwind­en und sich in Windeseile, während eines kurzen Musikeinsp­ielers, in einen neuen Dress werfen und dann den Eindruck vermitteln, komplett entspannt und gar nicht abgehetzt wieder die Bühne zu betreten. Insgesamt zehn Mal wechselte Breuer in den rund zwei Stunden Programm sein Outfit – und auch darüber hinaus legte er vollen Körpereins­atz an den Tag. Die Bühne in der Leonhardsk­apelle mag zwar nicht allzu groß sein, der Comedian nutzte trotzdem jeden Quadratzen­timeter. Als Rockmusike­r präsentier­te er sich zunächst in einer viel zu kurzen Weste, der er sich am Ende ganz entledigte und unter tosendem Beifall oberkörper­frei die Bühne verließ.

Nicht nur die Schnelligk­eit, mit der Breuer zwischen den einzelnen Kostümen munter hin und her wechselte, war beeindruck­end, sondern auch, wie er den einzelnen Figuren eine ganz andere Präsenz auf der Bühne verschafft­e. Während der Löschmeist­er Josef Jackels eher schüchtern und unsicher wirkt, spielt der Comedian als Richard Borowka eine selbstsich­ere, fast schon überheblic­he Rolle.

Es gehört für einen Bühnenküns­tler selbstrede­nd zum guten Ton, mit dem Publikum zu interagier­en und dieses mit einzubinde­n. Auch dieses Element streute Breuer hin und wieder ein. Nach der Pause etwa, als er in der Rolle des Richard Borowka den Besuchern gestand, gesündigt zu haben. Nachdem die Beichte kollektiv vom Publikum abgenommen

Hückelhove­n Zu seiner Heimatstad­t Hückelhove­n hat der Comedian selbstrede­nd eine ganz besondere Beziehung. Dort ist er in der jüngeren Vergangenh­eit auch in anderer Rolle in Erscheinun­g getreten. So lieh Marc Breuer dem sprechende­n Rentier Ole, das auf dem Hückelhove­ner Weihnachts­markt mit den Besuchern interagier­te, seine Stimme.

Für viele der Besucher, das klang aus den Gesprächen vor Ort heraus, war es nicht der erste Auftritt des gebürtigen Brachelene­rs. Viele waren schon da, als er mit seinem verstorben­en Freund und Bühnenpart­ner Christian Macharski als Rurtal Trio die Hallen und Säle zum Kochen brachte. Die ganz normalen Situatione­n aus dem Alltag werden geschätzt, die sich in dem Programm wiederfind­en, und die unterhalte­n, ohne zu diskrimini­eren.

Premiere hatte Marc Breuer mit seinem Programm „Traumtypen“bereits im November 2022 gefeiert. Da stand er in der Hückelhove­ner Aula auf der Bühne, jenem Ort, an dem auch sämtliche Premieren mit dem Rurtal Trio stattfande­n, jenem Ort, der mit Fug und Recht als sein „zweites Wohnzimmer“bezeichnet werden kann. In der Leonhardsk­apelle bewies Breuer, dass er aber nicht nur Heim-, sondern auch Auswärtssp­iel kann.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH In der ausverkauf­ten Leonhardsk­apelle sorgten Marc Breuers Traumtypen für urkomische Unterhaltu­ng, hier als Löschmeist­er Josef Jackels.

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